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Ein großer Sprung für die Löwen (RNZ)
Mannheim. Einen Gegner mit Wut im Bauch hatten die Rhein-Neckar Löwen erwartet. Einen Deutschen Handball-Meister, der nach der 25:26-Niederlage bei den Füchsen Berlin unbedingt in der SAP Arena gewinnen musste. „Die werden hochkonzentriert sein“, hatte Löwen-Trainer Gudmundur Gudmundsson gesagt. Aber konzentriert war zunächst nur sein Rudel und nicht der HSV Hamburg. Beim überraschend klaren 33:29 (18:13)-Sieg legten die Löwen einen Blitzstart hin, schienen Hamburg aus der Halle jagen zu wollen.
„Die Löwen haben ein starkes Spiel gemacht“, sagte HSV-Manager Martin Schwalb, der die Hamburger in der letzten Saison zum Titel geführt hatte. „Wir haben gut gespielt, hatten eine gute Abwehrleistung und in der ersten Halbzeit auch vorne gut gespielt“, meinte Löwen-Coach Gudmundsson.
Klar, den Meister will jeder schlagen, aber die Hanseaten scheinen sich in der neuen Saison noch nicht gefangen zu haben. Zudem trafen sie auf eine löwenstarke Abwehr, auf die „Gudmi“ schon nach dem 29:22-Sieg am letzten Samstag gegen Balingen-Weilstetten stolz war und vorrechnete, dass sein Team in zwei Spielen nur 46 Gegentreffer zugelassen hatte.
Immer wieder wirkten die Gäste im Angriff ratlos, immer wieder sahen sie sich konfrontiert mit den erhobenen Armen der Schiedsrichter, die damit Zeitspiel anzeigten. Zur Pause lagen die Rhein-Neckar Löwen bereits mit 18:13 vorne. Und dass der Deutsche Meister überhaupt noch einmal ins Spiel fand und doch noch 29 Treffer erzielte, lag an der Kopflosigkeit der Löwen nach der Pause bis Mitte der zweiten Halbzeit. Es wurde ein Fehlpassfestival.
Gekämpft bis zum Schlusspfiff
Gleich im Dutzend vertändelten die Hausherren zum Entsetzen der 7.533 Zuschauer in der SAP Arena im Angriff den Ball und kassierten im Gegenzug Konter und leichte Tore. Bis auf ein Tor verkürzten die Hamburger in dieser Spielphase zum 22:21, scheiterten aber zu oft am bestens aufgelegten Keeper Goran Stojanovic, der die Löwen im Spiel hielt. „In der zweiten Halbzeit wurde zu früh das Anspiel an den Kreis gesucht“, sah „Gudmi“ die Ursache dafür, dass das Spiel fast noch kippte. „Die Hamburger kamen dadurch ins Spiel. Aber meine Mannschaft hat Charakter gezeigt und gekämpft. Es war nicht einfach zu gewinnen, Hamburg ist eine Weltklasse-Mannschaft.“
Überragend im Angriff der Rhein-Neckar Löwen war einer, der in der letzten Saison noch das Hamburger Trikot trug: Der Pole Krzysztof Lijewski war von seinen ehemaligen Teamkameraden nicht zu stoppen und erzielte neun Tore aus dem rechten Rückraum. Er trug damit ebenso wie Uwe Gensheimer entscheidend dazu bei, dass es nach einer spannenden Zitterpartie mit Schiedsrichtern, die den Hamburgern durchaus einen Meisterbonus zubilligten, ein recht klarer Sieg wurde, der nun Hoffnung auf eine weitere, erfolgreiche Saison macht, die am Samstag in Hannover fortgesetzt wird.
STIMMEN
Uwe Gensheimer, Kapitän der Löwen: Wir haben heute zwei Punkte gegen den deutschen Meister geholt, weil wir es geschafft haben in Führung zu bleiben und unsere Beweglichkeit in der Abwehr hervorragend war. Wir sollten jedoch den Ball flach halten und daran arbeiten, auch gegen vermeintlich schwächere Gegner zu gewinnen. Schon am Samstag in Hannover-Burgdorf können wir dies beweisen.
Krzysztof Lijewski, bester Torschütze: Dasist ein Traumstart,dabekommtman automatisch noch mehr Selbstvertrauen. Allerdings sage ich nicht, dass wir nun der Topfavorit sind. Ich habe sehr viele Freunde in Hamburg gelassen und ich bin den dortigen Physiotherapeuten sehr dankbar, die um mein Comeback gekämpft haben. Ich werde gleich mit meinem Bruder sprechen, das Spiel ist ja vorbei und abgehakt.
Marcin Lijewski, HSV-Rückraumspieler: Das ist sehr schwer zu verarbeiten für uns.
Per Carlén, HSV-Trainer: Es ist hart, in wenigen Tagen zwei wichtige Spiele verloren zu haben. Es kostet einen Teil von meinem Herzen. 33 Tore in der Abwehr zu bekommen, ist nicht okay. Die Löwen können die Bundesliga gewinnen, sie haben einen sehr guten Kader.
Thorsten Storm, Löwen-Manager: Mir kames heute so vor, als sei die Halle ausverkauft. Eine tolle Mannschaftsleistung – ich bin sehr stolz auf die Truppe.
Holger Stanislawski, Hoffes Trainer als Zuschauer vor dem Anpfiff: Ich glaube, dass Hamburg als deutscher Meister heute die stärkere Mannschaft ist.
Von Hasso Waldschmidt UND Jogi Klähn