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Die Weste bleibt blütenweiß (MM)

Rhein-Neckar Löwen gewinnen bei GWD Minden 26:23, machen den Sieg aber erst in der Schlussphase perfekt

MINDEN. Es muss nicht immer eine Gala sein, auch für ordentliche Leistungen kann es Punkte geben: Dieses Motto beherzigten gestern die Rhein-Neckar Löwen, die in der Handball-Bundesliga ihre weiße Weste wahrten und bei GWD Minden 26:23 (13:11) gewannen. „Diesen Sieg mussten wir uns hart erarbeiten. Mein Team hat nicht gut gespielt, deswegen freue ich mich sehr über dieses Ergebnis“, sagte Trainer Gudmundur Gudmundsson.

Den Löwen reichte in der ersten Halbzeit eine durchwachsene Leistung, um mit einer 13:11-Führung in die Pause zu gehen. Nach dem intensiven Spitzenspiel am Samstag gegen Berlin gingen den Badenern über weite Strecken Esprit und Kreativität im Angriff ab. Viele Offensivaktionen wurden zu langsam und behäbig vorgetragen, so richtig in Schwung kam die Sieben von Gudmundsson nicht. Und doch lag sie immer in Front, obwohl Kim Ekdahl du Rietz überhaupt nicht in die Begegnung fand und sich bis zu seiner Auswechslung nach 20 Minuten vier Fehlwürfe leistete. Für ihn kam Zarko Sesum.

Siebenmeter ins Gesicht

Wenn die Löwen aber mal das Tempo erhöhten, spielten sie direkt Uwe Gensheimer auf der Außenposition frei. So geschehen beim 3:1 (9.) und 4:2 (10.). Doch letztendlich deuteten die Badener in einer zerfahrenen Begegnung nur phasenweise an, was in ihnen steckt. Einziger Aufreger in der ersten Halbzeit: GWD-Linksaußen Aljoscha Schmidt warf einen Siebenmeter direkt ins Gesicht von Torhüter Goran Stojanovic. Glück für den Mindener, dass er dafür nicht von den Schiedsrichtern Peter Behrens und Marc Fasthoff bestraft wurde. „Das war eine klare Rote Karte. Ich habe mich überhaupt nicht bewegt“, meinte Stojanovic.

Auch nach dem Seitenwechsel schaffte es der Tabellenführer lange nicht, den Schalter umzulegen. Durch Zeitstrafen gegen Oliver Roggisch und den zurückgekehrten Ekdahl du Rietz machten sich die Badener selbst das Leben schwer, zudem bekam Stojanovic keinen Ball zu fassen, und der Abschluss wurde nur halbherzig gesucht.

Die Quittung: der Ausgleich durch Dalibor Doder (42.) zum 16:16. Bei den Badenern rückte nun Niklas Landin zwischen die Pfosten. Doch auch er konnte das 18:17 (46.) für die Ostwestfalen nicht verhindern. Gudmundsson wählte die nächste Option, nahm eine Auszeit. „Der Trainer hat uns gesagt, dass wir den Ball laufenlassen sollen“, sagte der bärenstarke Andy Schmid.

Die Löwen befolgten die Anweisung des Coaches und hatten nun einen überragenden Rückhalt. Fünf Paraden zeigte Landin bis zum Schlusspfiff, das zuvor lahme Angriffsspiel belebten in der Schlussphase Petersson und Schmid. Prompt bogen die Badener auf die Siegerstraße ein. „Nachdem es zuletzt so gut gelaufen ist, war davon auszugehen, dass die Leistung auch mal wieder zurückgeht“, hakte Abwehrmann Roggisch den Erfolg schnell ab: „Solche Spiele haben wir in der Vergangenheit oft genug verloren.“

Von Marc Stevermüer