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Ein Spiel hat er ja noch (RP)
Bei Uwe Gensheimers Heimabschied gewinnen Löwen 27:23 gegen die TSV Hannover-Burgdorf
Also jetzt stehen die Rhein-Neckar-Löwen wirklich direkt vor ihrer ersten Meisterschaft. Gestern Abend schlug der Spitzenreiter die TSV Hannover-Burgdorf in der ausverkauften SAP-Arena 27:23 (17:11). Der Vorsprung vor der SG Flensburg-Handewitt vor dem letzten Spiel am Sonntag beim Absteiger TuS N-Lübbecke beträgt weiter einen Punkt – und aktuell 30 Tore.
40 Minuten zeigte der Tabellenführer eine gute Leistung, unterbrochen durch die eine oder andere überhastete Aktion. 3:0 stand es nach drei Minuten, die Löwen machten sofort deutlich, dass dieses Spiel nur einen Sieger haben würde. 40 Minuten waren die Löwen dominant, dann war der Spielfluss wie abgerissen. Der eingewechselte TSV-Torhüter Malte Semisch wuchs über sich hinaus.
In den letzten 20 Minuten gelangen dem Team nur noch zwei (!) bescheidene Treffer, aber weil der Vorsprung schon neun Tore betrug (25:16), wurde es nicht mehr eng. Torhüter Mikael Appelgren hielt großartig. „Ja, es ist gut gelaufen, ich bin zufrieden, wobei ich in der zweiten Halbzeit besser war als in der ersten“, betonte der Keeper. Trainer Nikolaj Jacobsen gewährte gegen Ende allen Spielern Einsatzzeiten, Hannover stellte nach der Pause mit dem starken Erik Schmidt einen erstklassigen Innenblock. So wurde es am Ende keine Gala, aber die Heimaufgabe haben die Löwen erfüllt. „Wir wissen, wie schwer es ist, in der Bundesliga Spiele zu gewinnen. Aber wenn wir am Sonntag unsere Leistung bringen, werden wir etwas zu feiern haben“, meinte Rechtsaußen Patrick Groetzki.
Uwe Gensheimer schaute sich die letzte Viertelstunde von der Bank aus an, er kam nur noch zu einem Siebenmeter, den er verwarf. Es erzielte sechs Tore, es war sowieso sein Tag. „Uwe, Uwe, Uwe“, riefen die Fans, als der Kapitän kurz nach 19 Uhr verabschiedet wurde. Kaum ein Zuschauer verließ die Arena. Er kam nach den ebenfalls scheidenden Borko Ristovski, Stefan Kneer und Stefan Sigurmannsson. Gensheimer griff sich an den Kopf, er war sichtlich berührt, ja, ergriffen. Es gab ein kleines Potpourri seiner besten Momente. „Uwe hat wie kein anderer die Löwen in den letzten zwölf, 13 Jahren verkörpert“, sagte Geschäftsführer Lars Lamadé.
Der Klub hatte zwei der ersten Trainer des Linksaußen eingeladen, Harald Hoffmann und Rolf Bechtold. Bechtold erzählte, dass Uwe Gensheimer immer spielen wollte. Einmal tricksten die beiden Cheftrainer Iouri Chevtsov aus. Gensheimer spielte auf eigenen Wunsch in der Regionalliga-Mannschaft, verletzte sich bei der letzten Aktion. Bechtold, der das Team damals betreute, sah schwarz, er sah Chevtsovs Ärger auf sich zurollen. Aber Uwe Gensheimer ließ sich tapen, schluckte Schmerzmittel – und spielte Tage später bei Iouri Chevtsov 60 Minuten durch … „Diese Episode ist typisch für Uwe“, meinte Bechtold.
Ein Banner mit Gensheimers Trikotnummer 3 wurde unter das Dach der Arena gezogen. „Das war das Spiel, an das ich schon seit Herbst denke. Es war noch schlimmer, als ich es mir vorgestellt habe“, gab der künftige Spieler von Paris St. Germain zu. Er drehte eine Ehrenrunde. Immer noch: „Uwe-Uwe-Rufe.“
Ein Spiel hat er ja noch. Bei TuS N-Lübbecke. Am Sonntag, 15 Uhr. Für die Fans daheim ist Public Viewing im Mannheimer Friedrichspark angesagt. Und dann folgt hoffentlich die große Sause. „Nächste Woche haben wir auch noch was vor“, meinte Uwe Gensheimer. Der Traum lebt.
Von Udo Schöpfer