Veröffentlichung:

Eine Serie starten (RNZ)

Mannheim. Kaum hatte man am Mittwoch den Eingangsbereich der Mannheimer SAP Arena passiert, wurde man mit einem konfrontiert, den man kennt: Löwen-Trainer Gudmundur Gudmundsson grinste vom Titelblatt des „Löwengebrülls“, dem offiziellen Magazin des badischen Handball-Bundesligisten, das bei Heimspielen an jeder Ecke im „Ufo“ ausliegt. Auf den ersten Blick nichts Ungewöhnliches, auf den zweiten schon: Denn der Isländer schlüpfte dort in eine andere Rolle, gab den Pferdeflüsterer, nicht den Handball-Professor. Genauer gesagt den Islandpony-Reiter. Reiten ist nämlich seine große Leidenschaft – neben dem Angeln und hinter dem Handball natürlich. Im Sattel kann er Abschalten, den Handball einfach mal Handball sein lassen.

Ab 20.15 Uhr, pünktlich zum Startschuss des Bundesliga-Duells gegen Hildesheim, war es dann vorbei mit der Pferde- Idylle. Hier war Gudmi wieder angekommen in seiner Welt, seinem Job. Die zwei Tore, die 14 Spieler und der Ball rückten in den Fokus. Und da ist Abschalten für ihn ein sechzigminütiges Fremdwort. Dann steht er unter Strom, schaltet sich bewusst ein. Mit Emotionen, mit Rufen, mit grimmigem Mienenspiel. Der achte Mann, der will er sein.

Am Mittwoch war er es. Und das zahlte sich aus. Souverän war’s, was die Badener zeigten. Hildesheim wurde phasenweise vorgeführt. Gut, es war ein Gegner, gegen den man das auch erwarten darf: Aufsteiger, Schlusslicht, Abstiegskandidat Nummer eins. Doch auch die können Handball spielen. Was sich im Ergebnis widerspiegelt: 39 geschossen, 29 gefangen. Oder anders ausgedrückt: Die Löwen beeindruckten im Vorwärtsgang, enttäuschten dafür im Rückwärtsgang. Einem Offensiv-Feuerwerk stand eine Abwehr gegenüber, die phasenweise eher einem Schweizer Käse als einem Bollwerk glich. Eine Einschätzung, die Gudmundsson teilte. Sein Fazit: „Vorne haben wir überragend gespielt, hinten nicht so. Es waren leider zu viele Gegentore.“

Mitgekriegt haben das übrigens nur wenige. Es war überschaubar am Mittwoch in der SAP Arena: Lediglich 3.614 Zuschauer drückten die Daumen, wollten das ungleiche Duelle sehen. Klar, die Konkurrenz war groß. Parallel flimmerte König-Fußball in die heimischen Wohnzimmer: Dortmund versuchte sich vergeblich gegen Arsenal London. Sicherlich ein Grund für den geringen Fan- Zuspruch im „Ufo“ – aber auch der Hauptgrund? Thorsten Storm meint ja, trotzdem hat der Löwen-Manager noch einen anderen Erklärungsansatz. Einer, der schmerzt, der gerade ihm nicht leicht über die Lippen kommt. Doch er kam. Der Nordmann: „Die Zuschauerzahl hängt wohl auch mit unserer schlechten Leistung in Lübbecke zusammen. Wir hoffen, dass sich das bald wieder ändert.“

Das wird es. Gerade dann, wenn die Leistung wieder dauerhaft stimmt, wenn Hildesheim der Startschuss einer Serie war. Der nächste Erfolg scheint ja ohnehin bereits vorprogrammiert zu sein: Am Samstag ist Europacup-Zeit. Dann kommt es zum Duell Löwen gegen Löwen. Die badischen treffen auf die niederländischen: Um 19 Uhr empfängt die Gudmundsson-Sieben die OCI-Lions. Ein ungleiches Kräftemessen. Die Gelben wissen das natürlich, lehnen sich aber nicht zu weit aus dem Fenster. Uwe Gensheimer zum Beispiel. Der Kapitän drückt sich diplomatisch aus, sagt: „Wir müssen schauen, dass wir unser Potenzial voll ausschöpfen, schaffen wir das, ziehen wir in die nächste Runde ein.“

Karten sind aktuell noch erhältlich. Von den rund 1.600 Tickets wurden bislang an die 1.000 abgesetzt.

Von Daniel Hund