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Einsatzbereitschaft hat einen Namen: Myrhol (MM)

Beim 34:33 in Balingen zählt der Norweger wieder einmal zu den Matchwinnern / Söhnchen Rasmus gibt zusätzliche Kraft

MANNHEIM. Als Bjarte Myrhol nach 36 Minuten am Mittwochabend in Balingen vom Platz geführt wurde und das rechte Bein kaum noch belasten konnte, war bereits das Schlimmste zu befürchten. Doch der Kreisläufer der Rhein-Neckar Löwen kam zurück – und wie: Nach dem 34:33-Krimi standen zehn Tore in seiner Bilanz und den Schmerz hatte Myrhol wie seine Gegner in der Balinger Abwehr resolut zur Seite geräumt. „Adrenalin ist das beste Doping“, grinste der Norweger. Myrhol ist die personifizierte Einsatzbereitschaft der Löwen.

Gestern humpelte der 30-Jährige zwar immer noch ein bisschen, doch für die nächste Aufgabe am Samstag gegen Frisch Auf Göppingen (16 Uhr SAP Arena) gab Myrhol Entwarnung. „Der Pferdekuss hat mich zum Glück eher an der Seite erwischt. Das geht schon“, stand bereits die nächste Trainingseinheit an, die Myrhol natürlich nicht verpassen wollte. „Wir haben jetzt Ende Dezember. Ich glaube, da gibt es keinen Spieler in der Liga, der keine Schmerzen hat“, nahm es der Leistungsträger des Tabellenführers gelassen.

„Der beste Kreisläufer der Welt“

Jammern ist schließlich nicht das Ding des Bjarte Myrhol, auch die harte Gangart Balingens wollte der Norweger nicht anprangern, sondern verteilte sogar ein Lob. „Dieser enorme Einsatz ist meistens ihre einzige Chance, so gewinnen sie ihre Spiele. Aber solche Partien machen mir am meisten Spaß“, sagt der Modellathlet, der keinem Zweikampf aus dem Weg geht und HBW-Trainer Rolf Brack zu einer tiefen Verneigung veranlasste. „Bjarte ist für mich der beste Kreisläufer der Welt“, stellte der Handball-Lehrer nach der Schlacht auf der Alb fest.

Mit solchen Aussagen tut sich der bescheidende Myrhol naturgemäß schwer. „Der beste Kreisläufer ist Kiels Marcus Ahlm“, gibt es für den Norweger, der sich in jeder Phase selbstkritisch beobachtet, hier gar keine Diskussion. „In der vergangenen Saison habe ich mehr Tore gemacht“, rechnet Myrhol nach und setzt darauf, dass sich das Zusammenspiel mit den übrigen Rückraumspielern bald so erfolgreich gestaltet wie das Verständnis mit Spielmacher Andy Schmid: „Wir haben eben viel neue Spieler im Team.“

Und auch privat beschäftigt sich Bjarte Myrhol bekanntermaßen mit Zuwachs: Seit sieben Wochen komplettiert Söhnchen Rasmus die Familie – rund eineinhalb Jahre nach Myrhols Krebs-Diagnose und der erfolgreichen Therapie das vorläufige Happy End einer langen Berg- und Talfahrt. „Rasmus ist es egal, ob wir gewinnen oder verlieren“, spürt der Rechtshänder ganz abgesehen von seiner persönlichen Geschichte nun noch intensiver, dass es wichtigere Dinge als Handball gibt – ohne dabei den Fokus auf seinen Sport zu verlieren. Das wird am Samstag auch Göppingen wieder zu spüren gekommen, denn Myrhols Akku läuft weiter im grünen Bereich. „Nachts kümmert sich Charlotte um Rasmus. Ich kann also gut schlafen“, lacht der Norweger und hat ganz offenbar noch weitere Kraftreserven.

Von Thorsten Hof