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Die zwei Gesichter der Rhein-Neckar-Löwen (RNZ)

Zweites Spiel, zweiter Sieg: Doch die Löwen haben noch Luft nach oben – Am Sonntag kommt Erlangen

Heidelberg. Entspannt ist anders. Die Mienen versteinert, die Hände feucht – so saßen sie am Mittwochabend in der EgeTrans Arena, die Fans der Rhein-Neckar Löwen. Dort wo man eigentlich eher einen Spaziergang erwartet hatte. Doch Bietigheim, der Aufsteiger, verlangte den Gelben alles ab, hielt mit und war sogar besser. Erst nach der Pause drehte der Vizemeister auf, glänzte und zauberte teilweise sogar. Das reichte dann immer noch zu einem lockeren 32:22 (10:11)-Sieg im Schwäbischen.

Doch das Ergebnis täuscht. Die Löwen zeigten nämlich mal wieder zwei Gesichter. Ihr schönes und ihr hässliches. Nach der Pause war’s Handball zum Verlieben, mit viel Tempo und wenig Fehlern. Und vor der Pause? „Ach über die erste Hälfte reden wir besser nicht.“ Schmunzelt Lars Lamadé, der neue Geschäftsführer der Badener. Müssen wir aber – zumindest kurz: Denn es war erschreckend, was sich da zwischen den Kreisen abspielte. Vorne wollte der Ball einfach nicht ins Tor und hinten war nur auf einen Verlass: Niklas Landin, den Hexer im Löwen-Kasten. Zu erklären ist das nur schwer. Auch Lamadé fällt die Ursachenforschung nicht leicht. Sein Ansatz: „Wir sind guter Dinge, es dauert jedoch eben seine Zeit, bis sich das alles einspielt. Der Trainer ist neu und viele Spieler auch.“

Stimmt. Doch ganz so kann man es auch nicht stehen lassen. Schließlich begann Trainer Nikolaj Jacobsen mit der Stammsieben. Mit exakt den Spielern, die in der Vorsaison ein Feuerwerk nach dem anderen abgebrannt hatten. Lamadè: „Das ist richtig und auch sie haben den Gegner zunächst nicht in den Griff bekommen.“

Dass es nach dem Wechsel plötzlich lief wie am Schnürchen, lag wohl in erster Linie an Jacobsen und seinem Donnerwetter in der Kabine. „Ich war ja nicht dabei“, sagt Lamadé, „aber Nikolaj scheint die richtigen Worte gefunden zu haben.“

Am Sonntag soll es nun auch mal ohne Machtwort gehen. Und die Vorzeichen stehen gut, denn wirklich furchteinflössend ist es nicht, was da ab 17.15 Uhr in der SAP Arena aufkreuzt. Uwe Gensheimer und Co. bekommen es mit dem HC Erlangen zu tun. Der nächste Aufsteiger also. Un der hat bislang keine Bäume ausgerissen. Ein Spiel, eine Niederlage: gegen Lübbecke setzte es daheim ein 25:30. Erschwerend kommt für Erlangen hinzu, dass das „Vorprogramm“ knüppelhart ist. Am Freitag gilt es in Magdeburg die Zähne zu zeigen, am Sonntag dann in Mannheim. Ausgeruht ist anders.

Alles andere als ein klarer Löwen-Sieg scheint ausgeschlossen zu sein. Allerdings wohl einer vor erneut halb leeren Rängen. Denn Erlangen zieht nicht wirklich. Lamadé weiß das. Er sagt: „Leider sind ja auch noch Ferien. Aber wir werden künftig daran arbeiten, dass auch zu solchen Spielen mehr Zuschauer kommen.“

Von Daniel Hund