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Ein letztes Mal im Rampenlicht

Mannheim. Einige standen, andere saßen. Doch alle hatten eines gemeinsam: die Blickrichtung. Jeder starrte nach oben, visierte den gigantischen Videowürfel in der Mannheimer SAP Arena an. Dort lief am Mittwoch um kurz vor 22 Uhr ein Film. Ein kurzer, ein wehmütiger. Es war ein Zusammenschnitt, in dem fünf verdiente Rhein-Neckar Löwen die Hauptrolle spielten: Kasa Szmal, Gudjon Valur Sigurdsson, Grzegorz Tkaczyk, Olafur Stefansson und Marcus Rominger. Sie rückten ein letztes Mal im Ufo ins Löwen-Rampenlicht, wurden verabschiedet, geehrt für viele starke Handball-Minuten, die sie im gelben Dress auf die Platte gebracht hatten. Löwen-Manager Thorsten Storm freute sich über ein tolles Ambiente: „Es war eine sehr stilvolle Verabschiedung, die uns auch unsere Fans und Partner ermöglicht haben. Sie sind in der Halle geblieben und sorgten somit für den passenden Rahmen.“

Ein schwerer Gang war es für alle fünf. Und das hatte teilweise unterschiedliche Gründe. Olafur Stefansson, der Weltstar, zum Beispiel. Bei ihm vermischte sich der Abschiedsschmerz mit einer gehörigen Portion Frust. Der Isländer: „Ich kam hier her mit einer klaren Aufgabe, ich sollte das Eis brechen, für den ersten Titel sorgen. Mir ist das nicht gelungen. Ich habe also versagt – ganz klar.“ Bislang kannte er dieses Gefühl nicht. Ohne Titel ging Stefansson noch nie. Egal bei welchem Klub. Gerne würde er die Uhr deshalb nochmals zurückdrehen beziehungsweise anhalten: „Wenn ich noch ein Jahr Zeit hätte“, grübelte der 37-Jährige, „hätte es wohl mit dem ersten Titel geklappt. Es ist schlecht, jetzt schon zu gehen.“

Kasa Szmal, das Löwen-Urgestein, wanderte derweil von einer TV-Kamera zur nächsten. Leicht feuchte Augen hatte er dabei. Übersehen konnte man das nicht – genau wie seine Verbundenheit zu den Löwen: Kaum verabschiedet, streifte er sich schon sein Geschenk von den Fans über. Es war ein gelbes Trikot des Fanclubs, von den Baden-Lions. Hunderte Unterschriften waren darauf verewigt. Szmal trug es mit Stolz, störte sich selbst an der Größe nicht. Denn eigentlich war es deutlich zu klein, fast wie eine zweite Haut. Szmal zur RNZ: „Weißt du, ich hatte immer einen sehr guten und freundschaftlichen Kontakt zu unseren Anhängern“, seufzte der Welthandballer von 2009. Und begann plötzlich zu schmunzeln: „Wobei es am Anfang schon etwas kompliziert war. Dieser Dialekt, dieses Kurpfälzisch, ich habe es einfach nicht verstanden.“ Eine Liebeserklärung gab es noch oben drauf: „Diesen Verein, der mir sportlich und menschlich so viel gegeben hat, werde ich niemals aus den Augen verlieren.“

So viel zur Vergangenheit, zurück in die Zukunft. Im Hintergrund wird weiter kräftig am Kader für die kommende Saison gebastelt. Und natürlich ist da auch Niklas Ruß, der am Mittwoch mit Friesenheim in der SAP Arena aufkreuzte, ein Thema. Er soll Gudjon Valur Sigurdsson auf der linken Außenbahn ersetzen, quasi der neue Flügelpartner von Uwe Gensheimer werden. Storm erklärt: „Ja, es stimmt. Wir haben Gespräche auch mit Niklas geführt. Er würde sehr gut in unser Konzept passen. Zudem ist er ein Eigengewächs, was wieder einmal die gute Nachwuchsförderung bei den Löwen untermauert.“

Spätestens Anfang nächster Woche soll Klarheit herrschen. Ruß zur RNZ: „Bis dahin werden wir uns entscheiden.“ Aber zwischen wem überhaupt? Antwort: Den Löwen, Friesenheim und auch die SG Leutershausen ist ein Thema. Aber vielleicht wird es am Ende ja sogar eine Kombination aus zwei Klubs: Sprich die Löwen als Stammverein und die SGL als Verein, bei dem Ruß ein Zweitspielrecht erhält. Marc Rapparlie, der Manager des talentierten Flügelmanns: „Wichtig ist, dass Niklas sich letztlich wohlfühlt. Die Entscheidung liegt bei ihm, aber ich persönlich hoffe und denke, dass er sich für die Löwen entscheiden wird, idealerweise mit einem Zweitspielrecht bei einem anderen Verein.“

Von Daniel Hund

 03.06.2011