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Furiose Löwen einfach nicht zu stoppen (MM)

EHF-Pokalsieger bezwingt den TuS N-Lübbecke mit 37:24 (21:9) / Verärgerung über Zuschauerresonanz nach Verlegung

MANNHEIM. Nach 17 Minuten bat Dirk Beuchler zum zweiten Mal zur Auszeit. Der Trainer des TuS N-Lübbecke war völlig entnervt – und die Begegnung bei den entfesselt aufspielenden Rhein-Neckar Löwen bereits verloren. Mit 4:12 lag seine Mannschaft zu diesem Zeitpunktschon zurück, fortan ging es nur noch um Schadensbegrenzung. Die gelang den Ostwestfalen auch so halbwegs, nachdem sie in der ersten Halbzeit schon mit 15 Treffern zurückgelegen hatten. Am Ende jubelten die Gelbhemden über einen 37:24 (21:9)-Sieg.

Starke Abwehr, starker Landin

„Wir haben eine starke Abwehr gespielt mit einem Weltklasse-Torwart Niklas Landin dahinter. Wir konnten Kräfte schonen und freuen uns jetzt auf das Champions-League-Spiel in Kielce“, sagte Trainer Gudmundur Gudmundsson, der mit der durchwachsenen Vorstellung nach der Pause gut leben konnte: „Wir wollten die zweite Halbzeit gewinnen. Das haben wir geschafft. Deshalb bin ich zufrieden.“

Die gestrige Begegnung kannte eine Halbzeit lang nur eine Richtung. Beim 6:4 (8.) traf Lübbecke durch Drago Vukovic für sehr lange Zeit zum letzten Mal. Die Löwen verteidigten leidenschaftlich und konsequent, rückten raus oder machten die Räume eng. Kurzum: Sie trafen immer die richtige Entscheidung. Die Folge: Ballgewinne. Immer wieder wurden die Außen Patrick Groetzki und Uwe Gensheimer auf die Reise geschickt, der EHF-Pokalsieger beeindruckte mit einer kompromisslosen Kaltschnäuzigkeit und brachte bis zum 9:4 (10.) jeden Wurf im Tor unter. „Wir hatten uns vorgenommen, den Gegner kaputtzumachen. Denn wir wissen: Jetzt zählt im Titelrennen jedes Tor“, sagte Kim Ekdahl du Rietz und lachte: „Es ist schön, wenn ein Spiel früh entschieden ist.“ Manager Thorsten Storm geriet geradezu ins Schwärmen: „Das Team ist auf dem besten Weg, Großes zu erreichen. Die erste Halbzeit war grandios. Besser kann man taktisch gar nicht spielen.“

Wurde Lübbecke einmal nicht zu einem Fehler gezwungen oder ins Zeitspiel gedrängt, sondern kam zum Abschluss, war ja noch Torwart Landin da. Der Däne zeigte zehn Paraden in der ersten Halbzeit, über den Gegenstoß und die zweite Welle erzielten die Gelbhemden im ersten Durchgang unglaubliche 15 Treffer. Nach 17 (!) torlosen Minuten und einem 11:0-Lauf der Löwen traf auch der TuS mal wieder – durch Maximilian Schubert per Siebenmeter. Doch die Antwort der Badener ließ nicht lange auf sich warten, beim 20:5 (27.) betrug der Vorsprung 15 Treffer. Sehr zur Freude von Alexander Petersson, der zuletzt in Lemgo umgeknickt war und geschont wurde. „Wir wollten kein Risiko eingehen. Jetzt kann er in Kielce Vollgas geben“, sagte Gudmundsson.

Bei den Löwen kam zur zweiten Halbzeit Goran Stojanovic und Stefan Sigurmannsson für Landin und Gensheimer in die Partie. Beim 30:15 (41.) betrug der Vorsprung erneut 15 Treffer, danach sorgte Lübbecke für Ergebniskosmetik. „Es ist schwer, bei solch einer Führung bis zum Schluss konzentriert zu bleiben“, meinte Isaias Guardiola.

Der EHF-Pokalsieger schenkte jetzt im Angriff den einen oder anderen Ball her, Stojanovic parierte von 18 Würfen nur drei. „Wir wissen, dass er es besser kann. Ich bin sicher, dass er das bald zeigen wird“, sagte Storm, der sich mehr über die Zuschauerresonanz ärgerte. Nur 3709 Fans kamen, nachdem die Partie kurzfristig verlegt worden war.

„Wenn sich das so weiterentwickelt mit der Hin- und Herschieberei von Terminen, weiß irgendwann keiner mehr, wann wir spielen“, äußerte der Manager seinen Unmut: „Die mangelnde Resonanz liegt an diesem bescheidenen Spielplan und nicht an der Mannschaft. Die spielt nämlich auf einem unglaublichen Niveau. Es ist großer Käse, was wir mit unserer Sportart machen.“

 von Marc Stevermüer