Veröffentlichung:

Ein Däne soll es richten (RNZ)

Heidelberg. Es ist noch gar nicht so lange her, da war der Schock rings um das Löwen-Gehege groß. Ausgerechnet Gudmundur Gudmundsson, ausgerechnet der Erfolgstrainer des badischen Handball-Bundesligisten geht. Sucht eine neue Herausforderung, wird Nationaltrainer. In Dänemark, bei einer der stärksten Mannschaften der Welt.

Doch Schock hin oder her, kaum war’s spruchreif, begann auch schon die Suche nach einem Nachfolger. Thorsten Storm, der Manager, übernahm das. Und der kramte in seiner eigenen Vergangenheit, erinnerte sich an einen alten Weggefährten, an einen Ex-Kieler: Nikolaj Jacobsen. Der wirbelte einst auf der linken Außenbahn bei den Zebras, als Storm bereits Schreibtischtäter war und das Marketing des THW ankurbelte.

Und genau der ist es nun auch geworden. Was nicht wirklich überrascht, schließlich wurde er schon seit Wochen in dänischen Medien als Gudmundsson-Ersatz gehandelt.

Storm über den Neuen: „Mit Nikolaj Jacobsen geben wir einem jungen, ehrgeizigen Trainer eine große Chance, die erfolgreiche Arbeit von Gudmundur Gudmundsson fortzuführen.“ Und weiter: „Er ist sehr geradlinig und kommunikativ. Ein Teamplayer, der zugleich aber auch Anführer ist.“ Andy Schmid und Niklas Landin, zwei Hoffnungsträger der Löwen, kennt er zudem bestens. Mit beiden arbeitete er bereits zusammen.

Die Verpflichtung von Jacobsen bis zum 30. 6. 2016 könnte sich zudem auch in Sachen Vertragsgespräche mit Niklas Landin auszahlen. Denn es ist bekanntlich kein Geheimnis, dass so gut wie jeder Topklub seine Fühler nach Landin, dem Hexer, ausgestreckt hat. Der Kontrakt des Dänen läuft noch bis 2015. Da ist ein Landsmann als Löwen-Trainer strategisch eine gute Wahl.

Dass Jacobsen als Coach einiges drauf hat, konnte er ebenfalls schon beweisen. Mit Aalborg Handbold krallte sich der 41-Jährige im letzten Jahr die dänische Meisterschaft. Und das in seiner ersten Saison als Cheftrainer überhaupt. Geglückt ist ihm das mit einer Sieben, die den Löwen gleicht: Auch in Aalborg setzt man auf ein eher junges Team.

Von einem Wechsel in die Bundesliga, der stärksten Liga der Welt, träumte Jacobsen schon länger. Der Däne: „Ich habe auf das richtige Angebot von einer guten Mannschaft gewartet, mit der ich etwas erreichen und die oben mitspielen kann. Die Löwen haben mir diese Chance nun gegeben.“

Als Spieler begann sein Bundesliga-Abenteuer einst bei Bayer Dormagen. 1997 verließ er GOG Gudme, um in Nordrhein-Westfalen sein Handball-Glück zu suchen. Ein Entschluss, der sich auszahlen sollte. Bereits in seiner Premieren-Saison ließ Jacobsen es krachen, schoss 189 Tore und landete prompt auf dem dritten Rang in der Torschützenliste.

Und dann ging alles ganz schnell. Kiel schlug zu, lotste ihn in den hohen Norden, wo er sich zum Titelhamster entwickelte: Drei Meisterschaften, zwei DHB-Pokale sowie zwei EHF-Cups staubte er ab. Auch für die Nationalmannschaft war Jacobsen am Ball. 148 Mal. Unter anderem bei drei Welt- und drei Europameisterschaften.

Viel Erfahrung also – sicher kein Nachteil für die Löwen.

Doch das ist Zukunftsmusik, die Gegenwart heißt Eisenach, das morgen um 20.15 Uhr in der SAP Arena gastiert. 

Von Daniel Hund