Veröffentlichung:

Erfolgreiche Rosskur (MM)

Seit die Rhein-Neckar Löwen die Handball-Bundesliga bereichern, fehlte es zwar nie an knackigen Schlagzeilen aus dem Südwesten der Republik, doch das Jahr 2012 werden die Fans, Spieler und die Macher hinter den Kulissen ganz besonders in Erinnerung behalten. Die vergangenen zwölf Monate begannen mit dem Ende des Bestechungsprozesses gegen Kiels Uwe Schwenker und den ehemaligen THW-Trainer Zvonimir Serdarusic, den die Löwen ins Rollen gebracht hatten. Danach mussten sich die Badener mit dem plötzlichen Ausstieg ihres Mäzens und Lautsprechers Jesper Nielsen beschäftigen. Das badische Handball-Projekt stand plötzlich am Rande seiner Existenz, die Unruhe übertrug sich auf das Spielfeld, am Ende standen ein enttäuschender fünfter Platz und ein personeller Umbruch, der seinesgleichen suchte. Hochbezahlte Stars wanderten ab, günstiger Ersatz musste gefunden werden.

Doch diese Rosskur war im Rückblick wohl das Beste, was den Gelbhemden passieren konnte. Die verbliebenen Spieler rückten enger zusammen und wurden mit echten Typen, Sieger-Mentalitäten wie etwa Alexander Petersson oder jungen Weltklassespielern wie Niklas Landin oder Kim Ekdahl du Rietz ergänzt, die nicht nur des Geldes wegen in die Bundesliga wechselten. Und was Talent gemeinsam mit Einsatzbereitschaft, Erfolgshunger und Zusammenhalt erreichen kann, lässt sich derzeit an der Tabelle ablesen.

Diese Momentaufnahme ist zwar noch lange keine Garantie für eine ebenso erfolgreiche Rückserie, doch die Löwen haben schon jetzt das erreicht, was durch einen Titel nur noch gekrönt werden könnte: Seit langem steht in der SAP Arena wieder eine echte Mannschaft auf dem Parkett, mit der sich die Zuschauer ausnahmslos identifizieren können.

Thorsten Hof