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Freiräume bringen Schmid Freude zurück (MM)

MANNHEIM. Die Rhein-Neckar Löwen hatten alles in die Waagschale, geworfen und bis zur letzten Minute gekämpft, doch beim 27:30 (16:18) gegen den THW Kiel mussten sie am Samstag letztlich vor der personellen Übermacht der „Zebras“ kapitulieren. Grund genug, erhobenen Hauptes vom Platz zu gehen, aber ein ehrgeiziger Profi gibt sich damit natürlich nicht zufrieden.

Auch bei Andy Schmid grummelte es noch deutlich, als er über eine Stunde nach Abpfiff, Autogramme schreiben und Duschen aus der Kabine kam. „Wir waren nahe dran. Das nervt einfach“, sagte der Schweizer Mittelmann der Löwen nach dem emotional geführten und spannenden Spitzenspiel vor 9511 begeisterten Fans und zog die Augenbrauen finster zusammen.

Vom Reservisten zum Aktivposten

An den Realitäten gab es aber auch für den 28-Jährigen keinen Weg vorbei. „Wir wussten, dass wir mit unserem dezimierten Kader 50 bis 55 Minuten überragend spielen müssen, das ist uns leider nicht gelungen“, blickte Schmid etwa auf die Schlussphase der ersten Halbzeit, als Kiel aus einem 14:11 der Löwen ein 14:17 machte – auch deshalb, weil der Antreiber da zum ersten Mal zum Luftholen auf die Bank musste. „Da kamen neue Leute rein, wir haben das dann nicht gut gelöst“, war auch Trainer Gudmundur Gudmundsson nicht verborgen geblieben, was er derzeit an seinem Spielmacher hat.

Energisch, dynamisch, mit Zug zum Tor und immer darauf bedacht, das Tempo hochzuhalten – so präsentiert sich Andy Schmid seit Beginn der Spielzeit und hat einen enormen Sprung vom Reservisten zum Aktivposten gemacht. „Es konnte ja nur bergauf gehen“, lacht der Eidgenosse, der im Vorjahr auch unter seinen eigenen Erwartungen blieb. Doch die Abgänge von Grzegorz Tkaczyk und Olafur Stefansson, der das Löwen-Spiel aus dem rechten Rückraum steuerte, haben auch Freiräume für Spieler wie Schmid geschaffen.

„Nach einem schweren Jahr übernimmt er Verantwortung und hat den Mut, Entscheidungen zu treffen – auch wenn mal etwas schief geht. Aber im Moment geht wenig schief“, freut sich nicht zuletzt Geschäftsführer Thorsten Storm über die Entwicklung des Schweizers, den nicht zuletzt TV-Experte Stefan Kretzschmar schon lange für „einen der besten Mittelmänner der Liga“ hält.

Schmid selbst erklärt sich seine Entwicklung vor allem mit der neuen Möglichkeit, zu zeigen, was er kann. „Das hat mir die Freude am Spiel zurückgebracht. Ich komme jetzt ganz anders aufs Feld“, sagt der 1,90-Mann, der noch bis 2014 an die Löwen gebunden ist und aktuell aus der ersten Sieben der Badener kaum noch wegzudenken ist. Auch die Chemie in der Mannschaft scheint zu stimmen, „mit Krzysztof Lijewski ist zum Beispiel ein Super-Typ dazugekommen“, verrät Schmid und freut sich auf jedes Training. „Eigentlich ist alles toll“, sagt der Schweizer – bis sich plötzlich wieder seine Augenbrauen zusammenziehen. „Bis auf den Patzer in Hannover. Auch das nervt. Das ist ein dicker Tintenklecks auf unserer Weste“, gibt es für Andy Schmid deshalb keine Zweifel an der Zielsetzung am morgigen Dienstag beim TBV Lemgo (20.15 Uhr/live in Sport1): „Da müssen wir unbedingt punkten.“

Von Thorsten Hof