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Die Weltelite verneigt sich vor Oleg
MANNHEIM. Auf der Anzeigetafel in der SAP Arena stand zwar 31:34, Verlierer aber gab es gestern Abend nicht. Nicht auf der Platte, wo sich die Rhein-Neckar-Löwen und eine Handball-Weltauswahl gegenüberstanden, und nicht auf den Rängen, wo 8451 Zuschauer keine Sekunde bereuen mussten, Karten für dieses Benefizspiel zugunsten Kataryna und Nikita Velykys gekauft zu haben. Sie trauern um Oleg Velyky, den Weltklassespieler. Sie haben Mann und Vater verloren!
65 Treffer, fast ebenso viele mehr oder weniger kunstvoll angesetzte Fehlversuche, eine Menge Torwartparaden gab“s zu bewundern. „Wir wollten dem tollen Publikum einfach zeigen, wie viel Spaß Handball machen kann“, sagte Nikola Karabatic hinterher. Nach Anfangsverkniffenheit fanden sich beide Mannschaften in die Rolle, die sie in einem solchen Spiel einzunehmen haben.
Als der fröhlich grinsende Weltauswahltrainer Iouri Chevtsov nach einer Viertelstunde komplett auswechselte, hatte er mit Daniel Stephan, Stefan Kretzschmar, Christian Schwarzer und dann auch noch Jackson Richardson ein „Rentner-Quartett“ auf dem Platz. Eines allerdings, das es noch kann. Und eines, das weiß, wie man Zuschauer unterhält.
Chevtsov hatte das in der Pause (17:16) ausgedrückt, was ein Großteil derer dachte, die den am 23. Januar im Alter von 32 Jahren einem Hautkrebsleiden erlegenen Oleg Velyky gekannt haben. „Oleg hätte an diesem Spiel einen Riesenspaß gehabt.“ So berichtete es Christian Schwarzer, der nicht nur vom Spaß begeistert war. „Wenn Oleg hätte sehen können, wer da alles zusammengekommen ist … Aber das ist die Handball-Familie, ein Anruf genügt und sie kommen aus allen Himmelsrichtungen“, schwärmte „Blacky“, der im Löwen-Trikot ein Jahr mit Velyky zusammengespielt hatte. Und natürlich in der Nationalmannschaft.
Das Eröffnungstor, es folgten noch zwei weitere, gelang unter Riesenjubel „Löwe“ Karol Bielecki, der knapp sieben Wochen nach dem Verlust des linken Auges scheinbar ohne jede Beeinträchtigung mitspielte.
In einer Partie, die von Minute zu Minute mehr Freude auf die Ränge trug. Zum einen, weil diese Weltauswahl, die so noch nie zusammen spielte und es wohl auch nie wieder tun wird, auftrat, als hätte sie wochenlang für diesen Abend geübt. Aber Weltklasse (siehe unten) versteht sich auch ohne.
Und das mit sichtlichem Spaß auf beiden Seiten. Ob da nun die beiden Ex-Magdeburger Stefan Kretzschmar und Henning Fritz oder Fritz und Jackson Richardson sich grinsend beim Siebenmeter gegenüberstehen. Ob da Robert Gunnarsson einem der pfeifenden Methe-Zwillinge die Gelbe Karte entreißt und sie Christian Schwarzer zeigt. Ob Grzegorz Tkaczyk mit einem Pirouettensiebenmeter zum 30:33 trifft. Es waren rund 60 Minuten Freude pur in der SAP Arena. Und ganz nebenbei half die „Handball-Familie“ Oleg Velykys Witwe Kataryna und seinem fünfjährigen Sohn Nikita ihr neues Leben in der Ukraine ein wenig besser einzurichten. Auch das ist Sport!
Die Weltauswahl spielte mit: Alilovic, Landin – Ivancsik, Harbok, Schwarzer, Schelmenko, Filip, Seib, Jurasik, Stephan, Klimovets, Spellerberg, Zeitz, Karabatic, Hens, Balic, Nikolic, Kretzschmar, Richardson. Trainer: Iouri Chevtsov.
Von Dietmar Einzmann
27.07.2010