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Gensel-Gala macht Präsente überflüssig

Mannheim. In der Halbzeitpause verteilte ein Weihnachtsmann kleine Geschenke, aber die Rhein-Neckar Löwen durften gegen die HBW Balingen-Weilstetten erwartungsgemäß keine Präsente erwarten. Erst als der überragende Uwe Gensheimer sein zwölftes von insgesamt 14 Toren zum 30:25 auf der Habenseite verbuchte (50.), war eine einigermaßen geruhsame Schlussphase zu erwarten. Die gewohnt widerspenstigen Schwaben waren geschlagen, das letzte Heimspiel der Löwen im alten Jahr nahm bis zum 36:30 (21:17)-Endstand vor 6349 Fans den erhofften Verlauf.

Dass es an ihm allein lag, dass die Partie beim zwischenzeitlichen 23:22 (39.) oder beim 27:25 (47.) nicht doch noch gefährliche Schlagseite nahm, wollte Gensheimer allerdings nicht gelten lassen. „Das war auch gut von der Mannschaft herausgespielt“, wiegelte der Friedrichsfelder ab, musste dabei entsprechend breit grinsen. „Gensel“ traf schließlich fünf Mal vom Siebenmeterpunkt, beim Gegenstoß, vom Kreis oder gar aus Einzelaktionen auf der für ihn ungewohnten rechten Seite. Der einzige Ball, der nicht sein Ziel fand, war der erste Strafwurf, den der Linksaußen auf die Latte platzierte. Dafür verwandelte er dann den Nachschuss. 14 Treffer aus 15 Versuchen – dieser Wert war einfach Weltklasse.

Und wenn vor allem im zweiten Durchgang alle so treffsicher gewesen wären wie Uwe Gensheimer, wäre die Partie wohl früher entschieden gewesen. „Da hatten wir ein paar Möglichkeiten, die wir vergeben haben. Das war schade“, meinte Trainer Gudmundur Gudmundsson, der aber einschränkte: „Ganz wegzuziehen, ist gegen solche Mannschaften immer schwer.“ Letztlich war der Isländer dann auch zufrieden mit den 36 Treffern. „Es besteht immer die Gefahr, dass Du gegen so eine Mannschaft aus der unteren Tabellenregion schlecht aussiehst – auch weil die Erwartungshaltung so groß ist.“

Es lag allerdings auch an den aufopferungsvoll kämpfenden Schwaben und den taktischen Kniffen ihres Trainers Rolf Brack, der ab der zehnten Minute im Angriff konsequent den Torwart für einen weiteren Feldspieler auswechselte. „Das hat uns zu schaffen gemacht. Da waren wir zu langsam auf den Beinen“, zollte Gensheimer dieser Variante Respekt.

Dabei waren die Löwen auf diesen bekannten Schachzug Bracks vorbereitet. „Das haben wir zwei Tage trainiert“, wunderte sich Patrick Groetzki, doch die HBW ließ immer einen anderen Spieler die Rolle des siebten Mannes übernehmen. Dass es letztlich nicht doch noch enger wurde, machte der HBW-Coach nicht nur an der individuellen Klasse der Löwen, sondern auch an zu vielen technischen Fehlern und zu wenig Kampf in der eigenen Defensive fest. „Das war nicht immer bundesliga-reif“, meinte Brack, der nun im Heimspiel gegen Gummersbach auf mehr hofft.

Die Löwen fahren am Mittwoch (19.30 Uhr) dagegen zum Kehraus nach Göppingen und haben dort die nächsten zwei Punkte fest eingeplant. „Das wird natürlich noch schwieriger als gegen Balingen. Aber vor der Weltmeisterschaft wäre es sehr wichtig, mit einem Sieg in die Liga-Pause zu gehen“, hofft Trainer Gudmundsson auf einen positiven Jahresabschluss bei FrischAuf. Und wenn dann kurz vor Silvester alle so treffen wie Uwe Gensheimer, braucht auch niemand Weihnachtsmänner oder gar Schornsteinfeger.

Von Thorsten Hof

 27.12.2010