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Gekämpft, gerackert, gebissen – und doch am Ende ohne Chance
Löwen zeigen in Kiel erst eine komplette Leistung, danach immerhin großen Kampf, müssen aber wieder ohne Punkte von der Platte
Gekämpft, gerackert, gebissen – und doch klar verloren. Für die Rhein-Neckar Löwen ist im Top-Spiel der LIQUI MOLY HBL am Sonntagmittag beim THW Kiel letztlich nichts zu holen. Nach 20 starken Start-Minuten arbeitet sich der Rekordmeister ins Spiel. Die Löwen leisten sich zu viele Fehler. Zu viele, um eine Top-Mannschaft wie Kiel zu gefährden. Vor allem in der Abwehr hat man den Zebras nach und nach nichts mehr entgegenzusetzen. Am Ende steht ein 32:29 (18:14).
Die Löwen legen löwenstarke 20 Minuten aufs Kieler Parkett. Mit der Ausnahme des 5:4 (8.) sind sie ständig am Drücker, liegen nach dem 9:11 durch Philipp Ahouansou zwei Treffer vorne (20.). Faktor ist zuallererst Nikolas Katsigiannis im Tor, der in dieser Phase bei einer Fangquote von über 50 Prozent liegt, einen freien Wurf nach dem anderen den Zebra-Angreifern abkauft. Bemerkenswert zudem die Wurfquote aus dem Rückraum. Allen voran geht Andy Schmid, der am Ende der Halbzeit auf sechs Treffer bei sechs Versuchen kommt, der Offensiv-Spieler der ersten Hälfte ist – und das schönste Tor bis dahin erzielt. Auf Pass von Niclas Kirkeløkke versenkt er einen spektakulär hohen Kempa zum 2:3 (5.). Apropos Kirkeløkke: Der Däne feuert wie Schmid aus allen Rohren, bringt zur Pause vier Tore auf die Anzeigetafel.
Gekämpft, gerackert, gebissen – und doch am Ende ohne Chance: Drei Ekberg-Minuten bringen die Wende
Probleme haben die Löwen mit zunehmender Spieldauer nur dann, wenn sie voreilig den Weg an den Kreis suchen oder sich auf außen locken lassen. Weil dort der Abschluss noch gar nicht sitzen will, am Kreis kaum ein Durchkommen ist, arbeiten sich die Kieler nach und nach in die Partie. Es ist vor allem die Umstellung auf die 3-2-1-Defensiv-Variante, die den Löwen den Spielfluss nimmt. Nach dem 9:11 folgt ein 4:0-Lauf für den THW, trifft vor allem Niclas Ekberg, wie er will. Der schwedische Weltklasse-Rechtsaußen erzielt das 10:11, 12:11 und 13:11 (22.-24.). Per Schlagwurf erzielt der immer stärker aufkommende Miha Zarabec den Halbzeitstand, der mit 18:14 aus Löwen-Sicht viel zu deutlich ausfällt.
Auch das erste Tor nach der Pause erzielt der slowenische Spielmacher. Wieder per Schlagwurf. 19:14 – so geht es nicht gut los für die Löwen (31.). Comebacker Uwe Gensheimer, Ende der ersten Halbzeit gekommen, macht die ersten Löwen-Treffer in Hälfte zwei (19:15 und 19:16, 32./33.). Katsigiannis nimmt Domagoj Duvnjak einen freien Wurf weg, legt Parade Nummer neun hin (20:17, 36.). Die Löwen zeigen die Zähne, lassen sich nicht abschütteln von sich stetig steigernden Zebras. Duvnjak mit einem Doppelpack stellt dann aber doch auf 22:17 (37.). Vor allem im Positionsangriff geraten die Mannheimer an ihre Grenzen und reagieren schließlich mit dem Einsatz des siebten Feldspielers. Lukas Nilssons Fackel zum 22:18 bringt direkten Ertrag aus dieser taktischen Umstellung (39.).
Gekämpft, gerackert, gebissen – und doch am Ende ohne Chance: Am Ende ist es Leidenschaft pur
Beide Teams geben alles, schenken sich nichts in teils grenzwertigen Zweikämpfen. Weinhold sieht nach hartem Einsteigen gegen Schmid zwei Minuten (25:20, 45.). Kohlbacher zieht gegen Wiencek und Landin einen Siebenmeter, den Schmid verwandelt (25:21, 46.). Schmids Siebenmeter-Heber zum 26:22 ist nicht von diesem Stern (47.). Kiel lässt sich da nicht lumpen, legt einen Klasse-Kempa von Ekberg auf Sagosen nach (27:23, 49.). Wirklich in Schlagweite kommen die Löwen so nicht. Im Gegenteil. Nach technischem Fehler hat der THW die Chance, auf fünf Tore wegzuziehen. Gensheimer fischt den Ball weg – genauso wie die Kieler den folgenden Gegenstoß. Mit einer Auszeit des THW geht es in die finalen acht Minuten (27:23, 52.).
Gensheimer mit seinem fünften Streich hält den Rückstand weiter in Grenzen (29:25, 55.). Auf der Gegenseite kann sich Magnus Landin die Ecke aussuchen (30:25, 55.). Die Löwen versuchen es noch einmal mit extrem offensiver Deckung. Sagosen nutzt die erste Gelegenheit zum Wurf – und verwandelt (31:26, 57.). Gelaufen ist die Partie damit allemal. Aus Sicht der Löwen ist letztlich vor allem in der Abwehr kein Kraut gewachsen gegen das überragende „Waffenarsenal“ des THW.
THW Kiel – Rhein-Neckar Löwen 32:29 (18:14)
Kiel: N. Landin (1.-21. und ab 50., 4 Paraden), Quenstedt (21.-49., 4 Paraden) – Ehrig, Duvnjak (2), Sagosen (3), Reinkind (1), M. Landin (2), Weinhold (3), Wiencek (5), Ekberg (9/5), Ciudad Benitez, Dahmke (1), Zarabec (5), Horak, Bilyk, Pekeler (1)
Löwen: Katsigiannis (1.-54., 10 Paraden), Grupe (bei einem Siebenmeter und ab 55., 1 Parade) – Schmid (10/6), Gensheimer (6), Zacharias, Kirkeløkke (4), Diocou, Patrail, Knorr (1), Ahouansou (1), Abutovic, Lagergren, Horžen, Gislason, Nilsson (4), Kohlbacher (3)
Trainer: Filip Jicha – Klaus Gärtner
Schiedsrichter: Suresh Thiyagarajah & Ramesh Thiyagarajah
Strafminuten: Wiencek (2), Weinhold (4), Pekeler (2) – Kirkeløkke (2), Kohlbacher (4), Gislason (2), Diocou (2), (2 für die Bank)
Siebenmeter: 5/6 – 6/6
Siebenmeter-Paraden: Katsigiannis hält gegen Ekberg (18.)
Spielfilm: 0:1, 3:4, 5:4, 5:7, 7:9, 8:10, 9:11, 13:11, 14:12, 15:13, 16:14, 18:14 (HZ), 19:14, 19:16, 22:17, 24:20, 26:22, 27:23, 29:24, 31:27, 32:29 (EN)