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„Eine total unnötige Niederlage“ (SOAK)

Er will auch Testspiele immer gewinnen. Und deshalb schmerzte Uwe Gensheimer von den Rhein-Neckar Löwen die gestrige 22:25 (10:8)-Niederlage der deutschen Handball-Nationalmannschaft beim Supercup in Hannover gegen Schweden. Die Gedanken des Mannheimers kreisten aber nicht nur um die DHB-Auswahl, sondern er dachte auch an seinen Klubkollegen Patrick Groetzki, der sich beim Nationalteam verletzte.

Vor zwei Jahren verließ Uwe Gensheimer von den Rhein-Neckar Löwen noch jubelnd das Feld in Hannover. Augenblicke zuvor hatte die deutsche Handball-Nationalmannschaft den Supercup gewonnen. Der traditionsreiche Vier-Nationen-Wettbewerb ist zwar nur ein Test-Turnier, verlieren will dort allerdings keiner. Erst recht nicht der Gastgeber – doch gestern kassierte die deutsche Auswahl bei der Supercup-Auflage 2011 die zweite Niederlage im zweiten Spiel. Mit 22:25 (10:8) unterlag die DHB-Auswahl gegen Schweden. „Natürlich ist das Ergebnis nicht ganz so wichtig. Es geht vielmehr darum, neue taktische Ideen umzusetzen und zu üben. Aber gewinnen wollen wir trotzdem“, sagte Gensheimer, der gegen die von seinem Ex-Löwen-Trainer Ola Lindgren betreuten Skandinavier fünf Mal erfolgreich und damit bester deutscher Torschütze war.

„Eine total unnötige Niederlage“, meinte der Linksaußen. Kurz nach der Pause hatte die Mannschaft des neuen Bundestrainers Martin Heuberger die Begegnung im Griff, doch nach dem 15:10 (37.) riss der Faden: „Wir waren viel zu übermotiviert im Angriff“, brachte Gensheimer die Ungeduld der DHB-Formation auf den Punkt: „Es ist schade, dass wir die Bälle so hergeschenkt haben, nachdem wir zuvor so gut verteidigt hatten.“

In der ersten Halbzeit ließ die deutsche Mannschaft vor 7176 Zuschauern viel zu viele Chancen liegen, das Tempo war selten hoch. Vielmehr schleppten sich beide Teams über das Feld und boten Handball-Magerkost, was sicherlich auch an den vielen Umstellungen und Experimenten beider Trainer lag. „Der Supercup ist ein Vorbereitungsturnier, das wir genau dazu nutzen. Da macht es keinen Sinn, mit einer ersten Sieben durchzuspielen, um auf Teufel komm raus zu gewinnen“, sagte Abwehrmann Oliver Roggisch von Rhein-Neckar Löwen.

Bis zum 4:7 (13.) lief wenig bei der deutschen Mannschaft zusammen, danach steigerten sich zumindest die Abwehr und Torwart Carsten Lichtlein. Erst kurz vor dem Pausenpfiff kassierte die DHB-Auswahl, bei der Löwe Michael Müller nur zu einem Kurzeinsatz kam, den achten schwedischen Treffer. Bezeichnend für das Niveau der Partie war jedoch, dass die Heuberger-Sieben trotz 17-minütiger skandinavischer Torflaute nur mit 10:8 zur Pause führte.

Mit mehr Elan gingen die Deutschen die zweite Halbzeit an. Phasenweise war zu erkennen, wie sich der neue Bundestrainer das Offensivspiel seines Teams vorstellt: schnelles Umschalten nach Ballgewinnen, konsequent zu Ende vorgetragene Spielzüge. Bis zum 15:10 (37.) funktionierte das gut, danach agierte die DHB-Auswahl aber viel zu unkonzentriert. Die Partie kippte, am Ende stand eine 22:25-Niederlage. „Die Abwehr war gut, die Torwartleistung stimmte. Der Grundstein für den Sieg war eigentlich gelegt“, ärgerte sich Heuberger über die Undiszipliniertheiten Mitte der zweiten Halbzeit: „Und dann haben sich auch die vergebenen Chancen in der ersten Halbzeit gerächt.“

Mit dem letzten Turnierspiel heute (15.30 Uhr) gegen Spanien endet für den Weltmeister von 2007 der Supercup in seinem Wohnzimmer: das Gerry-Weber-Stadion im westfälischen Halle. „Ich freue mich riesig. Bei unserem wichtigen EM-Qualifikationsspiel gegen Island war das ein echter Hexenkessel“, sagte Gensheimer, der mit seinem verletzten Nationalmannschaft- und Klubkollegen Patrick Groetzki (Meniskusriss) fühlt: „Für Patrick tut es mir unheimlich leid, er war toll in Form. Jetzt müssen wir bei den Löwen auf eine schnelle Rückkehr von Ivan Cupic hoffen, damit wir einen Rechtsaußen im Kader haben.“

Von Marce Stevermüer