Veröffentlichung:

„Gehen unseren eigenen Weg“ (RNZ)

Heidelberg. In der letzten Woche haben die Rhein-Neckar Löwen ihre erste Saison-Niederlage kassiert. Gegen den THW Kiel waren die Gelben chancenlos. Trotzdem blickt man bei den Badenern auf beeindruckende Wochen zurück. Darüber und über andere Dinge sprach die RNZ mit Thorsten Storm, dem Manager der Löwen.

Thorsten Storm, die Löwen haben mittlerweile 14 Spiele in der Bundesliga gespielt. Wie fällt Ihr sportliches Zwischenfazit aus?

Sehr, sehr positiv. Wir sind alle enger zusammengerückt. Mannschaft, Trainer, Umfeld und Fans. Alle helfen, dass es mit den Löwen weiter voran geht.

Was fehlt den Löwen noch zu einer Mannschaft wie dem THW Kiel?

Sehr vieles. Wir können uns mit Kiel nicht vergleichen. Sie haben seit vielen Jahren sportlich Unglaubliches erreicht und sie haben mit Abstand die besten Voraussetzungen in unserer Sportart. Einnahmen aus 10.000 Dauerkarten würden uns hier auch sehr helfen. Aber darauf schauen wir nicht. Wir gehen unseren eigenen Weg mit unseren eigenen Möglichkeiten.

Wie sind Sie mit der Entwicklung der neuen Spieler zufrieden?

Absolut zufrieden. Alle haben sportlich und auch neben dem Spielfeld die Erwartungen mehr als erfüllt. Nur Matthias Gerlich ist leider noch nicht angekommen.

Es heißt, dass Matthias Gerlich unzufrieden ist mit seiner Rolle. Was nachvollziehbar ist. Kann er gehen, wenn er will? Angeblich soll der TV Großwallstadt bereits Interesse gezeigt haben.

Wenn sich keine anderen Spieler verletzen, ist Matthias bei unseren Trainern momentan nicht unter den ersten 14 Spielern und wir haben Matthias gesagt, dass er bei einem sportlich interessanten Angebot eines anderen Klubs auch wechseln könnte. Wir haben hier alle eine sehr ehrliche und offene Kommunikation. Wie sich das eben gehört. Matthias ist ein Super-Typ und ich mag ihn sehr, aber ein Handballer muss Handball spielen.

Wie läuft die Suche nach einem Ersatz für den verletzten Kapitän Uwe Gensheimer? Ein Spieler mit deutschem Pass wäre nicht schlecht, oder?

Uwe ist nicht gleichwertig zu ersetzen. Er ist nicht einfach nur ein Linksaußen. Kevin Bitz ist 19 Jahre alt und hat das gegen Kiel gut gemacht. Das war ja nicht irgendein Gegner. Alle bei uns müssen Gensel ein bisschen ersetzen. Besonders die etablierten und älteren Spieler. Aber wir sind in Gesprächen und werden die Mannschaft und Kevin Bitz im Rahmen unserer Möglichkeiten nicht im Regen stehen lassen. Es wird ein zweiter und gelernter Linksaußen dazukommen, wenn es finanziell passt.

Auffällig ist, dass der Funke so langsam auch auf die Fans überspringt. Gerade gegen Kiel wurde das deutlich …

Das stimmt. Wir verlieren mit elf Toren Unterschied gegen einen viel besseren Gegner und spielen selbst nicht gut, aber unsere Fans bleiben bis zum Ende und stehen zum Schlusspfiff auch noch auf und applaudieren uns. Das ist klasse von unseren Fans und die wichtigste Szene im ganzen Spiel!

Zum Finanziellen: Wird bei den Löwen im Moment nach wie vor mehr Geld ausgeben, als eigentlich zur Verfügung steht?

Man kann immer nur so viel ausgeben, wie einem auch zur Verfügung steht. Das ist in Essen genauso wie in Kiel oder bei uns. Wir müssen allerdings Einnahmeausfälle aus der Vergangenheit kompensieren.

Erfolge machen doch aber begehrt. Wie sieht es mit neuen Sponsoren aus? Gegen Berlin sollen ja einige potenzielle Kandidaten da gewesen sein…

Der Handball ist kein Fußball. Wir müssen für größere Partner, die international oder bundesweit unterwegs sind, lange laufen und sehr kreativ sein. Natürlich ist die SAP Arena als unser großes Plus zusammen mit den Löwen eine tolle Gelegenheit, wenn man sich als Partner im Sport präsentieren will. Und das nicht mit Millionen, sondern mit bezahlbaren Beträgen. Aber wir sind gerade erst am Anfang unseres Weges zu einem guten Image.

Wie hoch ist eigentlich der Etat der Löwen? Kann er auf diesem Level gehalten werden?

Wir geben keine Auskunft zu unserem Etat. Aber wir haben ihn deutlich gesenkt. Aber da sind wir nicht alleine. Im Handball werden alle Etats noch weiter runtergehen. Das ist auch keine schlechte Entwicklung, denn die natürlichen Einnahmen aus Eintrittskarten und Sponsorengeldern müssen die Kosten decken können. Und das ist in den seltensten Fällen so.

Von Daniel Hund