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„Die SAP Arena ist immer etwas Besonderes“

Ex-Löwe Tamas Mocsai über seinen Blitztransfer zu MKB-MVM Veszprém

Zwölf Jahre hatte Tamas Mocsai nicht mehr für einen Verein aus seiner Heimat Ungarn gespielt, nun läuft er – für den Linkshänder selbst überraschend – für Meister MKB-MVM Veszprém auf, der am Sonntag (19 Uhr, live bei Eurosport) in der SAP Arena zum Neustart der VELUX EHF Champions League gastiert.

Veszprém liegt als Tabellenführer der Gruppe A drei Punkte vor den Löwen. Mocsai, der in der Saison 2005/2006 für die Rhein-Neckar Löwen spielte und 2006 ins DHB-Pokal-Finale einzog, erhielt Ende Dezember die Anfrage vom Plattensee. Kurzfristig löste er seinen Vertrag bei der TSV Hannover-Burgdorf auf und wechselte in seine Heimat. In Veszprém soll der 35-Jährige die Lücke füllen, die durch den Ausfall von Weltstar Laszlo Nagy (Knie- und Schienbeinverletzung) im rechten Rückraum entstanden ist.

Mocsai, Sohn des ungarischen Nationaltrainers Lajos Mocsai unter dem er auch in der Nationalmannschaft spielt, begann seine Karriere in Lemgo, spielte von 1999 bis 2002 beim ungarischen Verein Dunaferr, ehe er in die Schweiz (Suhr, Winterthur) wechselte, bevor er bei den Löwen wieder für einen deutschen Verein spielte. Über die Stationen Lemgo und Flensburg landete er schließlich bei den „Recken“ aus Hannover, bei denen er in der Vorsaison ein entscheidender Faktor für die erstmalige Qualifikation für einen europäischen Wettbewerb war. Zuletzt führten Vater und Sohn Mocsai die Ungarn auf den achten Platz bei der Europameisterschaft in Dänemark.

In diesem Interview spricht Tamas Mocsai über seinen Blitztransfer, aber auch die Aussichten von Veszprém am Sonntag in der SAP Arena.

Zum 1. Januar sind Sie nach Veszprém gewechselt. Haben Sie sich mittlerweile am Balaton eingelebt?

Tamas Mocsai: Viel Zeit, mir etwas anzuschauen, hatte ich noch nicht. Ich habe wegen der EM natürlich auch erst ein paar Mal mit der Mannschaft trainieren können. Aber diese Zeit haben wir sehr effektiv genutzt, um mich einzuspielen.

Bei der EM konnten Sie ja auch schon mit einigen Mannschaftskameraden aus Veszprém zusammenspielen…

Tamas Mocsai: Ja, ein paar waren dabei, früher waren es allerdings mehr Spieler aus Veszprém.

Kam der kurzfristige Wechsel aus Hannover nach Veszprém auch für Sie überraschend?

Tamas Mocsai: Nach meiner Verletzung und der Verpflichtung von Runar Karason standen in Hannover drei Linkshänder im Kader, zeitgleich kam eine Anfrage aus Veszprém, ob ich mir vorstellen könnte, Laszlo Nagy etwas zu entlasten. Die Anfrage eines Klubs wie Veszprém war natürlich eine große Ehre für mich – und deswegen habe ich die Aufgabe schnell angenommen. Es war nicht geplant, dass ich wechsle, es war mehr ein Zufall, also kam alles auch für mich überraschend.

Somit werden Sie Ihren Vater auch häufiger als zuvor treffen…

Tamas Mocsai: Ja, das ist ein sehr positiver Nebeneffekt, dass ich meine Familie jetzt häufiger sehe. Vor allem mein Vater wird sicherlich öfter bei unseren Spielen sein.

Wie ist es, nach so langer Zeit wieder in der Heimat aufzulaufen?

Tamas Mocsai: Ich war die vergangenen zwölf Jahre im Ausland, deswegen ist es schön, wieder daheim zu sein. Es ist ja das erste Mal, dass ich für Veszprém spiele, mein einziger ungarischer Profiverein war ja Dunaferr – und den hatte ich 2002 verlassen. Veszprém ist ein äußerst professionell geführter Verein mit tollen Spielern und einem tollen Umfeld. Zudem habe ich so auch noch einmal die Möglichkeit in der Champions League zu spielen.

Die VELUX EHF Champions League ist ein gutes Stichwort. Viele Experten sagen, in dieser Saison sei die Zeit reif für Veszprém, erstmals das VELUX EHF FINAL4 in Köln zu erreichen. Wie sehen Sie die Chancen?

Tamas Mocsai: Ich denke, viele gute Konkurrenten haben das gleiche Ziel Köln, wie wir es haben. Wir sind gut beraten, jedes Spiel einzeln zu betrachten und nicht schon so weit nach vorne zu schauen. Aber grundsätzlich hat unsere Mannschaft das Potenzial, bis nach Köln zu kommen.

Ihr erstes internationales Spiel mit Ihrem neuen Verein führt Sie gleich wieder zurück nach Deutschland. Auch so ein Zufall?

Tamas Mocsai: Ich freue mich total auf die Partie am Sonntag. Es ist immer etwas Besonderes in der SAP Arena vor so vielen tollen Zuschauern aufzulaufen.

Tabellenführer Veszprém tritt dabei beim Tabellenzweiten Rhein-Neckar Löwen an – wer ist Ihrer Meinung nach der Favorit?

Tamas Mocsai: Das ist gerade nach einer Europameisterschaft schwer zu sagen. Die Mannschaften müssen sich erst einmal finden. Wir hatten in der ungarischen Liga nach der EM-Pause keine schweren Aufgaben zu bewältigen, die Löwen mussten am Mittwochabend in Flensburg ran, das ist schon etwas anderes. Die Löwen spielen aber einen sehr attraktiven Handball und haben im denkbar knappen Hinspiel ihr Potenzial gezeigt. Ich denke, es gibt keinen Favoriten in diesem Spiel.

Ihr Vertrag läuft erst einmal bis zum Saisonende. Hängen Sie dann noch ein paar Jahre in Veszprém dran?

Tamas Mocsai: Das weiß ich noch nicht. Was nach dem Saisonende kommt, wird sich zeigen. Ich bin ja schließlich auch schon 35.