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Riesenschritte auf dem langen Weg zurück

Mannheim. Wenn sich Karol Bielecki im Moment über eines sicher sein kann, dann sind es sicher der Zuspruch und die besten Wünsche aus der kompletten Handball-Szene. Ex-Löwen-Kapitän Christian Schwarzer war gestern Abend am Randes des Benefizspiels der Löwen gegen eine Weltauswahl zugunsten der Familie des verstorbenen Oleg Velyky nur einer der vielen Mutmacher. „Mach weiter, Karol. Du hast nichts zu verlieren und kannst alles gewinnen“, gab „Blacky“ dem Rückraumspieler der Badener nach einem längeren Gespräch mit auf den Weg zurück in den Spitzenhandball. Und genau dort sieht auch Bielecki selbst sein Ziel. „Ich will zurück. Und ich will stärker sein als zuvor“, wünscht sich der 28-Jährige, der am 11. Juni sein linkes Augenlicht bei einem Länderspiel gegen Kroatien einbüßte, nichts sehnlicher, als seinen Traum vom Bundesliga-Handball weiter leben zu können.

Die ersten Schritte sind vielversprechend. Am vergangenen Donnerstag gab der Pole sein Comeback bei einem Testspiel, auch gestern Abend stand er wieder auf der Platte. „Karol hat zwar relativ schnell nach der Diagnose mit der Rehabilitation begonnen, aber dass er nach sechs Wochen schon so weit ist – daran hat keiner geglaubt“, zeigte sich angesichts des Willens und der Fortschritte Bieleckis nicht nur Team-Arzt Dr. Andreas Klonz überrascht. Dem Team aus Sportmedizinern, Fachärzten und Reha-Spezialisten dürfte das gemeinsam mit ihrem Schützling aber nur noch mehr Ansporn sein. „Vor dem ersten Spiel war ich schon nervös. Ich dachte alle schauen, was ich mit meinem Händen mache“, beschrieb Bielecki die anfänglichen Probleme beim Passen. „Doch jedes Training gibt mir mehr Sicherheit“, hat sich der 28-Jährige persönlich für den einzig gangbaren Weg entschieden. „Ich will mir nicht vorwerfen müssen, es nicht wenigstens versucht zu haben und will auch anderen mit ähnlichen Problemen zeigen, dass man es schaffen kann“, gibt sich der Rückraumwerfer kämpferisch.

Auch der Alltag bereite ihm keine Probleme mehr, versichert Bielecki, das Mannschaftstraining gepaart mit viel Zusatzarbeit im koordinativen Bereich soll die nächsten Fortschritte bringen. „Karol braucht jetzt einfach auch Spielpraxis“, hofft nicht zuletzt Trainer Ola Lindgren auf die Rückkehr seines „Shooters“ und gab ihm gestern Abend beim Test gegen die Star-Truppe der Group Club Handball (GHC) erneut 30 Minuten Einsatzzeit, die Bielecki engagiert nutzte und dreimal traf.

Den Vergleich des Bundesliga-Vierten gegen die Weltauswahl entschied letztlich das Star-Ensemble um den ehemaligen Löwen-Coach Iouri Chevtsov mit 34:31 (16:17) für sich. Wenn man bei diesem Handball-Spektakel überhaupt sportliche Maßstäbe anlegen wollte, war lediglich zu bemerken, dass die Löwen offenbar noch nicht so richtig mit dem Wurftraining begonnen haben. Ansonsten kamen vor allem die 8451 Zuschauer in der SAP Arena auf ihre Kosten, die einige Kabinettsstückchen bewundern durften. Sehenswert waren dabei nicht zuletzt Grzegorz Tkaczyks Siebenmeter-Pirouette oder die zahlreichen Kempa-Tricks, die allen Beteiligten auf und abseits des Parketts immer wieder ein Lächeln aufs Gesicht zauberten. Damit hatte die Handball-Gala trotz des traurigen Anlasses ihren Zweck erfüllt. „Auch Oleg Velyky hätte an diesem Spiel sicherlich seinen Spaß gehabt“, fasste Iouri Chevtsov in Worte, was sicherlich die meisten in der SAP Arena dachten.

Von Thorsten Hof

 27.07.2010