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Dienstreise ganz ohne Stressfaktor (MM)

Nach dem 42:31-Torfestival gegen Göppingen können es die Rhein-Neckar Löwen in der Champions League beim HC St. Petersburg ruhig angehen lassen

MANNHEIM. Angesichts des neuen Saisonrekords von 73 Toren in den 60 Minuten einer Bundesliga-Partie blieb so manchem Beobachter nach dem 42:31 der Rhein-Neckar Löwen gegen Frisch Auf Göppingen die sprichwörtliche Spucke weg, Löwen-Trainer Gudmundur Gudmundsson war dagegen auf der Suche nach seiner Stimme.

„Die ist mir irgendwie verloren gegangen“, krächzte der Isländer nach dem klaren Erfolg im Landes-Derby, während Geschäftsführer Thorsten Storm die angegriffenen Stimmbänder des 53-Jährigen mit Humor kommentierte. „Da Gudmundurs Stimme das Einzige ist, das wir verloren haben, kann ich damit leben“, meinte der Manager.

Gegen Ende gelingt fast alles

Die gute Laune im Löwen-Lager war nachvollziehbar, mit den schweren Spielen in Flensburg und gegen Veszprem in den Beinen war mit solch einer Torflut gegen die sonst so hartnäckigen Schwaben schließlich nicht zu rechnen. Doch ausgerechnet als beim Stand von 24:22 (38.) Kapitän Gensheimer auch noch eine Zeitstrafe aufgebrummt bekam, sollte die Partie endgültig entschieden werden. In Unterzahl erzielten die Löwen zwei Treffer und packten später zwei weitere obendrauf. Nach dem 28:22 (44.) gelang den Badenern dann so gut wie alles. Isaias Guardiola, dessen Wechsel nach Aalborg seit gestern perfekt ist, setzte den Schlusspunkt zum 42:31.

„Das kann einer Mannschaft, die noch einmal herankommen will, natürlich das Genick brechen“, fasste Rechtsaußen Patrick Groetzki den endgültigen Knackpunkt der Partie zusammen. „Aufgrund unserer letzten 20 Minuten ging der Sieg dann auch in der Höhe in Ordnung“, meinte der Linkshänder zu der Tor-Gala gegen Ende der Partie. Allerdings war auch dem Nationalspieler nicht verborgen geblieben, dass sich die Löwen zuvor mit vielen leichten Fehlern in der Abwehr das Leben selbst etwas schwer gemacht hatten.

„Da waren wir nicht schnell genug auf den Beinen und hatten auch einige Abstimmungsprobleme“, blickte Trainer Gudmundsson auf bereits 16 Gegentreffer bis zur Halbzeit. „Aber das kann man auch verstehen“, hatte der Coach die vorangegangenen, kraftraubenden Auftritte in der Liga und in der Champions League im Hinterkopf.

Dem neuen Tabellenzweiten wird es deshalb gar nicht so ungelegen kommen, dass nun erst einmal zwei Partien in der Königsklasse anstehen, die ihm angesichts des bereits gesicherten zweiten Platzes in der Vorrundengruppe A nicht alles abfordern werden. „Wir müssen diese Aufgaben erledigen“, betonte Coach Gudmundsson mit Blick auf die Spiele in St. Petersburg (Samstag, 17 Uhr MEZ, Eurosport) und am nächsten Donnerstag gegen Celje (19 Uhr, St. Leon-Rot, Sportzentrum Harres). „Dort haben wir aber die Gelegenheit, die Kräfte ein bisschen breiter zu verteilen“, sagt der Trainer, der einige Akteure schonen möchte.

Entspannte Ausgangslage

„Wir fahren aber nicht nach St. Petersburg, um uns die Stadt anzuschauen – höchstens ein bisschen“, schmunzelte Spielmacher Andy Schmid angesichts dieser entspannten Ausgangslage. Manager Storm, der den Flug nach Russland ebenfalls antritt, gönnt der Mannschaft diese Dienstreise ohne den üblichen Erwartungsdruck: „Ich bin einfach froh, dass jetzt zwei Partien in der Königsklasse anstehen, bei denen es einfach darum geht, sich irgendwie durchzuwerkeln.“

Etwas im Magen lag dem Manager dagegen die Zuschauerzahl gegen Göppingen, die mit 4793 unter der 5000er-Marke blieb. „Dieses Spiel hatte mehr Zuspruch verdient“, sprach Storm angesichts der späten Anwurfzeit von einem „Mist-Termin“, konnte aber vermelden, dass die Partie gegen Kiel am 16. April schon jetzt ausverkauft ist.

Von Thorsten Hof