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Welthandballer Szmal Weltklasse

Mannheim. Die Rhein-Neckar-Löwen erfüllten sich gestern Abend einen lange währenden Traum: Mit 29:26 (15:14) gelang ihnen ein Erfolg gegen den THW Kiel. Gleichzeitig hielt die Mannschaft von Gudmundur Gudmundsson das Titelrennen offener, auch wenn der HSV Hamburg in Gummersbach unbeirrt seinen Weg fortsetzte.

Die Löwen-Spieler hüpften nach dem Abpfiff auf der Platte herum, als hätten sie gerade die Champions League gewonnen und wollten den Ort der Freude gar nicht mehr verlassen. Minutenlang feierten sie mit den 11.744 Fans in der SAP Arena.

Sie feierten besonders einen Mann: Slawomir Szmal. Der polnische Nationaltorhüter war vor dem Spiel von Weltverbandspräsident Hassan Moustafa als „Welthandballer 2009″ ausgezeichnet worden, er verhielt sich dieser „späten Ehre“ entsprechend. 20 Paraden legte „Kasa“ hin, ließ die Kieler verzweifeln, ermöglichte es seinen Vorderleuten gleichzeitig, wegen ihrer Fehler nicht gleich wieder Angstzustände zu bekommen, wie noch am Freitag beim Gruppen-Rückspiel der Champions League, als ein Fünf-Tore-Vorsprung zu einem 30:30-Endstand geschmolzen war. Es lief bei weitem nicht alles so rund bei den Löwen, wie sich die Fans (und die Spieler) das vorgestellt hatten, doch auch die Kieler scheinen dem Dauerfeuer des Spielplans Tribut zollen zu müssen.

Trotzdem gab es nicht nur Kritikpunkte, ganz im Gegenteil. Das schönste Tor des Abends machte Patrick Groetzki zum 24:21 mit einem Kempatrick auf Zuspiel Olafur Stefanssons. Und Groetzki gelang auch der kurioseste Treffer. THW-Torwart Thierry Omeyer wehrte den Wurf in Richtung Hallendecke ab, suchte dann das Spielgerät, das mit entsprechendem Drall wieder aufsprang und zum 13:11 im Tor landete.

Zwei Szenen aus einem spannenden Spiel, in dem die Kieler kurzfristig auch noch auf ihre Leitfigur Filip Jicha wegen eines Hexenschusses verzichten musste. Der am gleichen Tag von BM Aragon verpflichtete Robert Arrhenius blieb ohne Einsatz. „Es hatte keinen Sinn, Filip zu bringen“, erklärte THW-Trainer Alfred Gislason, der eingestand, dass „die Löwen in der letzten Viertelstunde klar die bessere Mannschaft waren“. „Es war klar, dass wir ein Problem haben würden, die vielen Ausfälle zu kompensieren, wir wussten, dass wir eine sehr gute Leistung abliefern müssen, um die Löwen erneut zu schlagen“, fügte Gislason an. Sein Löwen-Kollege Gudmundur Gudmundsson verwies auf die jüngsten schwierigen Wochen „in denen wir immer gut gespielt haben, aber keinen Lohn bekamen“. „Wir wollten es uns selbst und dem Umfeld beweisen, dass wir gegen Kiel gewinnen können, das ist gelungen“, erklärte er weiter. Dies trotz der vielen Fehler, die auch Gudmundsson ansprach. Fehler, die eine komplette THW-Truppe wohl bestraft hätte. Was den Erfolg der Löwen nicht schmälert, den von Slawomir Szmal schon gar nicht. Der war durchweg Weltklasse.

Rhein-Neckar-Löwen: Szmal, Fritz (n.e.) – Stefansson (3), Schmid (5), Bielecki (2) – Groetzki (7), Gensheimer (5/1) – Myrhol (2) – Lund, Roggisch, Tkaczyk (4), Gunnarsson (1), Sigurdsson, Sesum

THW Kiel: Omeyer, Palicka (45.-50. und ab 52.) – Fernandez (3/1), Ilic (5/2), Palmarsson (4) – Reichmann (5), Klein (1) – Dragicevic (7) – Kubes, Zeitz (1), Jicha (n.e.), Lundström, Arrhenius (n.e.)

Spielfilm: 2:0 (3.), 3:3 (6.), 7:5 (12.), 7:8 (14.), 10:10 (19.), 13:11 (26.), 15:14 (Halbzeit), 15:16 (33.), 19:16 (37.), 20:19 (42.), 23:21 (45.), 27:21 (50.), 29:24 (59.) – Zeitstrafen: 3/4 – Siebenmeter: 1/1 – 5/3 – Beste Spieler: Szmal, Groetzki, Gensheimer – Palmarsson, Dragicevic, Reichmann – Zuschauer: 11.744 – Schiedsrichter: Methe/Methe (Vellmar).

Von Dietmar Einzmann

 02.12.2010