Veröffentlichung:

Furiose Löwen stürmen an die Tabellenspitze (MM)

ASCHAFFENBURG. Etat-Reduzierung, Kader-Umbau, schwierige Saison-Vorbereitung. Das waren die Hauptthemen bei den Rhein-Neckar Löwen in den Sommermonaten. Doch der Handball-Bundesligist sorgt längst wieder für positive Schlagzeilen – und das hat er seiner Mannschaft zu verdanken. Die Gelbhemden thronen seit gestern Abend tatsächlich an der Tabellenspitze, der gelbe Expresszug ließ sich auch vom TV Großwallstadt nicht aufhalten. Bei den Mainfranken gelang den Badenern dank einer furiosen ersten Halbzeit ein 30:24 (17:9)-Sieg. „Wenn uns das jemand vor der Saison gesagt hätte, ich hätte es nicht geglaubt“, meinte ein euphorischer Marius Steinhauser, während Alexander Petersson sachlich blieb: „Die Tabelle sieht ganz gut aus.“

Die Löwen gaben von Beginn an den Ton an. Die bärenstarke Abwehr stellte den TVG vor große Probleme, früh legten die Badener ein 5:2 (8.) vor. Die Gelbhemden traten unglaublich abgezockt auf, agierten im Stile einer Spitzenmannschaft. Jeden Ballverlust der Mainfranken bestraften sie eiskalt und münzten ihre Chancen in Tore um. Spielmacher Andy Schmid überzeugte als genialer Ballverteiler und torgefährlicher Rückraumschütze.

Der Schweizer war der Dreh- und Angelpunkt in der Zentrale, er zeigte in der Anfangsviertelstunde eine ganz starke Leistung. Schmid ordnete die Angriffe, setzte seine Kollegen mit klugen Pässen in Szene, ging ins Eins-gegen-Eins und zog aus der Distanz ab. Dem Mittelmann gelang fast alles, bis zum 9:4 (14.) hatte er bereits drei Treffer erzielt. „Er hat ein richtig tolles Spiel gemacht“, lobte Manager Thorsten Storm.

Der TVG war über weite Strecken kein ebenbürtiger Gegner, einzig in Überzahl boten die Großwallstädter den Gelbhemden die Stirn. Ausdruck der Löwen-Leichtigkeit war der Treffer von Gedeón Guardiola. Als die Schiedsrichter bereits den Arm hoben, zog der Spanier frech ab und verwandelte einen Freiwurf direkt. „Gute Stimmung bringt Sicherheit. Und Erfolg bringt Ruhe“, versuchte Storm die Leistung der Löwen zu erklären: „Die Abwehr legt jedes Mal den Grundstein.“

Auch Trainer Gudmundur Gudmundsson war natürlich zufrieden: „Die erste Halbzeit war richtig stark. Wir haben jetzt aber keinen Grund, um abzuheben.“ TVG-Rechtsaußen Michael Spatz, einst für die SG Leutershausen am Ball, erkannte neidlos an: „Wir hatten keine Chance, es ging nach der Pause nur um Schadenbegrenzung.“

Und das gelangt den Mainfranken, denn direkt nach dem Seitenwechsel ließen die Gelbhemden in der Abwehr nach. Und auch im Angriff fehlte die letzte Konsequenz. Kim Ekdahl du Rietz (2), Uwe Gensheimer (2) und Marius Steinhauser ließen klare Möglichkeiten gegen den sich steigernden TVG-Keeper Andreas Wolff aus, die leichtfertigen Ballverluste häuften sich dazu. „Wir hatten Probleme, das Tempo hochzuhalten. Die zweite Halbzeit ist der einzige Wermutstropfen, letztendlich war der Sieg aber ungefährdet“, sagte Schmid. Trainer Gudmundsson reagierte auf die Schwächephase, nahm beim 23:18 (45.) rasch eine Auszeit, rüttelte seine Jungs energisch wach – und schon waren die Löwen wieder auf Kurs Richtung Tabellenführung.

Von Marc Stevermüer