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Löwen haben Spaß an der eigenen Spielfreude (RNZ)

Die Mannschaft begeistert ihren Trainer – Auch morgen in St. Petersburg?

Mannheim. Eigentlich saß er da wie immer, wie nach jedem Spiel, das in der Mannheimer SAP Arena stattfindet. Oben auf dem Podium, eingerahmt von Löwen-Manager Thorsten Storm und Moderator Kevin Gerwin. Doch diesmal war es doch anders. Gudmundur Gudmundsson, der Trainer des badischen Bundesligisten, hatte ein Problem. Seine Stimme. Die streikte. Gudmi krächzte mehr, als zu sprechen. „Ich habe sie vorhin irgendwann verloren“, lachte der Isländer.

Komisch nur, dass ihm das ausgerechnet am Mittwochabend passiert ist, ausgerechnet an dem Abend, an dem seine Gelben Derby-Geschichte geschrieben haben. Denn Göppingen verlor nicht einfach nur in der Höhle der Löwen, nein, die Schwaben wurden vielmehr in ihre Einzelteile zerlegt. Mit 42:31 vernichtend geschlagen.

Aleksandar Knezevic, dem Lehrmeister der Gäste, war das danach anzusehen. Der Blick leer, die Schultern hängend, die Sätze kurz und abgehakt. keine 60 Sekunden dauerte sein Statement zum Spiel. Er sagte Dinge wie: „Das war ganz traurig heute.“ Oder: „Im Kampf um den Klassenerhalt haben wir noch sehr viel Arbeit vor uns.“

Sätze, die in Göppingen keinem gefallen werden. Rings um das „Ufo“ hört man sie dagegen gerne. Aber nicht aus Schadenfreude, sondern vielmehr weil sie ein Kompliment sind, ein Ritterschlag für die Löwen. Denn eigentlich hat sich Göppingen gefangen. Der schwache Saisonstart ist längst in Vergessenheit geraten. Ein Remis gegen Flensburg (28:28) und eine knappe Niederlage gegen Berlin (24:26) belegen, was möglich ist.

Letztlich ist man eben immer nur so gut, wie es der Gegner zulässt. Nicht auszudenken, wie es ausgegangen wäre, wenn die Löwen auch in der Abwehr ihre Normalform erreicht hätten. Dann wäre aus dem Elf-Torepolster wohl eine Demütigung mit zwanzig Treffern Differenz geworden.

Gudmi weiß das, doch am Mittwochabend nahm sich auch der Perfektionist in ihm mal eine Auszeit. „Hinten hat mir das diesmal nicht so gut gefallen, unsere Angriffsleistung dafür umso mehr“, grinste er, „es hat Spaß gemacht zu sehen, mit welcher Spielfreude sich meine Mannschaft diesen Sieg erspielt hat.“

Und trotzdem war da neben der Defensive noch ein anderer Punkt, der den Löwen nicht schmeckte. Es war der Blick ins weite Rund, der schmerzte: Nur knapp 5000 Zuschauer wollten im „Ufo“ dabei sein. Gegen Göppingen, gegen den großen Rivalen! Vor allem Storm wurmte das: „Dieses Spiel hätte sicher mehr Fans verdient gehabt.

Allerdings ist ein Mittwochabend auch der falsche Termin für solch ein Duell.“ Aber es dauerte nicht lange, bis sich auch der Nordmann wieder im Dauergrins-Modus befand. Dies hatte insbesondere mit dem 16. April, ebenfalls einem Mittwoch, zu tun. Dann sind die Badener nämlich ausverkauft. Kiel sei Dank. „Wer bislang noch keine Karte bekommen hat, wird auch keine mehr bekommen.“ Sagte Storm. Stolz wirkte er dabei.

Doch das ist Zukunftsmusik, also zurück in die Gegenwart. Die heißt St. Petersburg HC. Dort werden die Löwen am Samstag gefordert. Ab 20 Uhr geht es um Champions-League-Punkte. Wobei die Badener die gar nicht mehr zwingend brauchen. Der erste Platz ist außer Reichweite, Veszprem (15) hat bei zwei noch ausstehenden Partien drei Zähler Vorsprung auf die Löwen (12), was angesichts der Zweipunkte-Regel ein dickes Polster ist. Und auch vom Dritten, von Celje (7) droht keine Gefahr mehr. Folglich wird Gudmundsson höchstwahrscheinlich vermehrt auf Spieler aus der zweiten Reihe setzen.

Gestern wurde übrigens offiziell, was die RNZ bereits angedeutet hatte: Linkshänder Isaias Guardiola wechselt im Sommer von den Löwen zum dänischen Meister Aalborg Handbold.

Von Daniel Hund