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Ein Ende mit Schrecken

Göppingen/Heidelberg. Die Ausgangslage war eigentlich klar. Spannend würde es werden, da waren sich alle einig: Trainer, Spieler, Verantwortliche. Die geballte Fachkompetenz eben. Doch auch die kann irren, falsch liegen: Das Landesderby zwischen Frisch Auf Göppingen und den Rhein-Neckar Löwen war eine klare Sache, Einbahnstraßen-Handball. Die Schwaben ließen gestern Abend nichts anbrennen, siegten souverän mit 35:31 (21:13) und hatten das Spiel stets im Griff. „Wir haben in der ersten Halbzeit kein Mittel gefunden“, resümierte Rechtsaußen Patrick Groetzki enttäuscht, „und acht Tore in Göppingen aufzuholen, das ist einfach richtig schwer. Trotzdem haben wir nach der Pause Charakter gezeigt.“

Die EWS-Arena war rappelvoll. Halb Göppingen schien gekommen zu sein, wollte die Badener fallen sehen, brüllte für den Sieg im Nachbarschafts-Duell. „Da war schon eine gigantische Stimmung in der Halle“, jubelte Göppingens Rückraum-Star Lars Kaufmann nach der Schluss-Sirene: „Die Fans haben sicher einen großen Anteil an diesem Sieg.“

Widerspruch zwecklos. Die Löwen waren beeindruckt. Das sah man, das spürte man. Insbesondere in der Anfangsphase lief kaum etwas zusammen: In der Abwehr nicht aggressiv genug, im Angriff planlos, ideenlos. Vor allem Oliver Roggisch, der gesperrte Abwehr-Chef, der Mann für die Emotionen, der die Gabe hat, alle mitzureißen, fehlte an allen Ecken und Enden.

Nach knapp zehn Minuten – beim Stand von 5:9 – hatte der Trainer dann genug gesehen: Gudmundur Gudmundsson, der Taktiker aus Island, nahm die Auszeit, nahm sich seine Pappenheimer zur Brust. Genutzt hat es kaum etwas. Es kam schlimmer, immer schlimmer. Ein Debakel deutete sich an. Auch wegen Enid Tahirovic (38), dem Teufelskerl im Göppinger Tor. Der Oldie „hexte“ wie im Rausch, glich einem Kraken, einem mit tausend Armen. Und das spiegelte sich auch im Pausenstand wider: 13:21 lagen sie hinten, die Löwen.

Nach demWechsel hielten Uwe Gensheimer und Co. besser mit,was sich im Ergebnis aber kaum bemerkbar machte: Durch mehrere Zwei-Minuten-Strafen befanden sich die Gelbhemden fast permanent in Unterzahl. In der 44. Minute keimte dann aber doch nochmals Hoffnung auf: Die Gudmundsson-Sieben kam ran, verkürzte auf 21:25, konnte die Partie letztlich aber nicht mehr drehen. Alles in allem ein rabenschwarzer Abend für die Löwen.

Sorgen bereitet zudem Ivan Cupic. Der kroatische Nationalspieler, der erst kürzlich lange wegen einer Knie-Operation ausgefallen war, marschierte kurz vor Schluss mit schmerzverzerrtem Gesicht in Richtung Kabinentrakt. Er hielt sich die Schulter, das sah nicht gut aus.

Rhein-Neckar Löwen: Schmid 2, Gensheimer 6, Bielecki 8, Gunnarsson 2, Stefansson 3, Myrhol 5, Sigurdsson 1, Groetzki 2, Cupic 2.

Stenogramm: 5:3, 12:5, 13:7, 15:7, 15:10: 16:11, 17:13, 12:13 (Halbzeit), 21:14, 22:16, 25:19, 25:21, 28:22, 29:24, 30:26, 32:27, 35:31 (Endstand).

Von Daniel Hund