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Emotionaler Abschied (SOAK)

Erst nach der Partie der Rhein-Neckar Löwen gegen den Bergischen HC wird es noch einmal richtig emotional. Der badische Handball-Bundesligist feiert einen 30:28 (15:12)-Sieg zum Saisonabschluss und verabschiedet anschließend gleich sieben Profis. Zudem gibt Trainer Gudmundur Gudmundsson bekannt, dass er nach den Olympischen Spielen nicht mehr die isländische Nationalmannschaft betreut.

Die Partie gegen den Bergischen HC hatten die Rhein-Neckar Löwen gerade erst mit 30:28 (15:12) gewonnen, als Michael Müller, Henning Fritz, Karol Bielecki, Róbert Gunnarsson, Krzysztof Lijewski, Ivan Cupic und Niklas Ruß noch einmal zu den Fans gingen. Sie sagten Tschüss – und spätestens da wurde jedem bewusst, wie gravierend die Zäsur beim Bundesligisten ausfällt. Möglicherweise verlässt in Børge Lund sogar noch ein weiterer Profi den Klub. Der Norweger besitzt zwar einen gültigen Vertrag, aber Trainer Gudmundur Gudmundsson plant nicht mehr mit ihm.

Keine Frage: Viel Wehmut war dabei. Besonders bei Fritz, der 2007 mit großen Hoffnungen zu den Badenern kam – einen Pokal hielt er in fünf Jahren aber nicht einmal in den Händen. „Ein Titel war das Ziel. Schade, dass wird das nicht geschafft haben“, sagte der Torwart. Wie schon im vergangenen Jahr beklatschten die Badener auch gestern nur eine persönliche Auszeichnung für Uwe Gensheimer: 2011 war der Mannheimer Torschützenkönig in der Champions League geworden, diesmal wurde der Linksaußen als bester Bundesliga-Torjäger (247) Treffer geehrt.

Zuvor hatten sich die Löwen und der Bergische HC ein Duell geliefert, dem der Freundschaftsspiel-Charakter deutlich anzumerken war. Für beide Formationen ging es nur noch darum, die Runde ordentlich zu Ende zu bringen. Bei den Gelbhemden erhielten die Nachwuchskräfte Jonas Maier und Kevin Bitz viel Einsatzzeit. Schlussmann Maier dankte es mit zehn Paraden, Bitz erzielte drei Treffer und freute sich: „Es hat richtig Spaß gemacht.“ Trainer Gudmundsson wollte gar nicht mehr viel über die Partie reden. „Wir haben gut angefangen, dann etwas nachgelassen“, sagte Coach, der sich schon bald voll und ganz auf die Arbeit beim Bundesligisten konzentrieren wird: „Nach den Olympischen Spielen in London höre ich als isländischer Nationaltrainer auf. Ich freue mich auf die Zukunft und das neue Konzept bei den Löwen.“

Angst vor der Zukunft haben die Badener keine, besonders die zwei Königstransfers stimmen Manager Thorsten Storm optimistisch. „Es ist uns gelungen, mit Alexander Petersson und Niklas Landin zwei Topleute zu verpflichten. Wir haben diese Spieler sehr frühzeitig zu vernünftigen Konditionen unter Vertrag genommen. Bei Niklas Landin wäre das heute nach dessen persönlicher Entwicklung so gar nicht mehr möglich. Er hat seinen Marktwert sicherlich gesteigert.“

Bis diese zwei Neuen in Mannheim sind, wird es aber noch dauern. Beide sind – wie auch Zarko Sesum und Kim Ekdahl du Rietz – bei den Olympischen Spielen am Ball. „Erst einmal ist es schlimm, keine vernünftige Pause im Sommer zu haben und zu wissen, im Januar kommt eine WM hinterher. Da wird es wieder Verletzungen hageln, aber man kann dagegen relativ wenig machen. Und zur Krönung des Ganzen fangen wir auch noch eine Woche früher mit dem Bundesligastart an als bisher. Gerade für uns ist das sicherlich keine glückliche Situation“, macht sich Storm Sorgen.
Da auch Gudmundsson weg ist, wird zunächst Tomas Svensson das Training leiten. „Gudmundur hat dann den kompletten Kader ganze zwei Wochen zusammen, um ihn auf die Saison vorzubereiten. Das ist alles andere als optimal und wird keine leichte Aufgabe sein“, meinte der Manager: „Aber da gehen wir gemeinsam durch. Auch wenn am Anfang nicht gleich alles klappen wird.“

Von Marc Stevermüer