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Eine Klasse schlechter (RNZ)

Mannheim. Manche fluchten auf der Flucht in die Katakomben, die meisten waren aber still, irgendwie mit sich selbst beschäftigt. Das lag am Frust, an der Enttäuschung. Reden fällt manchmal schwer, nach Niederlagen sowieso. Oft sagt man dann nämlich Dinge, die man besser nicht sagen sollte. Unüberlegte Dinge. Solche, die man später bereut. Doch diesmal war es anders: Gratulieren war angesagt, verneigen vor einem blitzsauberen Auftritt des HSV Hamburg. Andy Schmid, der Dirigent der Löwen, ließ sich auch nicht zwei Mal bitten. Sein Fazit: „Hamburg war eine Klasse besser. Letztmals habe ich sie so stark in ihrer Meistersaison gesehen.“

Bei Manager Thorsten Storm hörte sich das Ganze ähnlich an. Bei Patrick Groetzki, dem trickreichen Flügelmann der Gelben, nicht ganz. Groetzki, ein Mann klarer Worte: „Aus meiner Sicht war diese Niederlage nicht nötig. Eigentlich haben wir die Qualität, den HSV zu schlagen.“ An ihm lag’s diesmal ohnehin nicht. Der Pforzheimer zählte zu den Besten im Rudel. Hinten aufmerksam, vorne kaltschnäuzig. „Von Patrick war das eine richtig gute Leistung“, lobte Storm, „er hat sich aus seinem WM-Loch herausgespielt.“ Vier Tore gingen am Ende auf sein Konto.

Bei Zarko Sesum war die Ausbeute überschaubarer. Ein Treffer, mehr ging nicht. Sonderlich viele Fehlversuche hatte der Serbe allerdings nicht. Denn wer nicht wirft, kann auch nicht scheitern: Immer, wenn man sich einen Kracher gewünscht hätte, spielte er quer. Warum? Schwer zu sagen, aber wahrscheinlich deshalb weil er Angst hat zu versagen. Storm sieht es ähnlich. Er sagt: „Zarko hat derzeit leider keinerlei Selbstvertrauen.“

Dabei wäre ein starker Sesum so wichtig – auch im Hinblick auf die nächsten Wochen. Denn wann Kim Ekdahl du Rietz (Muskelfaserriss), die Rückraum-Rakete, wieder zwischen den Kreisen zündet, ist unklar. In seiner aktuellen Situation lässt sich kein genaues Comeback-Datum fixieren. Auch deshalb hört man im Umfeld der Löwen momentan häufig Sätze, in denen immer wieder zwei Wörter fallen: „Fehlende Alternativen“. Eine Art Hilferuf, der Wunsch nach neuen Spielern. Der wird vernommen, aber nicht erhört. Storm gibt hier den Spielverderber. Gezwungenermaßen wohlgemerkt. Der Manager stellt klar: „Wir werden niemanden mehr dazu holen, weil wir es nicht können. Es passt nicht in unseren finanziellen Rahmen.“

Neue Spieler gibt es nicht, dafür aber frische Kräfte: Erstmals seit langem kann in dieser Woche mal wieder durchgeschnauft werden. Dem Spielplan sei Dank. Groetzki seufzt: „Es ist schön auch mal kein Spiel zu haben. Weil einige von uns wirklich auf dem Zahnfleisch gehen.“

Von Daniel Hund