Veröffentlichung:

Fatale neun Minuten (MM)

Rhein-Neckar Löwen geben in Lübbecke ein 17:11 aus der Hand und retten ein 24:24 (13:10) ins Ziel

LÜBBECKE. Immer wieder Lübbecke. In der ostwestfälischen Kleinstadt rutschen die Rhein-Neckar Löwen gerne aus. Und vor allem oft. Warum? Das wissen die badischen Bundesliga-Handballer selbst nicht so genau. Mit Blick auf die jüngste Bilanz in der Merkur-Arena, in der die Gelbhemden zuletzt zwei von drei Partien verloren hatten, waren auf jeden Fall die Sinne geschärft. Nicht schon wieder Nerven zeigen. Doch genau das taten die Badener. Beim TuS N-Lübbecke kam der Spitzenreiter nach einer 17:11-Führung (37.) nur zu einem 24:24 (13:10).

Frühes Rot für Roggisch

„Diesen Punktverlust haben wir uns zu 100 Prozent selbst zuzuschreiben“, sagte Spielmacher Andy Schmid. Nach dem Leistungseinbruch Mitte der zweiten Halbzeit räumte auch Alexander Petersson ein: „Mehr als einen Punkt hatten wir nicht verdient.“

Dabei erwischten die Löwen einen Traumstart in die Begegnung. Die Abwehr stand gut, Torwart Niklas Landin parierte prächtig. Und wenn die Badener dann in Ballbesitz waren, ging die Post ab. Über den Gegenstoß und die zweite Welle kamen die Gelbhemden zu einfachen Toren, nach fünf Minuten führten sie mit 5:0 (5.).

Bis zum 8:3 (10.) lief für die Löwen alles nach Plan, doch dann begann das große Zeitstrafen-Festival. Lübbecke kam langsam in die Partie und profitierte davon, dass die Gelbhemden meistens in Unterzahl agierten. Und wenn die Badener doch einmal komplett auf dem Feld standen, taten sie sich zunehmend schwerer im Angriff.

Der TuS schenkte die Bälle nicht mehr so schnell her, im Positionsangriff wurden die Löwen häufig ins Zeitspiel gedrängt. Beim 11:9 (23.) lagen die Badener zwar noch in Führung, doch die Partie drohte zu kippen. Nur gut, dass Landin im Tor einmal mehr eine Weltklasse-Leistung zeigte.

Ein Doppelschlag durch Schmid und Zarko Sesum nahm etwas Druck aus dem Kessel (13:10/25.), ehe es sieben Sekunden vor dem Halbzeitpfiff noch einmal hoch herging. Oliver Roggisch kassierte nicht nur seine dritte Zeitstrafe und die Rote Karte, sondern diskutierte danach noch einmal mit den Schiedsrichtern und kassierte eine weitere Zeitstrafe. Die Folge: Die Gelbhemden begannen den zweiten Durchgang zwar mit einer 13:10-Führung, sie mussten aber auch vier Minuten lang in Unterzahl agieren.

Doch das machte den Löwen nichts. Als die vier Strafminuten abgelaufen waren, hatten sie den Vorsprung auf 15:11 (34.) ausgebaut und legten das 17:11 (37.) nach. Aber die Gelbhemden machten den Sack nicht zu, nach Schmids verworfenen Siebenmeter, einigen leichtfertigen Ballverlusten und überhasteten Abschlüssen glich der TuS dank einer 6:0-Serie zum 17:17 (46.) aus. Die Löwen hatten in fatalen neun Minuten einen am Boden liegenden Gegner wieder starkgemacht.

Bei Lübbecke klappte jetzt alles, in Unterzahl gelang den Gastgebern per Kempa-Trick durch Kristian Svensson das 19:18 (51.). Löwen-Keeper Landin bekam keine Hand mehr an den Ball, es kam Goran Stojanovic (55.) in einer spannenden Schlussphase. Die Badener mühten sich, legten stets ein Tor vor, konnten sich aber nicht absetzen. Im Angriff lief jetzt alles über Petersson, aber die Abwehr stand nicht mehr. Beim 24:24 (60.) nahm Gudmundsson eine Auszeit, Sekunden später leistete sich Sesum einen katastrophalen Fehlpass. Mit Ach und Krach retteten die Löwen das Remis.

Von Marc Stevermüer