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Eine Unterschrift für die Ewigkeit (SHZ)

Handball-Europameister Hendrik Pekeler trägt sich ins Goldene Buch seiner Heimatstadt Glückstadt ein.

„Hendrik Pekeler läuft alleine aufs Tor zu. Er lässt Arpad Sterbik – diesem ehemaligen Giganten zwischen den Pfosten – keine Chance. Das ist die endgültige Entscheidung.“ Die Stimme des Kommentators überschlägt sich schier. Minuten verrinnen fast in Ewigkeiten. Schluss-Sirene: Deutschland ist Handball-Europameister! Der 31. Januar 2016. Schon wieder weit weg und doch noch in lebhafter Erinnerung. 24:17 gegen Spanien. Und mitten im Überschaum der deutschen „Bad Boys“ jubelt ein junger Mann aus Glückstadt mit: Hendrik Pekeler – a star was born!

Dabei sind dem Handballer Starallüren völlig fremd. Ein Mann mit zwei Gesichtern. Auf dem Handballfeld mit seinem kongenialen Partner Finn Lemke Abwehrgiganten, mit 2,03 und 2,10 Metern Körperlänge (Lemke) wahre Türsteher-Schränke. Die packen da zu, wo es weh tut – hier kommt keiner durch. Privat dagegen zurückhaltend, freundlich, besonnen und bodenständig. Der auch den Reportern Kaffee serviert. Und der es als besondere Ehre empfindet, sich ins Goldene Buch der Stadt Glückstadt einzutragen. „Ich freue mich auf diesen Empfang“, sagte Hendrik Pekeler noch vor dem offiziellen Festakt im Ratskeller der Stadt. Er habe sich zwar auch ins Berliner Goldene Buch eingeschrieben, aber „hier in meiner Heimatstadt, das ist doch etwas ganz Besonderes.“ Bürgervorsteher Paul Roloff hatte zu diesem Festakt eingeladen und viele Weggefährten des 24-jährigen Hendrik Pekeler waren in den Ratskeller gekommen.

In ihren Laudatien erinnerten sie an die Jugend des heutigen Europameisters, an seine Entwicklung als Handballer. Gerhard Sosat betonte als Ex-Trainer den starken Zusammenhalt der Familie Pekeler, unterstrich, dass ohne eine starke Mannschaft so ein Erfolg nicht möglich wäre. Hendrik, jetzt als sportlich erfolgreichster Sohn seiner Heimatstadt, musste sich auch Kritik gefallen lassen: fehlende Einstellung, macht alles nur mit seiner Wurfkraft, kein großer Ehrgeiz. Lüder Meyn meinte ebenso wie Jürgen Dieckmann, ebenfalls Ex-Trainer: „Wenn ich ehrlich bin, hätte ich dich zu der Zeit nicht als kommenden Europameister gesehen. Aber es war eine reizvolle Aufgabe, so einen begabten Rohdiamanten zu formen.“

Apropos Wurfkraft: In seiner Laudatio brachte Schulleiter und Lehrer Herbert Frauen die humorige Anekdote, als Hendrik im zarten Jungenalter im Spiel auf dem Marktplatz mit einer Zitrone ein Fenster des Ratskellers zertrümmerte. Frauen: „Vielleicht war da schon der Weg vorgezeichnet: Irgendwann will ich nicht mit Schimpf und Schande, sondern mit Stolz und Ehre den Ratskeller betreten. Und das ist heute, lieber Hendrik. Du hast es geschafft, wir freuen uns darüber und sind stolz darauf.“

Das größte Kompliment allerdings machte Ex-Sportlehrer Martin Simonsen: „Europameister zu werden ist toll. Aber ihr – du und deine Lebenspartnerin Johanna – habt etwas Einmaliges geschaffen.“ Und sein Blick, seine Geste deutete auf die kleine Fine Sophia, die friedlich in ihrem Kinderwagen den ganzen Rummel verspielte.

„Eigentlich mag ich nicht gerne im Mittelpunkt stehen“, gestand Hendrik Pekeler, „aber das hier ist riesig.“ Fast wie der ausgelöste Hype nach dem EM-Gewinn: „Ich muss zugeben, dass ich alles genossen habe: die Interview-Anfragen, die Glückwünsche, das erkannt werden, der viel intensivere Bezug zu den Fans.“

Vor dem Festakt im Ratskeller konnte er mit seiner Familie einige ruhige Tage bei den Eltern verbringen. Seltenes Familienglück. Zu Hause verbindet er Profisport und Familienleben gut: „Nach dem Training ist immer Zeit. Nur bei Auswärtsspielen wird’s schwierig. Besuche bei den Eltern sind allerdings seltener. Im November waren wir hier. Aber es war toll, wie meine Eltern mich bei der EM direkt vor Ort in Polen unterstützt haben.“ Mutter Heike: „War doch klar. Wir verfolgen alles im Handball. Und wenn es um Hendrik geht, stehen wir dahinter.“ Und der Angesprochene musste zugeben, dass in unserer eiligen Zeit der EM-Erfolg fast schon wieder aus dem Kopf ist: „Der Alltag holt einen schnell ein mit Bundesliga- und Nationalspielen.“

Seine wichtigsten Ziele: Mit den Rhein-Neckar-Löwen deren erste Meisterschaft erringen: „Sollte uns das gelingen, würde es unserer Region, dem Nachwuchs und Sponsoren echten Aufschwung bedeuten.“ Und natürlich seine Nominierung in den Olympia-Kader der Nationalmannschaft: „Olympia in Brasilien, das wird ein riesiges Erlebnis,“ freut sich der Mannschafts-Europameister. Ausgestattet mit einer extra angefertigten Erinnerungsmedaille, die ihm Paul Roloff überreichte, dankte Hendrik Pekeler für alle guten Wünsche. Diese Medaille wird sicher neben der EM-Medaille einen Ehrenplatz erhalten. Und es könnte sein, dass Vater Hein Pekeler jetzt gut zu tun bekommt: Sein berühmter Sohn hat in weiser Voraussicht schon mal etliche Autogrammkarten im elterlichen Hause gelassen.