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„Ein tolles Abenteuer“ (MM)

Löwe Stojanovic steht bei WM 2015 für Katar im Tor

MANNHEIM. Goran Stojanovic will es noch einmal wissen. Gegenüber dieser Zeitung bestätigte der Torwart des Handball-Bundesligisten Rhein-Neckar Löwen, dass er in Zukunft für die katarische Nationalmannschaft spielen will. „Es steht noch das Okay des Weltverbandes aus. Aber ich gehe davon aus, dass das klappt“, sagte der Schlussmann: „Es ist ein tolles Abenteuer für mich, eine Weltmeisterschaft zu spielen. Dazu hat die katarische Nationalmannschaft mit Valero Rivera einen tollen Trainer – und auch der finanzielle Aspekt stimmt. Das Gesamtpaket hat mich überzeugt.“

Katar richtet 2015 die Weltmeisterschaft aus, in den vergangenen Monaten warb der Wüstenstaat mit viel Geld um zahlreiche europäische Spitzenspieler und wollte diese zu Nationalitätenwechseln bewegen, um eine schlagkräftige Mannschaft beim Heim-Turnier im übernächsten Jahr aufbieten zu können. So buhlten die reichen Scheichs schon 2012 um den dänischen Rückraum-Kanonier Nikolaj Markussen und boten ihm angeblich zwei Millionen Euro. Der Grund für die katarische Offensive mit unmoralischen Angeboten liegt auf der Hand: Den einheimischen Spielern fehlt es an Klasse – bei der WM im eigenen Land will sich die ehrgeizige Nation aber nicht blamieren. Deshalb wurde mit dem spanischen Weltmeistercoach Valero Rivera schon ein Startrainer verpflichtet.

Für sein offensives Werben um Topspieler erntete das Emirat in den vergangenen Monaten reichlich Kritik, weshalb Ahmed Mohammed Abdulrab Al Shaabi, Verbandspräsident der katarischen Handballer, gegenüber handball-world.com im Juli verkündete: „Wir sind eine kleine Nation mit limitierten menschlichen Ressourcen, also mussten wir in der Vergangenheit Spieler von draußen ins Land holen. Aber jetzt schauen wir nicht mehr nach Einbürgerungen von Spielern aus dem Erwachsenenbereich für die WM.“ Mit einer Ausnahme: Für die Torhüterposition wolle man einen erfahrenen Mann der europäischen Spitzenklasse holen, Stojanovic bekam jetzt den Zuschlag.

Der Löwen-Keeper bestritt 2010 sein letztes Pflichtspiel für die montenegrinische Nationalmannschaft – und kann deshalb dem kleinen Staat vom Persischen Golf sofort helfen: Die Regeln der Internationalen Handball-Föderation sehen nämlich vor, dass Nationalspieler bei einem Wechsel drei Jahre lang das alte Auswahltrikot nicht mehr in einer offiziellen Partie getragen haben dürfen. Das trifft bei Stojanovic zu.
Von Marc Stevermüer