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Ein ganz besonderer Moment

Mannheim. Freudestrahlend, mit einem ganz breiten Grinsen im Gesicht verließ Gudmundur Gudmundsson die SAP Arena. Und dabei schüttelte er immer wieder den Kopf. Der 49-jährige Isländer hat in seiner langen Trainer-Karriere ja schon einiges erlebt. So etwas wie beim 33:32 (14:16)-Sieg seiner Rhein-Neckar Löwen in der Champions League gegen slowenischen Verein HC Celje, hatte er offensichtlich jedoch noch nicht erlebt. So sah es auch Spielmacher Andy Schmid: „So etwas wie am Schluss, das passiert nicht alle Tage“, meinte der Schweizer zur überraschenden Wende zum Guten. 31:31 stand es 2,5 Minuten vor

Schluss, nachdem die Löwen fast die gesamte Spielzeit einem Rückstand hinterhergelaufen waren, da unterlief Olafur Stefansson ein ganz bitterer Fehlpass, den die Slowenen mit einem Konter zur 32:31-Führung nutzten. Im nächsten Angriff scheiterte der slowenische Meister an Löwen-Keeper Slawomir Szmal und Grzegorz Tkaczyk glich zum 32:32 aus.

Noch aber hatten die Gäste Zeit, einen Sieg einzufahren. Etwa zwölf Sekunden vor Schluss hatte sich Alem Toskic am Kreis durchgemogelt und scheiterte an Löwen-Torhüter Kasa Szmal. Ein langer Pass nach vorne zu Patrick Groetzki und der Rechtsaußen verwandelte zum Entzücken der Zuschauer zum überraschenden 33:32-Sieg. „Ich habe nur über die Zeit nachgedacht, weil ich nicht wusste, wie lange noch zu spielen war“, schilderte der Nationalspieler die Schluss-Sekunden, „dann habe ich mit Goggi gejubelt und plötzlich gemerkt, dass noch fünf Sekunden zu spielen waren…“

Die Uhr lief jedoch runter, ohne dass Celje noch einmal vor dem Löwen-Tor auftauchte. Der 31-jährige Jungspund hatte mit seinem vierten Treffer den Sieg herausgeworfen. „Es war eine unangenehme Aufgabe, auch weil die Spieler müde im Kopf waren und Celje gut besetzt ist. Die Mannschaft hat toll gekämpft aber der Sieg war glücklich. Kasa Szmal hat am Ende den Sieg festgehalten“, schilderte Manager Thorsten Storm seine Sicht der Dinge, und der Trainer erinnerte noch einmal daran, warum seine Spieler nicht mehr den frischesten Eindruck hinterlassen hatten und nach dem letzten Sieg gegen Meister THW Kiel so große Probleme mit Celje hatten: „In den letzten 18 Tagen hatten wir ein unglaublich schweres Programm“, sagte „Gudmi“ und zählte die Gegner auf: Hamburg, drei Mal Kiel. „Wir haben einiges erlebt und waren sehr müde. Ich bin zufrieden mit dem Charakter, den die Mannschaft gezeigt hat.“ Und endlich haben die Löwen auch mal ein knappes Spiel in der Schlussphase gewonnen und nicht wie zuletzt in Flensburg (32:31), Hamburg (32:31) oder bei der gefühlten Heimspiel-Niederlage (30:30) gegen Meister Kiel.

Alles Hochkaräter also. Da fällt es natürlich schwer, sich auf einen vermeintlich leichteren Gegner wie Celje, der in der Champions League Gruppe A nur den sechsten und letzten Platz belegt, während die Rhein-Neckar Löwen nach dem Erfolg gegen Celje bereits so gut wie sicher das Achtelfinale erreicht haben. „Dieser Sieg war extrem wichtig, wenn wir den ersten Platz anpeilen oder mindestens Zweiter werden wollen“, unterstrich Andy Schmid die Bedeutung des Erfolges, den 5.765 Zuschauer mitverfolgten.

Wenn es so glückliche Sieger gibt, dann ist die Niederlage natürlich besonders bitter für den Gegner. „Am Ende hatten wir Pech und haben alles verloren. Jetzt sind wir traurig und fahren mit schwerem Kopf nach Hause“, sagte Trainer Miro Pozun, der mit Celje im Jahr 2004 die Champions League gewonnen hatte. Und Kreisläufer Carlos Prieto, der bei den Löwen ausgemustert worden war und bei den Slowenen die Abwehr organisierte, befand: „Wir hatten 57 Minuten lang zwei Punkte, das mussten wir gewinnen…“

Bis Donnerstag wird im Training kein Handball gespielt, die Spieler sind platt „und müssen sich erholen“, hat „Gudmi“ erkannt. Ein Teil der Spieler ist allerdings in dieser Wochemit ihren Nationalmannschaften unterwegs und der Löwen-Coach hofft, „dass alle gesund zurück kommen.“

Von Hasso Waldschmidt

 06.12.2010