Veröffentlichung:

„Ein Traum ist Wirklichkeit geworden“ (MM)

Sie stehen für das neue junge Image der Rhein-Neckar Löwen: Jonas Maier (18) und Marius Steinhauser (19) stehen nicht nur im Kader des Handball-Bundesligisten, sie dürfen sogar spielen: Während Torwart Maier aus Plankstadt nach vielen Einsätzen in der Vorbereitung nun als dritter Mann vorrangig in der zweiten Mannschaft aktiv sein wird, stand Rechtsaußen Steinhauser, der von der HG Oftersheim/Schwetzingen kam, in allen Partien auf dem Feld. Vor dem heutigen Spiel gegen Wetzlar erzählen sie von ihren bisherigen Erfahrungen auf der großen Handball-Bühne.

Wie ist das so, wenn man plötzlich mit Leuten trainiert, die man bisher nur von der Tribüne oder aus dem Fernsehen kennt?

Marius  Steinhauser: Das ist sehr beeindruckend und ein geniales Gefühl. Davon habe ich immer geträumt und nun ist aus dem Traum Wirklichkeit geworden. Unfassbar!

Jonas Maier: Es geht zunächst einmal ein Traum in Erfüllung. Wenn man nach Kronau wechselt und zuschaut, wie die erste Mannschaft vor einem trainiert, will man dort eines Tages auch stehen. Dass dies jetzt der Fall ist, ist für mich unglaublich.

Wie seid ihr als „Jungspunde“ aufgenommen worden?

Steinhauser: Am Anfang hat man viel Respekt und ist aufgeregt, doch die Mannschaft hat mich toll aufgenommen und macht es einem sehr einfach, sich zurecht zu finden.

Maier: Ich bin super in die Mannschaft aufgenommen und integriert worden. Vor allem hatte ich mit Tomas Svensson von Anfang an einen Ansprechpartner, falls es mal Probleme oder Fragen gab. Man ist am Anfang natürlich noch sehr zurückhaltend, weil man die Jungs nur aus dem Fernsehen kennt, jedoch legen sich die Spannungen von Tag zu Tag. Die Jungs sind alle super drauf und für jeden Spaß zu haben.

Wie seht ihr das neue Konzept der Löwen?

Maier: Davon bin ich sehr begeistert. Wir sind eine junge Mannschaft, die darauf brennt, ihre Fans zu begeistern. Um das zu schaffen, gilt es immer alles zu geben. Wenn wir das beherzigen, können wir vielleicht noch die eine oder andere Überraschung in dieser Saison schaffen.

Steinhauser: Ich finde, das Konzept, auf junge deutsche Spieler zu setzen, ist der richtige Weg. Vor allem die Fans in der Region können sich so viel besser mit dem Verein und den Spielern identifizieren und werden hoffentlich häufiger den Weg in die SAP Arena antreten. Vor allem finde ich das Konzept klasse, da es mir die Chance bei den Rhein-Neckar Löwen mit ermöglicht hat.

Marius, musst du dich nicht täglich zwicken, ob alles wirklich ist?

Steinhauser: Ja, manchmal muss ich das echt, denn was ich in einem Jahr erlebt habe, das ist kaum in Worte zu fassen. Von der Bekanntgabe des Wechsels über die Vorbereitung und die ersten Spiele und Tore bis hin zu der Einladung der Junioren-Nationalmannschaft. Das ist überwältigend und spornt mich auf meinem Weg zusätzlich an.

Wie hast du dein erstes Bundesligaspiel erlebt?

Steinhauser: Das war sensationell. Als ich am Morgen aufgestanden bin, ging das Kribbeln schon los. Dann gleich in Göppingen, bei einer Top-Mannschaft und das Baden-Württemberg-Derby, das war schon eine klasse Atmosphäre. Dass ich dann noch 60 Minuten spielen durfte, zwei Siebenmeter rausgeholt und ein Tor erzielt habe, war das i-Tüpfelchen an diesem Tag.

Jonas, wie sehr motivieren dich der Gewinn des Jugend-EM-Titels und deine eigene starke Leistung?

Maier: Nach der EM hatte ich wenig Pause zum Verschnaufen. Das war jedoch überhaupt kein Problem. Mit so einem Titel im Gepäck will man natürlich noch mehr erreichen, da man schon einmal Blut geleckt hat. Ich werde mich auf diesen Erfolg nicht ausruhen und weiter hart an mir arbeiten.

Was steckt ihr euch als persönliche Saisonziele?

Steinhauser: Meine persönlichen Ziele sind, im Training weiterhin Gas zu geben, alles mitzunehmen, viel Erfahrung zu sammeln und natürlich auch so viel Spielzeit wie möglich zu erhalten.

