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Endlich platzt der Knoten
Mannheim. Exakt um 22:21 Uhr war es vollbracht: Endlich den Branchenführer in einem wichtigen Duell in die Schranken gewiesen, die Meisterschaft im Vierkampf mit Hamburg, Berlin und Kiel wieder spannend gemacht und 11 744 Fans begeistert. Beim 29:26 (15:14) gegen den THW Kiel zeigten die Rhein-Neckar Löwen gestern Abend genau zum richtigen Zeitpunkt wohl ihre beste Saisonleistung und durften sich verdientermaßen feiern lassen. „Das ist sensationell“, jubelte Andy Schmid, „Wir haben gezeigt, dass wir 14 Klasse-Leute haben“, freute sich der Schweizer. „Endlich hat es geklappt“, grinste Uwe Gensheimer über das ganze Gesicht.
Beide Lager hatten vor dem Anpfiff mit einer viel schnelleren Partie als zuletzt noch in der Champions League gerechnet, schließlich hatten die Kontrahenten mehr Zeit zum Regenerieren. Und tatsächlich gaben vor allem die Löwen mächtig Gas. Auch bei Gegentoren wurde die „schnelle Mitte“ gesucht, um die personell geschwächten Kieler von Beginn an ins Laufen zu bringen. Die hatten unmittelbar vor der Partie den schwedischen Kreisläufer Robert Arrhenius vom spanischen Erstligisten BM Aragon für den an der Hand verletzten Marcus Ahlm verpflichtet, aber dessen erster Vertreter Milutin Dragicevic machte seine Sache bestens. Der Serbe traf im ersten Durchgang gleich vier Mal, während ihn seine Kollegen am Freitag noch lange Zeit vornehm ignoriert hatten.
Andy Schmid eine gute Wahl
Auf Löwen-Seite konnte sich unterdessen ebenfalls ein Spieler in den Vordergrund werfen, der sonst eher der Bank kommt. Mit Andy Schmid hatte sich Löwen-Trainer Gudmundsson für den Spielmacher mit mehr Tordrang entschieden und wurde für diese Wahl belohnt. Der Schweizer hatte bis zum 10:10 (19.) bereits fünf Mal eingenetzt und trug maßgeblich dazu bei, dass die Badener in dieser ausgeglichenen und sehenswerten Partie mit einem 15:14 in die Pause gingen. Das zweite Drittel der Torausbeute bis zum Wechsel steuerte Patrick Groetzki bei. „Da war sogar mehr drin im ersten Durchgang“, meinte der langzeitverletzte Linkshänder Michael Müller in der Pause, aber er war da schon sicher: „Heute gewinnen wir.“
Und es sah zunächst bestens aus für die Löwen: Aus einem 15:16 machten Gensheimer mit einem Dreierpack und Tkaczyk ein 19:16 (37.) – die Gelbhemden führten erstmals mit drei Toren. Dann versäumten es die Badener allerdings, dem Spiel endgültig ihren Stempel aufzudrücken. Tkaczyk und Myrhol ließen zwei „Hundertprozentige“ aus, plötzlich war der bis dahin blasse Thierry Omeyer im Spiel. Kiel witterte beim 20:19 (42.) wieder seine Chance, THW-Trainer Alfred Gislason erkundigte sich auf der Bank bei Filip Jicha nach dessen Einsatzbereitschaft, doch der offenbar angeschlagene Tscheche verneinte. Dies war sicher nicht zum Nachteil für die Löwen, bei denen Slawomir Szmal nun Weltklasse hielt und Patrick Groetzki die 11744 Fans nach einem Kempa-Trick zum 24:21 (47.) endgültig in Festtagslaune versetzte. Doch damit nicht genug, drei weitere Treffer durch Tkaczyk, Stefánsson und Bielecki stellten die Weichen beim 27:21 (49.) eindeutig auf Sieg.
Die bange Frage lautete nun nur noch: Würde dieser Vorsprung endlich einmal reichen, um den Primus in einem bedeutenden Spiel zu knacken? Als Kiels Jerome Fernandez einen Siebenmeter über die Latte jagte und Omeyer für eine Unbeherrschtheit eine Zeitstrafe kassierte (52.), konnte die Antwort eigentlich nur noch „Ja“ lauten. Und tatsächlich: Die Löwen ließen sich nun nicht mehr die Butter vom Brot nehmen. Selbst Kapitän Gudjon-Valur Sigurdsson durfte nach neunmonatiger Verletzungspause mithelfen, den 29:26-Sieg nach Hause zu kämpfen.
Von Thorsten Hof
02.12.2010