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Generalprobe mit Wow-Effekt und EM-Ticket
Deutschland gewinnt letztes Spiel vor WM und qualifiziert sich „nebenbei“ für die EM 2022
Fünf Gegentore in der ersten Halbzeit und eine Leistung wie aus einem Guss: Die neu formierte deutsche Handball-Nationalmannschaft hat am Sonntagabend in Köln Österreich mit 34:20 (19:5) besiegt und mit dem vierten Sieg im vierten Spiel die Qualifikation zur EHF EURO 2022 klargemacht. Weil es zudem die letzte Partie vor dem WM-Auftakt in fünf Tagen war, kann man von einer Generalprobe mit Wow-Effekt – und EM-Ticket – sprechen. Löwe Uwe Gensheimer erzielte vier Treffer und machte wie der Rest der Truppe ein tadelloses Spiel.
Es wird eine Halbzeit der Fabelwerte. Kai Häfner erzielt noch in Minute eins das 1:0 – 29 Minuten später stehen 19 Treffer auf der Anzeigetafel. Andreas Wolff setzt in Minute sieben die erste Parade – zur Pause werden es neun sein, bei einer Fabel-Quote von über 64 Prozent. Dass Deutschland überhaupt nur fünf Gegentore kassiert in einer halben Stunde, ist schlichtweg verblüffend. Verantwortlich dafür ist in erster Linie die deutsche Abwehr. Die 6-0-Formation arbeitet akribisch, verschiebt schnell, rückt pausenlos auf die Rückraum-Schützen des Gegners heraus. Kurz: Da greift ein Rädchen in das andere. Auf der Gegenseite ist das krasse Gegenteil der Fall.
Ganz anders als zu Beginn des Hinspiels am Mittwoch bekommen die Österreicher ihre Schützen nicht in Position, werden immer wieder in Fehler getrieben. Auch der Kreis ist dicht, die Außen kommen gar nicht vor. Es ist eine Halbzeit des Grauens für Österreich, und eine geradezu traumhafte für die Deutschen. Nach Philipp Webers 5:0 kassieren sie den ersten Gegentreffer in Minute elf, bleiben danach wieder sechs Minuten ohne und ziehen auf 12:1 davon (17.). Nach dem 15:3 durch Fabian Böhm sind es zwölf Tore Vorsprung, da hat Bundestrainer Gislason bereits vier Wechsel vorgenommen (21.). Auch mit dem Quartett Marian Michalczik, Fabian Böhm, Moritz Preuss und Debütant Antonio Metzner für die allesamt überzeugenden Philipp Weber, Julius Kühn, Johannes Golla und Kai Häfner verliert das deutsche Spiel nicht an Struktur und Dominanz. Zur Pause steht es 19:5 für die DHB-Auswahl.
Die ersten neun Minuten nach Wiederanpfiff leisten sich die Deutschen ihre einzige Schwächephase. Nach dem 1:7-Lauf bittet Gislason zur Auszeit. Seine Korrekturen greifen, die Offensiv-Fehler werden umgehend abgestellt, und so springen die Jungs um Uwe Gensheimer von 20:12 (37.) wieder auf 26:13 davon (48.). Anteil daran hat insbesondere Silvio Heinevetter, der für Wolff gekommen fünf freie Würfe plus einen Siebenmeter pariert. Als Paul Drux das 29:15 erzielt, ist der Abstand der Pausenführung (plus 14) wiederhergestellt – und der Rest nur noch Formsache.
Deutschlands Torschützen: Metzner 5, Drux 4, Gensheimer 4/1, Häfner 3, Golla 3, Böhm 3, Kastening 3, Reichmann 2, Firnhaber 2, Preuss 2, Kastening 3, Kühn 1, Weber 1, Dissinger 1
Bilder: Sascha Klahn/DHB