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Erleichterung und Redebedarf

Kronau/Östringen. Normalerweise ist Gudmundur Gudmundsson keiner, der sich lange mit Vergangenem aufhält. Der akribisch arbeitende Trainer der Rhein-Neckar Löwen richtet lieber den Blick nach vorne auf die nächste Aufgabe – das ist nach Siegen und nach Niederlagen gleichermaßen Usus. Am Dienstagabend sah sich der Coach des badischen Handball-Bundesligisten aber dazu veranlasst, doch etwas ausführlicher als sonst über den Auftritt gegen den SC Magdeburg zu referieren. „Wir haben 60 Minuten sehr konzentriert gespielt. Ich muss die ganze Mannschaft für diese gute Leistung loben“, sagte Gudmundsson nach dem 38:30 vor 6 211 Zuschauern in der Mannheimer SAP-Arena – und man merkte dem Handballlehrer die Erleichterung deutlich an.

Zu diesem Zeitpunkt hatten sich der überragende Zarko Sesum und seine Kollegen für das peinliche 26:26-Remis gegen die HSG Wetzlar rehabilitiert – und Gudmundsson hatte zwei Sorgen weniger. Nach der Verpflichtung des ehemaligen Großwallstadter Torwarts Marcus Rominger können die Löwen dem bevorstehenden Ausfall von Slawomir Szmal, der sich einem Eingriff am Knie unterziehen wird, entspannter entgegenblicken. Wann genau der polnische Nationalkeeper unters Messer muss, steht noch nicht fest. „Wir sind froh, dass Marcus Rominger uns hilft. Wir hoffen aber, dass Kaza auf die Zähne beißt und es bis zur Operation noch etwas dauert“, betonte Gudmundsson. Für das Heimspiel in der Champions League am Sonntag (15.30 Uhr) gegen den FC Barcelona plant der Löwen-Coach jedenfalls fest mit Szmal.

Zudem war dem isländischen Übungsleiter eine zentnerschwere Last von den Schultern gefallen, da sein Landsmann Olafur Stefansson gegen den SCM eine fantastische Leistung gezeigt hatte. „Er hat gespielt wie ein Rookie – wie ein Ausnahmetalent“, lobte Gudmundsson den Rückraum-Star, der acht Treffer erzielte und als Takt- und Ideengeber überragte. Die Knieschmerzen des 37-Jährigen schienen dabei wie weggeblasen. „Wir hoffen, dass Ole die Sache überstanden hat“, sagte der Coach. Da Stefansson augenscheinlich auf dem Weg zurück zu alter Stärke ist, werden die Löwen auch nicht wie zunächst angedacht, Gabor Ancsin vom Kooperationspartner TSG Friesenheim zurückholen. Zudem hat Michael Müller sein Comeback für spätestens Anfang April angekündigt. Getrübt wurde die gute Stimmung im Löwen-Lager nur durch Störgeräusche aus der Hauptstadt – nicht zum ersten Mal in dieser Saison. Bob Hanning, der Manager der Berliner Füchse, plauderte als Experte des Fernsehsenders Sport1 freimütig über die bevorstehende Verpflichtung von Rominger. „Das macht man einfach nicht“, richtete Thorsten Storm deutliche Worte der Kritik an seinen Amtskollegen, da Romingers Verpflichtung erst am gestrigen Mittwoch bekanntgegeben werden sollte. Am Samstag wird er erstmals mit der Mannschaft trainieren.

„Ich weiß auch, dass Berlin an Andreas Kunz vom TV Großwallstadt interessiert ist. Aber das erzähle ich nicht jedem“, sagte der Löwen-Manager schmunzelnd. Während der WM hatte Hanning mit seiner Kritik an Coach Gudmundsson in dessen Funktion als isländischer Nationaltrainer bereits für Empörung bei den Badenern gesorgt.

Nach dem überzeugenden Auftritt gegen den SC Magdeburg übernahm indes Henning Fritz den Part des Mahners. „Es ist deutlich besser gelaufen als zuletzt. Dennoch haben wir in Überzahl wieder zu viele einfache Tore kassiert – das müssen wir dringend abstellen“, forderte der ehemalige Nationaltorhüter, der seine Karriere beim SCM begann: „Schließlich ist Barcelona ein ganz anderes Kaliber.“

Von Christof Bindschädel

 17.02.2011