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Ein tierisches Duell (RNZ)

Heidelberg. Fünf Spiele sind es noch. 300 Handball-Minuten, in denen es für die Rhein-Neckar Löwen eigentlich um nichts mehr geht. Wenn, dann nur darum, sich ordentlich zu verabschieden. Aus einer Saison, in der man viel vor hatte, aber am Ende nichts umsetzen konnte. Im DHB Pokal erwischte es die Gelben im Achtelfinale – gegen den HSV Hamburg. Im EHF-Cup war im Halbfinale Endstation – gegen Frisch Auf Göppingen.

Ein weiteres Ziel war eine Platzierung unter den Top Vier der Bundesliga, der stärksten Handball-Liga der Welt, was nach wie vor möglich ist. Rein rechnerisch zumindest. Denn realistisch ist anders: Als Fünfter ist der Rückstand schon beachtlich, drei Punkte auf den HSV. Im Klartext: Den Löwen helfen nur noch Siege und Patzer der Konkurrenz.

Doch wie heißt es doch so schön: Wer zuletzt lacht, lacht am besten. Heute soll deshalb eine Serie gestartet werden. Und zwar gegen keinen Geringeren als die Füchse Berlin, die Überflieger aus der Hauptstadt. Um 20.15 Uhr steigt das tierische Duell in der SAP Arena. Der Favorit ist Berlin. Seit dem letzten Wochenende sowieso. Denn da schafften die Berliner etwas, das selbst im Handball als kleines Wunder durchgeht. Die Mannschaft von Manager Bob Hanning holte im Viertelfinal-Rückspiel der Königsklasse gegen Ademar Leon einen Elf-Tore-Rückstand auf, steht erstmals unter den besten vier Teams in Europa.

Wer nun meint, im Rückspiel wäre es nicht mit echten Dingen zugegangen, sprich die Schiedsrichter wären der achte Mann für Berlin gewesen, der täuscht sich. Gudmundur Gudmundsson, Löwen-Trainer von Beruf, kann es bezeugen. Der Isländer: „Was Berlin in diesem Spiel gezeigt hat, war unglaublich. Beeindruckend, einfach nur beeindruckend.“ Begünstigt wurde die Aufholjagd vor allem durch zwei Faktoren. Erstens: Einer Abwehr, die sich regelrecht in den Spaniern fest krallte, sie nie zur Entfaltung kommen ließ. Und zweitens: Einem Torhüter, der sich in einen Rausch hexte, kaum zu überwinden war. Torhüter und Berlin? Richtig: Da gibt es einen, den jeder kennt. Silvio Heinevetter, den Nationalmann, den derzeit besten Schlussmann in Deutschland. „Wenn Heinevetter mal in Fahrt kommt…“, pustet Gudmi tief durch. Und grübelt: „So einen Mann darfst du nicht warm schießen, genau das gilt es zu vermeiden.“

Leicht gesagt, schwer umgesetzt. Wobei sich auch der Rest der Berliner sehen lassen kann. Gudmundsson zuckt mit den Schultern, sagt: „Willst du sie schlagen, musst du alles richtig machen.“ Vorne, hinten, überall.

Abschirmen sollten Oliver Roggisch und Co. insbesondere Alexander Petersson, den Noch-Berliner und Bald-Löwen. Gegen Ademar traf der isländische Linkshänder, der zuletzt monatelang ausfiel, neun Mal. Besser war keiner. Heinevetter und er waren die Matchwinner. Auf ihn können sich die Löwen-Fans also schon mal freuen!? Gudmundsson lacht, herzhaft tut er das: „Ja, das können sie, aber vielleicht noch nicht unbedingt am Mittwoch. Da kann er nämlich zum Problem für uns werden.“

Von Daniel Hund