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Uwe Gensheimer grandios
MANNHEIM. Wer in der Abwehr über weite Strecken mit einem Mann in Unterzahl spielt, der kann mit einem 36:30 (21:17)-Sieg mehr als zufrieden sein. Den Handballern des Bundesligisten Rhein-Neckar-Löwen machte gestern Abend der „siebte Mann“ des HBW Balingen-Weilstetten zu schaffen. Dank des erneut glänzend aufspielenden Uwe Gensheimer geriet der Erfolg aber nicht in Gefahr.
Im Angriffsspiel den Torwart durch einen siebten Feldspieler zu ersetzen, ist eine Spezialität des HBW, dessen Trainer Rolf Brack es den Löwen extra schwer machte, weil er immer wieder einen anderen Spieler in die Rolle des siebten Mannes schlüpfen ließ. „Wir haben es Balingen in der Abwehr auch zu einfach gemacht, da hätten wir schnellere Beine haben müssen. Außerdem konnten wir es fast nie ausnutzen, dass sie den Torhüter immer wieder einwechseln mussten“, nannte der 14-fache Torschütze Uwe Gensheimer die große Schwäche der Gastgeber. „Mit dem siebten Feldspieler sind wir gar nicht zurecht gekommen, obwohl wir das an zwei Tagen trainiert hatten“, bekannte auch Rechtsaußen Patrick Groetzki, der eine solide Partie ablieferte und dreimal traf.
Der HBW Balingen-Weilstetten deutete in den ersten zehn Spielminuten an, welch unbequemer Gegner er sein kann. Abgesehen von der taktischen Variante mit dem siebten Angriffsspieler beeindruckte die Mannschaft mit einer geringen Fehlerquote im Passspiel und Abschluss, einer aufmerksamen Abwehr und hatte in Vlatko Mitkov einen „Halbrechten“, der trocken aus dem Rückraum abzieht und auch einen Weltklasse-Torwart wie Slawomir Szmal alt aussehen lässt.
Die Rhein-Neckar-Löwen hielten mit variantenreichem Offensivspiel dagegen, wobei der anfangs bei ein, zwei Aktionen nicht ballsicher wirkende Karol Bielecki sich in der ersten Halbzeit mit zwei Toren zufrieden geben musste und auch im zweiten Durchgang nicht richtig in die Gänge kam. Nach dem 7:6-Zwischenstand (13.) setzten sich die Rhein-Neckar-Löwen mit dem von Gensheimer verwandelten Tempogegenstoß (14.) und einem Wurf von Olafur Stefansson ins kurze Eck (15.) erstmals auf drei Tore ab. Als Gensheimers Pass Bjarte Myrhol fand und der per Konter zum 14:9 (22.) traf, war der Vorsprung auf beruhigende fünf Tore angewachsen.
In den ersten zehn Minuten nach der Pause wurde es aber eng für die Gastgeber, die mit ihren Chancen allzu fahrlässig umgingen und nach einer Zeitstrafe gegen Myrhol in der 36. Minute ins Schwimmen gerieten. Balingen nahm die beiden „Halben“ im Löwen-Rückraum, Bilecki und Stefansson, mit kurzer Deckung aus dem Spiel und kam durch einen von Benjamin Herth verwandelten Strafwurf (38.) und einen Konter von Dennis Wilke (38.) auf 22:23 heran.
In dieser entscheidenden Phase waren die Gäste von der Schwäbischen Alb aber nicht abgezockt genug. „Wir haben im Konterspiel drei, vier Bälle nicht verwandelt, die man als Bundesliga-Spieler einfach verwandeln muss“, ärgerte sich Rolf Brack, der auch 13 technische Fehler seiner Mannschaft „nicht auf Bundesliga-Niveau“ sah. Auf der anderen Seite hatten die Löwen den grandios aufspielenden Uwe Gensheimer!
Rhein-Neckar-Löwen: Szmal, Fritz (ab 30.) – Stefansson (2), Lund (3), Bielecki (3) – Groetzki (3), Gensheimer (14/5) – Gunnarsson (2) – Myrhol (4), Schmid, Tkaczyk (4), Cupan (1), Sesum (n.e.), Sigurdsson (n.e.)
HBW Balingen-Weilstetten: Marinovic, Zoubkoff (25. bis 30.) – Mitkov (4), Herth (10/5), Schlinger (2) – Wilke (2), Sauer (1) – Strobel (3) – Ilitsch (1), Boisedu (3), Temelkov, Ettwein (3), Schuldt (1), Hojc (n.e.)
Spielfilm: 3:3 (8.), 5:3, (9.), 7:6, (13.), 10:7(17.), 14:9 (22.), 16:10 (24.), 19:15 (29.) 21:17 (Halbzeit), 22:18 (33.), 23:22 (38.), 26:22 (40.), 30:25 (50.), 33:29 (57.) – Strafminuten: 8/4 – Siebenmeter: 6/5 – 6/5 – Beste Spieler: Gensheimer, Lund – Herth, Mitkov – Zuschauer: 6349 – Schiedsrichter: Schulze/Tönnies (Magdeburg).
Von Christian Gaier
27.12.2010