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„Gehälter werden bezahlt“

Mannheim/Stockholm. Die Zeiten beim Handball Rhein-Neckar Löwen sind seit jeher unruhig. Erst recht in den vergangenen Tagen, als der Klub aus finanziellen Gründen die Trennung von den Rückraumspielern Karol Bielecki und Krzysztof Lijewski sowie den Rücktritt des einflussreichen Geldgebers Jesper Nielsen aus dem Aufsichtsrat bekanntgab. Vor dem Achtelfinal-Hinspiel im EHF-Cup heute bei IF Guif Eskilstuna (17 Uhr) sorgte eine unbedachte Äußerung von Abwehrchef Oliver Roggisch für Turbulenzen. „Pandora zahlt momentan nicht“, sagte der Nationalspieler und eröffnete damit Spekulationen um ausstehende Gehälter oder nicht eingehaltene Zahlungen des Sponsors.

Will Landin nicht zu den Löwen?

Geschäftsführer Thorsten Storm sorgte für Klarheit: „Erst einmal hat der Werbevertrag mit Pandora nichts mit den Gehältern unserer Spieler zu tun. Zweitens hat Pandora seinen gesamten Werbevertrag bereits bezahlt. Und weil wir insgesamt so treue Sponsoren und Partner haben, können auch die Gehälter der Mitarbeiter und Spieler immer bezahlt werden.“ Am Ende dieser Saison läuft der Vertrag mit Pandora jedoch nach drei Jahren aus. Das ist allerdings schon lange bekannt.

Für Gesprächsstoff sorgte zudem Niklas Landin. Der Weltklasse-Torwart, der zur neuen Saison von Bjerringbro/Silkeborg zu den Löwen wechselt, äußerte sich gegenüber dem dänischen Internetportal „sporten.dk“ über den Sparkurs bei seinem zukünftigen Klub. „Es ist ein bisschen ärgerlich, weil sich die Situation anders darstellt als bei meiner Zusage. Aber das ist das Risiko, das man durch eine so frühe Vertrags-Unterzeichnung eingeht. Ich muss jetzt das Beste daraus machen und werde genau verfolgen, mit wem ich eigentlich zusammenspielen werde“, sagte der Schlussmann, der bereits im Februar 2011 den Löwen sein Ja-Wort gab und verhalten optimistisch ergänzte: „Es kann sich auch positiv für mich entwickeln. Ich komme ja nicht in eine schlechte Mannschaft.“

Für Medienberichte, Landin werde vielleicht gar nicht zu den Badenern kommen, weil der Klub bestimmte Vertragsklauseln eventuell nicht erfüllen könnte, hat Storm kein Verständnis. „Es gibt keine Klauseln in seinem Vertrag. Ich weiß, dass viele Vereine Niklas gerne hätten. Wir haben seine Entwicklung vorausgesehen und ihn frühzeitig verpflichtet“, ärgern den Manager die Störfeuer. Er steht in ständigem Kontakt zu Landin: „Niklas freut sich auf die Löwen, die auch 2012/13 eine gute Rolle in der Bundesliga und in Europa spielen werden.“

Während es in der Heimat weiter hoch hergeht, wird die heutige EHF-Cup-Partie im schwedischen Eskilstuna für Tomas Svensson ein außergewöhnliches Erlebnis. Der 43-Jährige hat in seiner langen Karriere schon einiges erlebt, doch auch für den Torwart-Trainer der Löwen gibt es noch Premieren. „Ich habe oft gegen Ex-Klubs gespielt – aber gegen meinen Heimatverein Eskilstuna anzutreten, ist etwas Besonderes.“

Svenssons Vorfreude

Immer noch ist der schwedische Vize-Meister eng mit dem Namen Svensson verbunden. „Schon mein Vater war dort Spieler, Trainer, im Vorstand und verpasst heute noch kein Spiel. Mein Bruder Håkan ist in Eskilstuna Jugendtrainer und auch meine drei kleinen Neffen spielen dort“, freut sich Svensson auf den Familienbesuch in seiner Heimatstadt, will sich aber vor der Partie nicht von Emotionen leiten lassen. „Das ist schon ein komisches Gefühl. Aber ich muss das professionell angehen. Wir haben dort eine Aufgabe zu erfüllen und wollen den Grundstein für das Erreichen des Viertelfinales legen“, unterstreicht die schwedische Torwart-Legende.

Vergleiche mit den Löwen lassen sich kaum ziehen. „Eskilstuna hat eine fast 100-jährige Tradition, eine kleine Halle und kleine wendige Spieler. Die Löwen sind dagegen ein modernes Projekt, spielen in einer riesigen Arena und sind körperlich weit überlegen“, schaut Svensson auf das etwas ungleiche Duell in der von einem Volvo-Werk geprägten 90 000-Einwohner-Stadt.

Doch unterschätzen dürfe man die Gastgeber auf keinen Fall, warnt der 43-Jährige die dezimierte Löwen-Mannschaft. „Eskilstuna hat nichts zu verlieren und die letzten beiden Spiele gewonnen“, rechnet Svensson mit einer selbstbewussten Heimmannschaft und viel Unterstützung von den Rängen, die für 60 Minuten sicher keinerlei Rücksicht auf den verlorenen Sohn und seinen neuen Arbeitgeber nehmen werden.

Von Marc Stevermüer und Thorsten Hof
 11.02.2012