Veröffentlichung:

Einbruch nach der Pause (MM)

Rhein-Neckar Löwen verlieren Pokal-Viertelfinale bei der SG Flensburg-Handewitt mit 20:24 (12:11)

FLENSBURG. Trainer Gudmundur Gudmundsson muss sich vorgekommen sein wie im falschen Film. Die zweite Halbzeit war angebrochen – und plötzlich ging gar nichts mehr bei seiner Mannschaft. Dabei hatte es eine halbe Stunde lang gut ausgesehen für die Rhein-Neckar Löwen. Im Pokal-Gipfel bei der SG Flensburg-Handewitt zeigte der Tabellenführer der Handball-Bundesliga vor dem Seitenwechsel eine gute Leistung und durfte vom Einzug ins Final Four träumen.

Doch nach der Pause verloren die Gelbhemden den Faden, erzielten bis zum Schlusspfiff nur noch acht Treffer – und mussten sich am Ende im Viertelfinale mit 20:24 (12:11) geschlagen geben. „In der ersten Halbzeit waren wir gut und in der zweiten nicht mehr da“, fasste Manager Thorsten Storm treffend zusammen. Und Rechtsaußen Patrick Groetzki monierte: „Mit 20 Toren kann man kein Spiel gewinnen.“

Myrhol am Kreis stark

Dabei erwischten die Löwen einen glänzenden Start. Ein Ballgewinn in der Defensive, eine Parade von Schlussmann Niklas Landin, zwei blitzsaubere Konter über Patrick Groetzki und Bjarte Myrhol – schon führten die Gelbhemden 2:0 (2.). Mit ihrer stabilen Defensive machten sie dem Gegner wieder einmal das Leben schwer.

Auch der 5:5-Ausgleich (12.) brachte die Löwen nicht aus dem Konzept. Sie waren zu diesem Zeitpunkt die etwas reifere Mannschaft. Gelang ihnen einmal kein Ballgewinn inklusive Gegenstoß, spielten die Mannen von Trainer Gudmundur Gudmundsson geduldig ihre Angriffe zu Ende. Das Risiko wurde meistens gemieden und stattdessen auf die Lücke in der SG-Deckung gewartet. Raum fanden die Löwen immer wieder am Kreis, wo sich Kraftpaket Myrhol packende Duelle mit Tobias Karlsson lieferte.

Es wurde geschoben und geschubst, aber der badische Kreisläufer blieb ruhig und vor allem cool im Abschluss. Myrhol sorgte für die erste Drei-Tore-Führung der Löwen (9:6/19.), die bis zum 11:8 (22.) noch Bestand hatte.

Dann aber verloren die Gelhemden für wenige Minuten ihre Linie, was an einigen Zeitstrafen, aber auch an leichtfertigen Ballverlusten lag. Auf der halblinken Königsposition kam Ekdahl du Rietz einfach nicht in Schwung, er wurde durch Zarko Sesum ersetzt – und der Serbe hämmerte den Ball zum 12:11 in den Winkel. Landin rettete mit einem sensationellen Reflex gegen Thomas Mogensen die knappe Führung zum Seitenwechsel.

Im Gegensatz zum ersten Durchgang kam Flensburg in den zweiten 30 Minuten besser in die Begegnung. Ein Doppelschlag von Lasse Svan Hansen brachte erstmals die Norddeutschen in Führung (13:12/33.). Die Löwen taten sich plötzlich ungemein schwer im Positionsangriff, mit den halbherzigen Abschlüssen von Alexander Petersson und Andy Schmid hatte SG-Torwart Matthias Andersson keine Probleme. „Er konnte die Bälle sogar fangen, das sagt alles“, erklärte Storm.

Nun war mächtig Stimmung in der „Hölle Nord“, erst recht nach Anderssons nächster Parade gegen Groetzki und dem anschließenden 16:13 für die Norddeutschen (38.). Jetzt ging alles viel zu schnell für die Löwen. Andersson parierte einen Ball nach dem nächsten, es folgte ein Konter nach dem anderen – und bis zum 19:14 (42.) schlug es fast minütlich hinter Landin ein. Keine Frage: In diesen verhängnisvollen zwölf Minuten nach dem Seitenwechsel gaben die Löwen das Ticket fürs Final Four in Hamburg leichtfertig aus der Hand.

Von Marc Stevermüer