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Ein Pflichtsieg, keine Gala

Mannheim. Der Gang in die Kabine war erheiternd. Alle lachten. Vor Erleichterung? Denn eine Gala war es nicht gestern in der Mannheimer SAP Arena. Die Rhein-Neckar Löwen verteidigten ihr Revier, gewannen mit 36:30 (21:17) gegen die HBW Balingen-Weilstetten. Jedoch ohne zu glänzen, ohne restlos zu überzeugen. Nur das Resultat stimmte. Rechtsaußen Patrick Groetzki wusste das. Also sagte er das, was man in solchen Situationen eben sagt: „Am Ende haben wir gewonnen, das zählt.“ Es klang nüchtern – irgendwie erleichtert.

Das Hauptproblem am zweiten Weihnachts-Feiertag: Balingen griff eigentlich permanent mit sieben Feldspielern an, verwirrte die Badener damit sichtlich. „Das haben sie sehr gut gemacht“, pustete Gudmundur Gudmundsson, der Trainer des badischen Handball-Flaggschiffs, tief durch: „Ich bin wirklich sehr froh, dass wir es trotzdem geschafft haben.“

Hoch motiviert kamen sie gestern aus der Kabine, die Gelbhemden. Ihre Gesichter, ihre Körpersprache, ihr ganzes Auftreten. Die Brust breit, der Blick entschlossen. Wie Löwen eben. Auf Beute aus, auf Tore, auf Punkte. Der Hunger nach Wiedergutmachung schien nach dem vorweihnachtlichen Lemgo-Schock groß zu sein. Doch es dauerte, bis sie das auch auf die Platte brachten. Erst gegen Mitte der ersten Halbzeit rollte der Löwen-Express: In der 21. Minute führten die Gastgeber erstmals mit vier Toren (13:9). Großen Anteil daran hatte Uwe Gensheimer. Der Publikumsliebling wirbelte, kam mal von links, mal von rechts, mal durch die Mitte.Was nicht überraschte. „Gensel“ hat derzeit bekanntlich einen Lauf, ist „Wiederholungstäter“, trifft seit Wochen wie er will. Diesmal erzielte der Brandmann bis zur Pause acht Tore. Im Resultat spiegelte sich das nicht wider. Es ging nur mit 21:17 in die Halbzeit. Nur, weil durchaus mehr drin war: Wieder einmal hatten sich zu viele Unkonzentriertheiten eingeschlichen.

An Oliver Roggisch lag es nicht. Der fehlte. Der Abwehr-Fels brummte seine Rotsperre aus dem Lemgo-Spiel ab und drückte hinter der Bank die Daumen. In Zivil, in Jeans und schwarzem Pullover. Und seine Miene entspannte sich auch nach dem Pausentee nicht. Im Gegenteil: Balingen schloss auf, verkürzte zwischenzeitlich sogar auf 22:23 (38.).

Aber da war ja noch Uwe Gensheimer. Der durfte diesmal durchspielen. Was sich auszahlte: Der Flügelmann legte nach dem Seitenwechsel noch sechs Treffer nach. Doch warum zockte er diesmal durch? Ein Weihnachtsgeschenk? Abgesprochen war es jedenfalls nicht. Gensheimer zuckte mit den Schultern: „Ich denke, dass ich heute einfach richtig gut war.“ Eine klare Ansage, aber nur eine ganz kleine. Denn Gensheimer ist und bleibt bescheiden, nicht abgehoben. Er legte nach: „Heute habe ich ein gutes Spiel gemacht, beim nächsten Mal ist es eben ein anderer.“

Wie auch immer, Dr. Rolf Brack, der Handball-Doktor, dem die Balinger Spieler vertrauen, hätte gerne auf die „Gensel-Festspiele“ verzichtet. Die Niederlage im Landesderby nahm er gelassen hin – rein äußerlich. Der Trainer: „Wir haben uns einfach zu viele technische Fehler erlaubt.“

Sein Comeback gegen Balingen feierte Ivan Cupic. Der kroatische Wirbelwind kam in der zweiten Halbzeit, schoss dabei ein Tor. Eine vielversprechende Rückkehr, die sich schon am Mittwoch auszahlen könnte. Dann gastieren die Löwen um19.30 Uhr bei Frisch Auf Göppingen. Groetzki, Cupics rechter Flügelpartner, hat Respekt: „Dort müssen wir nochmals Vollgas geben.“

Von Daniel Hund

 27.12.2010