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Erlösung in letzter Sekunde (MM)

Lemgo. Bloß nicht schon wieder verlieren, bloß nicht schon wieder blamieren, bloß nicht schon wieder mit leeren Händen nach Hause fahren. Die Rhein-Neckar Löwen waren zehn Tage nach der peinlichen Auswärts-Niederlage beim TSV Hannover-Burgdorf gewarnt – und wären gestern fast wieder gestolpert. Beim TBV Lemgo gab der Handball-Bundesligist einen sicher geglaubten Erfolg fast noch aus der Hand, erst fünf Sekunden vor Spielende erzielte Krzysztof Lijewski den 26:25 (11:11)-Siegtreffer. „Trotzdem war der Erfolg nicht glücklich, wir sind die bessere Mannschaft gewesen und haben die Partie dominiert“, sagte Oliver Roggisch. Allerdings mussten sich die Löwen vorwerfen lassen, den Sack nicht frühzeitig zugemacht zu haben.

„Das war ein hartes Stück Arbeit. Wir haben sehr wechselhaft gespielt. Am Ende war alles drin. Nach der Belastung zuletzt sind wir froh über diese Punkte“, meinte Trainer Gudmundur Gudmundsson, der mit seiner Mannschaft am 25. oder 26. Oktober in der dritten Pokalrunde bei der MT Melsungen antreten muss.

Mit einer starken Abwehrleistung stellten die Löwen den TBV insbesondere zu Spielbeginn vor große Probleme. Die Gelbhemden waren flink auf den Beinen, packten aggressiv zu – und hinter der Deckung glänzte Torwart Goran Stojanovic. Selbst in Unterzahl verteidigte die Gudmundsson-Sieben hervorragend. Als Andy Schmid eine Zeitstrafe abbrummte, erhöhte Karol Bielecki auf 8:4 (20.).

Bis zum 9:5 (21.) deutete nichts darauf hin, dass der TBV noch in der ersten Halbzeit zurück ins Spiel kommen würde. Doch mit technischen Fehlern, schlampigen Anspielen und überhasteten Torabschlüssen bauten die Badener ihren bis dahin harmlosen Kontrahenten in wenigen Minuten wieder auf. Nach vier TBV-Treffern in Serie war der Ausgleich hergestellt (9:9/27.) – der Schlendrian hatte sich bis zum 11:11-Pausenstand wieder bei den Löwen eingeschlichen.

Mit einem Doppelpack zum 13:11 (33.) eröffnete der starke Zarko Sesum die zweite Halbzeit. Jetzt war auch in der badischen Offensive mehr Fahrt drin, schnörkellos wurde kombiniert und humorlos der Abschluss gesucht. Konzentriert und konsequent nutzten die Löwen ihre Chancen. Mit drei Treffern in Überzahl erspielten sich die Badener schließlich das 22:17 (48.). „Da ging es richtig gut los“, lobte Gudmundsson.

Doch dann kam er wieder, der obligatorische Bruch, zumal Børge Lund zwei Zeitstrafen in der Schlussphase kassierte. „Dadurch wurden wir stark geschwächt“, meinte Roggisch, der mit den Löwen fünf Treffer in Serie hinnehmen musste: 22:22 (56.) – das Spiel war völlig offen, doch die Gelbhemden hatten einen Mann mit eisernen Nerven auf der Platte: Lijewski. Er erzielte die letzten drei Treffer in diesem Krimi für sein Team.

Von Marc Stevermüer