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Eine verschworene Einheit (RNZ)

Mannheim. Der TV Großwallstadt kam als Tabellen-Vorletzter, mit gerade mal drei Siegen auf dem Konto: Noch vor ein paar Wochen hätte man sich da als Sympathisant der Rhein-Neckar Löwen keine Sorgen gemacht. Die Vorfreude auf ein Schützenfest, auf eine Gala in zwei Akten, wäre riesig gewesen. Mittlerweile ist die Situation aber eine andere.

Schuld ist das eigene Lazarett. Der Ausfall von wichtigen Stützen, für die es im Kader der Gelben keinen Ersatz gibt. Das hatte sich natürlich auch bis zum TV Großwallstadt herumgesprochen. Und dementsprechend ambitioniert reiste das Kellerkind am Mittwoch auch an. Der Bundesliga-Dino witterte seine Chance, gab sich selbstbewusst, wollte in der Höhle der Löwen nicht nur kämpfen, sondern auch punkten.

So viel zum Plan – wenn da nur die Umsetzung nicht wäre. Die Realität sah nämlich anders aus. Die Löwen strauchelten, fielen aber nicht: Sie setzten sich vor 4.264 Zuschauern in der SAP Arena dank eines starken Schluss-Spurts mit 26:21 (12:12) durch. „Das war das erwartet schwere Spiel. In der Anfangsphase konnten wir nicht mithalten“, analysierte Löwen-Trainer Gudmundur Gudmundsson nachher.

In Sachen Start-Sieben kam es, wie es kommen musste. Für den verletzten Kim Ekdahl du Rietz rückte Zarko Sesum, die serbische „Allzweckwaffe“ – er ist überall im Rückraum einsetzbar – auf die Platte. Im linken Rückraum sollte der Rechtshänder seine Qualitäten als Scharfschütze unter Beweis stellen.

Geklappt hat das zunächst nicht. Vorne fehlte die Abstimmung, die zündenden Ideen auch. Und da auch Keeper Goran Stojanovic keine Hand an den Ball brachte, lagen die Besten aus dem Südwesten schnell mit 1:5 (6.) hinten. Gudmundur Gudmundsson, der Trainer der Löwen, machte dann das einzig richtige: Er zog die Notbremse, bat zum einminütigen Krisengipfel, Auszeit genannt.

Eigentlich konnte es danach nur besser werden, wurde es aber nicht. Da war keiner, der es mal aus der zweiten Reihe probierte, keiner, der Verantwortung übernahm. Doch dann rückte Torwart Niklas Landin zwischen die Löwen-Pfosten. Und mit ihm wechselte Gudmi auch die Paraden ein. Der dänische Hexer war sofort hellwach, krallte sich einen Wurf nach dem anderen. Was sich bemerkbar machte: In der Halbzeitpause leuchtete ein 12:12-Unentschieden vom Videowürfel im „Ufo“.

Wer nach der Pause nun auf dominantere Löwen hoffte, der wurde enttäuscht. Der Motor stotterte weiter. Das Kellerkind blieb dran, führte in der 45. Minute gar wieder mit 18:16. Schlimmes deutete sich an. Aber Spielmacher Andy Schmid und Co. schlugen zurück, kämpften, zeigten, dass sie eine verschworene Einheit sind. „Was wir zum Schluss geleistet haben, war überragend“, freute sich Gudmundsson. Doch da war nicht nur Freude, auch dicke Sorgenfalten machten sich im Gesicht des Isländers breit. Warum? Der Trainer: „Weil uns die Tore aus dem Rückraum fehlen. Dauerhaft geht das nicht.“

Spielfilm: 0:2, 1:5, 4:7, 5:9, 8:11, 11:11, 12:12 (Halbzeit), 14:12, 16:16, 16:18, 20:20, 26:20, 26:21 (Endstand).
Rhein-Neckar Löwen: Schmid 8/3, Sesum 2, Sigurmannsson 5, Myrhol 4, G. Guardiola 1, Petersson5.

Von Daniel Hund