Maier: Zunächst einmal will ich Spielpraxis in der zweiten Mannschaft sammeln. Ich will mich dort mit guten Leistungen für die Bundesligamannschaft empfehlen. Jedoch sehe ich meine Situation realistisch. Zunächst einmal will ich mir von Landin und Stojanovic so viel wie möglich abschauen und weiter an meinem Torwartspiel arbeiten.

Wer sorgt dafür, dass ihr am Boden bleibt und nicht abhebt?

Steinhauser: Dafür sorgen mehrere Menschen, allen voran meine Oma und die komplette Familie, natürlich auch meine Freunde. Aber in erster Linie gibt es auch keinen Grund abzuheben. Ich bin nicht der Typ dazu. Ich hab noch viel vor und noch (fast) nichts erreicht. Schau dir Jonas an, der ist schon Europameister (grinst).

Maier: Ich sehe meine Situation realistisch. Ich bin ein ganz normaler Plänkschter Junge, der eben verrückt danach ist, Handball zu spielen. Daher denke ich, benötige ich niemanden, der mir sagt, dass ich auf dem Teppich bleiben soll. Falls ich jedoch wirklich mal abheben sollte, werde ich von meinen Eltern mein Fett schon abbekommen (lacht).

Wie wichtig war die Ausbildung in euren Heimatvereinen sowie dann bei der Kröstis und bei der HG?

Maier: Ohne die Ausbildung in Kronau und beim DHB wäre ich nicht da, wo ich jetzt bin. Ich hatte in meiner bisher kurzen Handballkarriere viele sehr gute Trainer, denen ich den Großteil meines Erfolges zu verdanken habe. Zudem hatte ich immer den Vorteil, mit erfahren Torhütern arbeiten zu dürfen. Zu nennen ist jedoch auch mein Heimatverein TSG Eintracht Plankstadt, wo mir das Handballspielen beigebracht wurde. Diesem Verein habe ich sehr viel zu verdanken und so freue ich mich immer, die Jungs zu sehen.

Steinhauser: Die Ausbildung anfangs beim TSV Rot war sehr wichtig. Dadurch, dass ich erst vor fünf Jahren mit Handball begonnen habe, war die Zeit am wichtigsten. Natürlich gehört bestimmt auch Talent und Glück dazu, aber auch viel Ehrgeiz und natürlich auch die richtigen Trainer, die ich auf alle Fälle hatte und die mir immer ihr vollstes Vertrauen schenkten. Der Wechsel zur HG war die logische Konsequenz, um sich in der Jugend-Bundesliga, mit den Besten zu messen. Die HG war mein persönliches Sprungbrett in die 1. Bundesliga und zu den Rhein-Neckar Löwen.

Was war bislang das Tollste in der Vorbereitung?

Steinhauser: Die ganze Vorbereitung war toll. Natürlich ist das ein harter Trainingsalltag, aber unsere Truppe geht mit so viel Spaß an die Sache heran, dass jedes Training zum Erlebnis wird.

Maier: Die ganze Vorbereitung war gespickt von schönen Erfahrungen. So durfte ich gegen Gummersbach und Großwallstadt ran. Man erlebt viele neue Dinge, die noch völlig fremd sind, wie zum Beispiel eine Pressekonferenz. Zudem ist es für mich noch etwas ganz Besonderes, wenn jemand auf mich zukommt, um ein Autogramm zu ergattern.

Welche Überschrift möchtet ihr im Laufe der Saison über euch in unserer Zeitung lesen?

Maier: Steinhauser und Maier, die beiden Freunde, laufen erstmals zusammen in der SAP Arena auf.

Steinhauser: Die jungen Wilden der Rhein-Neckar Löwen begeistern die Liga und die Fans.

Welchen sportlichen Traum habt ihr?

Steinhauser: Das, was ich im Moment mache, das ist meinen sportlichen Traum leben. Natürlich gibt es da weitere Träume wie Nationalmannschaft. Aber daran jetzt zu denken, wäre vermessen. Ich konzentriere mich jeden Tag auf meine Aufgabe bei den Löwen, dann werden wir sehen, was dabei herauskommt.

Maier: Für die Zukunft habe ich große Ziele. So will ich weiterhin Bestandteil der Jugendnationalmannschaft bleiben, um bei der WM 2013 in Ungarn dabei zu sein. Mein Traum ist es natürlich, einmal fester Bestandteil in der Bundesliga zu sein, wenn das sogar bei den Löwen klappen würde, wäre das der Wahnsinn. Ich wäre allerdings auch nicht abgeneigt, Erfahrungen im Ausland zu sammeln.

Von Andreas Lin, Schwetzinger Zeitung