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Ein Dämpfer für die Löwen (RNZ)

Mannheim. Es war ein Spiel, das im Lager der Rhein-Neckar Löwen keiner wollte. Nicht gestern, nicht in dieser Woche. Der Woche der Wahrheit: Das Halbfinal-Rückspiel im EHF-Cup am Freitag bei Frisch Auf Göppingen ist ein richtungsweisendes, steht über allem. Dumm nur, dass da gestern auch noch der TBV Lemgo war. Der Altmeister kreuzte in der Mannheimer SAP Arena auf. Die Frage, die es zu klären galt war: Schaffen die Gelben den Spagat zwischen Bundesliga und internationalem Wettbewerb? Die Antwort: Sie packten es nicht. Gegen Lemgo gab’s vor 5.067 Zuschauern einen Dämpfer. Die Löwen kamen nicht über ein 30:30 (16:17)-Remis hinaus. Und hatten am Ende sogar noch Glück: Karol Bielecki traf in der allerletzten Sekunde. Löwen-Manager Thorsten Storm ärgerte sich über den Punktverlust: „Wir kämpfen, spielen aber ohne Kopf. Das gilt für alle Bereiche. Leider!“

In der Anfangsphase glänzte mal wieder einer, der zuletzt meist seiner Form hinterherlief: Karol Bielecki. Der Zwei- Meter-Riese mit dem rechten Dampfhammer. Vier Mal nahm der Pole in den ersten 30 Minuten Anlauf, stieg hoch und knallte die Harzkugel präzise in die Maschen. Ansonsten fielen vor allem zwei Herren auf, die eigentlich nicht auffallen sollten: Lars Schaller und Sebastian Wutzler, die beiden Schiedsrichter. Manche Regel-Interpretation scheint das Duo exklusiv für sich zu haben. Insbesondere ihre Zeitspielauslegung sorgte für Gesprächsbedarf. Unglaublich war’s, wie lange sich die Gäste mitunter den Ball hin und her schieben durften. Löwen- Trainer Gudmundur Gudmundsson tobte, stampfte vor der Spielerbank nicht nur ein Mal hoch und runter. Und die Zuschauer? Die pfiffen sich derweil die Finger wund.

In die Pause ging es mit einem 16:17-Rückstand. Dies aber nur an den Schiedsrichtern festzumachen, wäre falsch. Es war der Löwen- Motor, der stotterte. Irgendwie kamen die Badener nicht auf Touren, zeigten viel Leerlauf, kaum Tempo-Handball. Besser wurde es nach dem Wechsel. Aber erst spät: Die Gudmundsson-Sieben wachte auf, kämpfte sich zurück, drehte ein 19:24 (42.) noch in ein Remis. Besonders bitter: Die Löwen verballerten gestern vier Siebenmeter. Einen Zarko Sesum und ganze drei Ivan Cupic. Doch an Cupic lag es gestern sicher nicht. Elf Tore steuerte der Kroate bei, traf aus allen Lagen. Am Ende war es dann Dramatik pur.

Ein kleiner Vorgeschmack auf Freitag?

Von Daniel Hund