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Gorboks Raketen reißen die Löwen mit (MM)
Beim letztendlich deutlichen 34:23-Sieg über die HSG Wetzlar tun sich die Badener lange schwer – ein Neuzugang sorgt für die Wende
MANNHEIM. Die Stimmung war bestens. Wie schon vor einer Woche. Da fegten die Rhein-Neckar Löwen die HBW Balingen-Weilstetten mit 30:22 aus der Halle, diesmal überrollte der badische Handball-Bundesligist die HSG Wetzlar mit 34:23 (15:11). „Zwei Spiele, zwei Siege. So hatten wir uns das erhofft“, meinte Patrick Groetzki und strahlte über das ganze Gesicht. Mit sieben Treffern war der Rechtsaußen auch noch bester Torschütze des EHF-Pokalsiegers, der jedoch erst in der Schlussphase das Resultat in die Höhe schraubte: „Das Ergebnis ist sicherlich zu hoch ausgefallen, wir haben nicht unser bestes Spiel gemacht, waren besonders in der Abwehr zu Beginn unkonzentriert. Jetzt haben wir trotzdem vier Punkte und dazu eine tolle Tordifferenz.“ Kapitän Uwe Gensheimer sah es ähnlich: „Das Ergebnis ist etwas schmeichelhaft für uns, Wetzlar hat uns 50 Minuten sehr gefordert und sehr gut gespielt. Erst zum Ende konnten wir uns absetzen.“
Die Mittelhessen begannen die Partie mit einer offensiven Verteidigung gegen Löwe Kim Ekdahl du Rietz, den dadurch entstandenen Platz auf der rechten Rückraumseite wusste Isaías Guardiola mit zwei Treffern bis zum 4:2 (7.) zu nutzen. „Er hat das wieder gut gemacht“, lobte Manager Thorsten Storm den Vertreter des verletzten Alexander Petersson. Doch mit der Zeit wurde die Not im badischen Angriff immer größer. Da zudem Torwart Niklas Landin zunächst nicht zu gewohnter Leistung fand und in der Abwehr immer wieder große Lücken klafften, blieben die Wetzlarer nicht nur auf Augenhöhe, sondern legten Mitte der ersten Halbzeit immer einen Treffer vor. „Vor der Pause war unsere Leistung sehr wechselhaft. Mit der Abwehr war ich nicht zufrieden, im Angriff haben wir viele Fehler gemacht“, sagte Trainer Gudmundur Gudmundsson.
Zunächst trifft fast nur Groetzki
Löwen-Treffer fielen meistens nur, wenn Patrick Groetzki beim Gegenstoß auf die Reise geschickt oder auf der Außenposition freigespielt wurde. „Er hat uns in dieser Phase in der Partie gehalten“, lobte Gudmundsson, der beim 8:9 (18.) eine Auszeit nahm. Danach lief seine Mannschaft langsam heiß. Die Abwehr stand plötzlich deutlich besser und ließ nach dem 9:10 (21.) acht Minuten lang keinen Wetzlarer Treffer zu.
Im Angriff fasste sich Rückkehrer Sergei Gorbok ein Herz. Nach Ballgewinnen fackelte der Rechtshänder nicht lange und zog gegen die unsortierte HSG aus der Distanz ab. Bum, bum, bum – drei russische Rückraum-Raketen schlugen innerhalb von zwei Minuten im Tor ein und beim 14:10 (29.) war die Partie wieder gedreht. „Dafür haben wir ihn geholt. Wir brauchten einen Mann, der auch mal im Alleingang mit ein paar Treffern die Partie dreht“, freute sich Storm ebenso wie Gorbok. „Ich war ein wenig nervös, schließlich habe ich lange nicht mehr in der SAP Arena gespielt. Der Trainer hat zu mir gesagt, ich soll ein paar Tore aus dem Rückraum machen. Das habe ich mir zu Herzen genommen“, sagte der Russe und lachte.
Nach dem Seitenwechsel bauten die Gelbhemden ihre 15:11-Pausenführung auf 17:12 (34.) aus, mussten aber in der Abwehr auf Nikola Manojlovic verzichten. „Er hatte Rückenschmerzen. Ich hoffe, es ist nichts Schlimmeres“, berichtete Storm. Brenzlig wurde es nur noch einmal, als Wetzlar auf drei Treffer beim 21:18 (46.) herankam. Doch die Löwen konterten eiskalt – und überraschten Wetzlar mit einer Umstellung. Ekdahl du Rietz spielte auf der Mitte.
„Ich wusste, dass die HSG gegen Kim auf der Halbposition offensiv verteidigen wird. Ich habe ihm am Samstag im Training gesagt, dass ich es mit ihm als Spielmacher versuchen werde. Kim hat das gut gemacht und ich bin glücklich, dass wir wieder eine Variante mehr in unserer Offensive haben“, sagte Gudmundsson. Der Isländer grinste, seine diebische Freude über den gelungenen taktischen Zug war ihm anzusehen – zumal nach der Pause auch die gewohnten Stärken zum Tragen kamen: „Wir haben 16 Gegenstoßtore erzielt. Das macht es einfacher, ein Spiel zu gewinnen.“ Keine Frage: In der Schlussphase rollte der badische Express, weil Landin sich extrem steigerte, seinen Kasten vernagelte und einen Konter nach dem anderen einleitete. Manager Storm war einmal mehr begeistert ob der Paraden des Keepers: „Im ersten Durchgang hält Niklas sieben Bälle, in der zweiten 14. So kommt es dann zu solch einem Ergebnis.“
Von Marc Stevermüer