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Ein wenig Ruhe – aber wie lange noch?

Mannheim. Turbulente Tage lagen hinter ihm. Die Gerüchteküche brodelte, die Spekulationen wurden immer wilder – und stets musste Thorsten Storm Stellung beziehen. Oder anders ausgedrückt: Der Manager des Handball-Bundesligisten Rhein-Neckar Löwen versuchte zu retten, was zu retten war, nachdem der Aufsichtsratsvorsitzende Jesper Nielsen eine große Personalrochade angekündigt hatte.

Doch am Donnerstagabend hatte Storm den ganzen Wirbel für ein paar Augenblicke vergessen, er lächelte, freute sich nach dem 27:27 seiner Mannschaft gegen Zagreb über den Einzug ins Viertelfinale der Champions League und deutete mit der rechten Hand in Richtung der jubelnden Spieler: „Sehen Sie sich das an, wie glücklich die Jungs sind. Es ist schön, dass das Team die ganze Unruhe so gut weggesteckt hat.“

Allerdings war die Glückseligkeit nur eine Momentaufnahme. Die Situation bei den Löwen bleibt auch vor der Bundesligapartie am Sonntag (17.30 Uhr) bei der MT Melsungen angespannt. Nach wie vor stehen Fragen im Raum. Viele Fragen. Wer kommt? Wer geht? Spielen Gudjon Valur Sigurdsson, Róbert Gunnarsson, Karol Bielecki und Krzysztof Lijewski nächste Saison bei Nielsens Heimatverein AG Kopenhagen? „Es ist nichts entschieden. Wir befinden uns in der Planung. Klar ist: Wenn einer geht, muss ein anderer kommen“, hielt sich Storm bedeckt.

Schwere Bundesliga-Spiele

Fest steht schon länger, dass Ólafur Stefánsson nach Kopenhagen geht, obwohl er lieber bleiben würde. Der 37-Jährige und seine Familie leben in Heidelberg, fühlen sich dort richtig wohl. Doch im Sommer muss er sich Nielsens Plänen beugen. Der Abschied von Sigurdsson und Gunnarsson scheint zudem nur noch eine Formsache zu sein. „Beide sind unzufrieden bei uns mit ihren Spielanteilen. Dafür habe ich Verständnis“, sagte der Manager.

Bei Bielecki und Lijewski liegen die Gründe für ein Engagement in Kopenhagen offenbar ein wenig anders.So ist aus gut informierten Löwen-Kreisen zu hören, dass den beiden Polen nach ihren schweren Verletzungen an Auge (Bielecki) und Schulter (Lijewski) nicht zugetraut wird, noch einmal ihr früheres Leistungsniveau zu erreichen. Die Rückraumspieler wurden von Nielsen mit langfristigen Verträgen und fürstlichen Gehältern ausgestattet. So soll Lijewski rund 380 000 Euro netto pro Jahr verdienen. Ein für Handball-Verhältnisse astronomisches Salär.

Nielsen macht es möglich – aber wie lange noch? „Er hat sich langfristig vertraglich an die Löwen gebunden. Zunächst bis 2015. Das ist für unseren Verein und seine Zukunft in wirtschaftlicher Hinsicht auch sehr wichtig“, sagte Storm: „Aber der Klub besteht nicht nur aus Jesper Nielsen. Es gibt hier mittlerweile viel mehr Förderer der Löwen als vor einiger Zeit und mit Goldgas dazu einen neuen Hauptsponsor.“

Die zentrale Figur bleibt aber der dänische Haupt-Geldgeber. Er muss sagen, was er will – und zwar schnell. Denn weiteren Wirbel kann die Mannschaft vor den Hammeraufgaben Kiel und Flensburg in der nächsten Woche nicht gebrauchen. „Es wäre gelogen, wenn ich behaupten würde, dass wir Spieler nicht mitbekommen, was geschrieben und gesagt wird“, gestand Regisseur Andy Schmid.

Die Turbulenzen werden aber wohl schon bald in die nächste Runde gehen. Denn eigentlich ist Ruhe bei den Löwen nicht vorstellbar. Das hat die Vergangenheit gezeigt.

Von Marc Stevermüer

 02.04.2011