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Eine Jagd auf ganz hohem Niveau

Heidelberg/Zagreb. Sie hatten es in sich, die letzten Tage. Die Rhein-Neckar Löwen elektrisierten mal wieder, hielten ganz Handball-Europa in Atem. Ungewollt, unangenehmerweise. Auf diese Schlagzeilen hätte man im Lager der Gelbhemden nämlich gerne verzichtet. Schmuckbaron Jesper Nielsen, Aufsichtsratsboss und Hauptsponsor, redete mal wieder. Viel und durcheinander. Vor allem in Dänemark, in seiner Heimat, ließ er kaum ein Mikrofon aus. Nielsen sprach von einem „Ausverkauf“, davon, dass er im Sommer fünf aktuelle Löwen_Spieler zur AG Kopenhagen holen wird – die RNZ berichtete bereits. Konnte das spurlos an der Mannschaft vorbeigehen? Offenbar schon: Es war eine Jagd auf ganz hohem Niveau, die das Rudel gestern im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League bei Croatia Zagreb zeigte: 31:28 (15:12) stand’s am Ende.

Danach war der Jubel groß. Erleichterung machte sich breit. Auch bei Thorsten Storm, dem Manager des badischen Bundesligisten: „Dieser Gegner ist zuhause eigentlich eine Macht. Und wir haben ihn beherrscht: Durch einen überragenden Mittelblock und durch eine starke Angriffsleistung.“ Widerspruch zwecklos. Gerade Oliver Roggisch, Börge Lund und Bjarte Myrhol machten hintendrin einen Bomben-Job. Storm nickt: „Diese drei Jungs haben sich ein Sonderlob verdient.“

Aber auch der Rest. Professionell spulten die Löwen ihr Pensum ab, bestachen als Kollektiv: Schnörkellos und unbeeindruckt vom Geräuschpegel in einer der größten Handball-Hallen Europas. 15.000 gehen rein, rund 9.000 waren drin. Doch die kamen diesmal nicht so richtig in Fahrt. Der Gast betätigte sich als Spaßbremse, hatte fast immer die bessere Antwort parat.Uwe Gensheimer sowieso. Der Dauerbrenner aus Friedrichsfeld zündete erneut ein Offensiv-Feuerwerk, traf zweistellig, zehnfach! Mal von links, mal aus dem Rückraum, mal aus sieben Metern: „Gensel“ die Allzweckwaffe, der für die magischen Momente. Vorne der „Brandmann“, hinten ein Pole: Kasa Szmal breitete im Tor die Arme aus. Und immer, wenn es darauf ankam, wenn die Heim-Sieben vor der Pause auf ein, zwei Tore aufschließen konnte, griff der Welt-Handballer von 2009 tief in die Trickkiste, „packte“ einen Reflex aus. Das war die erste Halbzeit. Die zweite war anders, ausgeglichener, einen Tick spannender. Aber trotzdem souverän. Denn in Rückstand gerieten die Badener nie. Und das über die vollen 60 Minuten.

Der Lohn der Gala in zwei Akten ist fürstlich: Die Löwen nehmen ein Drei-Tore-Polster mit ins Rückspiel am Donnerstag (19 Uhr, SAP Arena). Eine Vorentscheidung? Nicht für Storm. Der Manager: „Noch ist erst Halbzeit. Um ins Viertelfinale einzuziehen, brauchen wir im Rückspiel auch unsere vielen Fans.“

Themenwechsel, zurück zu Nielsen und seinem fünffachen Abwerbeplan. Storm: „Momentan arbeiten wir an dieser Saison, in der es noch einiges zu gewinnen gibt. Alles andere möchte ich nicht kommentieren.“

Spielfilm: 1:3, 6:7, 7:10, 12:15 (Halbzeit), 15:19, 16:20, 21:21, 22:24, 24:25, 28:31 (Endstand).

Zagreb: Kopljar 5, Balic 1, Spiler 4, Jaskic 4, Strlek 5/1, Gal 5, Gojun 4.

Löwen: Stefánsson 7, Lund 3, Tkaczyk 4, Cupic 2, Gensheimer 10/3, Myrhol 1, Roggisch 1, Schmid 1, Groetzki 2.

Von Daniel Hund

 28.03.2011