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Die Rhein-Neckar-Löwen waren im Derby nicht aufzuhalten (RNZ)

Handball-Bundesliga: Der Tabellenführer setzte sich klar mit 30:22 in Friesenheim durch.

Ludwigshafen. Vorletzter gegen Spitzenreiter, Namenlose gegen Bundesliga-Stars. Vor dem Handball-Derby zwischen der TSG Friesenheim und den Rhein-Neckar Löwen waren die Rollen gestern klar verteilt. Wohl so gut wie jeder rechnete mit einem badischen Schützenfest in der Vorderpfalz. Das Löwen-Ziel in der mit 2250 Zuschauern ausverkauften Friedrich-Ebert-Halle konnte also nur lauten: Eifrig Tore sammeln, um den punktgleichen THW Kiel auf Distanz zu halten. Und das gelang letztlich auch. Friesenheim war beim 30:22 (15:10)-Auswärtssieg der Löwen chancenlos. „Wichtig war, dass wir so gut gestartet sind“, analysierte Löwen-Rechtaußen Patrick Groetzki: „Friesenheim kam danach eigentlich nicht mehr in Reichweite.“

Los legten die Löwen mit vereinten Kräften, aber ohne die eine oder andere Stammkraft. So schauten Uwe Gensheimer und Kim Ekdahl du Rietz zunächst nur zu. Rotation nennt man das. Und das kann man auch guten Gewissens tun, wenn man die Qual der Wahl hat, wenn man einen Stefan Sigurmannsson und einen Mads Mensah im Kader hat.

Das erste Tor fiel spät. Knapp drei Minuten waren schon gespielt, als Löwen-Spielmacher Andy Schmid einen Siebenmeter zur 1:0-Führung ins Eulen-Gehäuse zwirbelte. Und die Besten aus dem Südwesten legten nach, führten nach sieben Minuten mit 5:2. Doch die Roten blieben dran, fanden immer wieder Lücken im gelben Abwehrriegel. Ein Derby auf Augenhöhe also? Nein. Denn irgendwie hatte man das Gefühl, als könnten die Löwen immer, wenn sie wollten: Da fischte Hexer Niklas Landin einfach mal ein, zwei Bälle von der Linie, die dann Alexander Petersson und Co. postwendend auf der anderen Seite versenkten.

Zur Pause stand es 15:10 für den Favoriten – standesgemäß, aber eben nicht völlig zufriedenstellend. Löwen-Trainer Nikolaj Jacobsen schien es ähnlich zu sehen: Mit raumgreifenden Schritten und hochrotem Kopf stiefelte der Däne in Richtung Kabinentrakt. Da bestand offenbar Redebedarf.

Geändert hat sich nach dem Wechsel zunächst wenig. Bei den Löwen, die häufig in Unterzahl über die Platte sausten, wurde Schmid mehr und mehr zum Alleinunterhalter. Vor allem sein Auge und seine Präzision bei Strafwürfen beeindruckten: Der Schweizer verwandelte fünf in Serie. Dass die Bälle dabei meist wie in Zeitlupe auf den Kasten segelten, war für das Friesenheimer Torhütergespann Klier/Bender eine niederschmetternde Erfahrung.

Beim Stand von 20:14 (42.) für die Löwen war die Vorentscheidung gefallen. Danach brachen dann alle Dämme am anderen Rheinufer. Nach 49 Minuten lagen die Badener mit zehn Toren in Front (27:17), dass es wenig später doch wieder erträglicher für die Heimsieben aussah, hatte auch mit TSG-Keeper Maximilian Bender zutun. Der Ex-Löwe zeigte starke Paraden. Genutzt haben sie am Ende nichts…

Rhein-Neckar Löwen: Schmid 6/5, Sigurmannsson 6/1, Myrhol 6, Steinhauser 1, Mensah 1, Groetzki 4, Reinkind 1, Petersson 4, Ekdahl du Rietz 1.

Zuschauer: 2250

Von Daniel Hund