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„Nicht gut genug für Kiel“ (RNZ)

Mannheim. Während Uwe Gensheimer eine Stunde nach Spielende immer noch fleißig Autogramme schrieb, streckten Manager Thorsten Storm (46) und Trainer Gudmundur Gudmundsson (50) die Köpfe zusammen. Es gab nach dem Spitzenspiel zwischen den Löwen und dem THW Kiel viel zu besprechen – das 27:30 lieferte reichlich Stoff zur nüchternen Nachbearbeitung und emotionalen Verarbeitung. Und Storm stellte sich prompt den Fragen der RNZ.

> Thorsten Storm, die erste Bestandsanalyse wurde soeben mit „Gudmi“ gemacht. Wie ist sie ausgefallen?
Gudmi hatte im Prinzip zwei Möglichkeiten: Entweder spielst du mit einer Formation durch oder nicht. Kiel geht stets ein hohes Tempo und du musst wechseln. Aus meiner Sicht waren es zwei Faktoren, zum einen fing Goran Stojanovic super an, kassierte dann aber zu schnell zu viele Tore, zum anderen war nach den Wechseln ein Qualitätsverlust bei uns festzustellen. Beim THW kommt Jicha für Narcisse und Zeitz spielt nur die letzten drei Minuten. Das sagt alles. Insgesamt war das kämpferisch sehr in Ordnung von uns und die Zuschauer waren super.

> Nicht so toll lief es mit dem Schiedsrichter-Paar Methe/Methe, oder?
Es geht darum, Respekt vor uns zu haben. Im Gegensatz dazu hat der THW immer eine doppelte Chance bekommen. Siehe die Duelle zwischen Omeyer und Gensheimer, wie ist „Titi“ da plötzlich umgefallen und wie hart wurde hingegen Uwe von den Schiris bestraft, auch wenn es ungeschickt war, sich dem zurückeilenden Omeyer im Mittelkreis in den Weg zu stellen. Ansonsten kein Kommentar (schmunzelt) zu den Schiris.

> Welcher kleine Tick fehlt den Löwen noch zu Kiel?
Allen Mannschaften in der Liga fehlt noch was! Die Kieler haben einfach den besten Kader. Uns darf halt nicht so ein Ding wie in Hannover passieren. Ich glaube, wir haben heute den Leuten richtig guten Sport gezeigt und die haben ganz schön gewackelt. Doch wenn die Leistung in der zweiten Reihe abfällt, kannst du solch ein Topspiel eben nicht mehr gewinnen.

> Also bräuchten die Löwen noch personelle Verstärkung…
Das ist absolut undenkbar – wir haben kein Geld dafür.

> Wie bewerten Sie nun die Lage?
Uns fehlen zwei Punkte und mit Myrhol, Cupic und Lijewski drei wichtige Spieler. Groetzki etwa hat bereits das achte Spiel in sehr kurzer Zeit auf dem Buckel, er ist ständig auf der Platte. Da müsste mal Cupic rein. Es gibt positive Ansätze – Andy Schmid und Zarko Sesum, die beiden passen sehr gut zusammen. Der Andy zeigt nach einem schwierigen ersten Jahr für ihn sehr viel Herz und will Verantwortung übernehmen. Aber unterm Strich sind wir nicht gut genug für Kiel.

> Wenn es gegen Hamburg und gegen Kiel einen Wermutstropfen gegeben hat, dann ist es die Zuschauerzahl. Richtig?
Simmt. Von der Spannungslage her ist das sehr unglücklich, den HSV und den THW innerhalb von nur zwei Wochen zu empfangen. Hinzu kommen Uhrzeit, das schöne Wetter und die Konkurrenz zur Fußball-Bundesliga. Außerdem sind wir aus der Champions League raus.

> Hat die Handball-Bundesliga keinen guten Fernsehvertrag abgeschlossen?
Die HBL möchte, dass Handball möglichst oft im Fernsehen zu sehen ist. Doch Quantität ist nicht gleich Qualität. Wir Vereine leben von den Zuschauern und nicht von den Fernsehminuten. Hinzu kommt, dass die Bedürfnisse der Klubs völlig unterschiedlich sind.

> Kiel gegen Löwen findet auch vor dem Kieler Landgericht statt. Glauben Sie, dass die Hintergründe des Skandals aufgedeckt werden?
Die werden nichts aufklären, weil einige Herren schweigen bis der letzte Arzt kommt. Ich habe eine Einladung vors Gericht für Ende November bekommen und bin als einer der letzten Zeugen dran. Ich kann und darf im Moment nichts sagen.

> Wie zu den Sportkameraden Methe/ Methe?
(Lächelt) Natürlich kein Kommentar.

Von Joachim Klaehn