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Gebremste Handball-Power

Mannheim. Nach 38 Minuten war die Messe gelesen, die Rhein-Neckar Löwen führten mit 27:15 gegen einen letztlich überforderten TSV Hannover-Burgdorf. Ein bisschen mehr als 20 Minuten Power-Handball hatte nach dem 8:7 (16.) genügt, um die Nordlichter am Mittwochabend einzutüten, bevor Hannover eine kleine Aufholjagd zum 27:20 gestattet wurde. Der berüchtigte Schlendrian oder doch mehr kontrollierte Effizienz angesichts des terminlichen Champions-League-Sandwiches nach Barcelona und vor Celje (Samstag, 20.15 Uhr)?

Spieler und Verantwortliche einigten sich nach dem 36:28 schließlich schnell auf letztere Version, von vorsätzlicher Schluderei war schließlich nicht viel zu erkennen. „Wir haben die Partie 60 Minuten kontrolliert“, stellte auch Grzegorz Tkaczyk treffend fest, der ganz persönlich dafür stand, dass die Löwen immer dann die Zügel anzogen, wenn Hannover etwas aufbegehrte. Neun Treffer gingen am Ende auf das Konto des Polen, der sich in der Rolle des Rückraum-Jokers sichtlich wohl zu fühlen scheint und nach dem Abpfiff um Verständnis für das 15:15-Unentschieden im zweiten Durchgang warb. „Wir haben ein schweres Spiel in Celje vor uns, deshalb haben wir vielleicht etwas unsere Kräfte gespart“, will Tkaczyk den Coup von Barcelona unbedingt bestätigen. Selbst Geschäftsführer Thorsten Storm ließ Milde walten „Das ist doch normal, dass man vor so einer Partie schon unbewusst etwas in die Zukunft sieht“, meinte der Manager, der zuvor bei den Badenern „viel Spielfreude“ ausmachte.

Außerdem bliesen auch die zahlreichen Wechsel – alle Spieler kamen zum Einsatz – ein bisschen Sand ins Getriebe. Vor allem die Halbrechts-Position war gegen Hannover die Schwachstelle. Ólafur Stefánsson ging angeschlagen ins Spiel, Patrick Groetzki hatte in Durchgang zwei als etatmäßiger Rechtsaußen Anpassungsprobleme, der am Mittwoch an den Kreuzbändern operierte Michael Müller wird allerfrühestens im Frühjahr 2011 wieder dabei sein. Über Groetzki wollte der neue Coach Gudmundur Gudmundsson allerdings nicht gleich den Stab brechen. „Ich weiß, dass Patrick diese Position spielen kann, aber ich weiß auch, dass es eine gewisse Zeit braucht, sich daran zu gewöhnen“, sagte der Isländer, der davon ausgeht, dass Stefánsson nach seinem „Pferdekuss“ aus dem Barcelona-Spiel am Samstag in Slowenien wieder „hundertprozentig“ fit ist.

Und das wird auch nötig sein, um gegen den Champions-League-Sieger von 2004, der sich in der ersten Runde deutlich mit 36:30 in Kielce durchgesetzt hatte, zu bestehen. „Celje spielt eine bärenstarke Abwehr und läuft blitzschnelle Gegenstöße“, hat Gudmundsson bereits seine ersten Schlüsse aus der Video-Analyse gezogen. Den „Hexenkessel“ auf dem Hügel Pod Golovec kennt der Löwen-Coach übrigens als National- und Vereinstrainer aus eigener Erfahrung. „Die Stimmung dort ist einzigartig. Die Spieler werden mich nicht hören“, lacht „Gudmi“ – die Löwen werden deshalb Taten sprechen lassen müssen.

Von Thorsten Hof

 01.10.2010