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„Gensel“ schießt Löwen nach Hamburg

Göppingen. Der Pokal-Kampf hatte die letzten Kraftreserven gefordert, doch nach dem 33:29 (15:14)-Sieg bei Frisch Auf Göppingen reichte es bei Uwe Gensheimer immer noch für einen kleinen Sprung an der Balustrade, um mit den eigenen Fans abzuklatschen – und die Autogramme schrieben sich ohnehin fast von selbst. Mit 12/2-Toren schoss der Linksaußen die Rhein-Neckar Löwen fast im Alleingang zum Final Four in Hamburg. Die Badener greifen am 10./11. April damit bereits zum fünften Mal in Folge nach dem begehrten DHB-Pokal.

„Form bei EM angedeutet“

Doch trotz seiner Gala-Vorstellung blieb der Nationalspieler wie immer bescheiden. „Natürlich war das nicht schlecht, aber Goggi hätte die Tore auch gemacht“, dachte „Gensel“ mitten im Triumph an seinen am Knie verletzten Kapitän Gudjon Valur Sigurdsson. „Und außerdem konnte ich ja heute 60 Minuten durchspielen“, blickte der Linksaußen verschmitzt auf seine Bilanz. Beeindruckt hatte er damit allerdings Ola Lindgren. „Diese Form hatte er schon bei der EM angedeutet. Wenn Sigurdsson ausfällt, ist das natürlich doppelt wichtig“, freute sich der Trainer aber nicht nur über Gensheimers Quote, sondern auch über das Erreichen des ersten Saisonziels. „Darauf können alle stolz sein, die da hinfahren“, meinte der Schwede. „Wir haben diesen Sieg wohl etwas mehr gebraucht“, atmete nicht zuletzt Geschäftsführer Thorsten Storm mit Blick auf das Hammer-Programm nach der EM-Pause durch. „Vor allem wie die Mannschaft dagegengehalten hat, war überzeugend“, zeigte sich der Manager mit Einsatz und Spielkultur zufrieden.

Für die Kreativität stand einmal mehr Ólafur Stefánsson, der sich zwar als Schütze zurückhielt, aber in den entscheidenden Momenten des zweiten Durchgangs immer wieder den freien Mann sah und vor allem die Außen in Szene setzte. „Das war unser Plus heute“, meinte Patrick Groetzki, der fünf Treffer erzielte. Und selbst von der hitzigen Atmosphäre, die 4650 Fans erzeugten, ließen sich die Löwen nicht beeindrucken. Weder im ersten Durchgang, als ein 9:5-Vorsprung (13.) bis zum 15:14-Pausenstand für die Badener wieder zusammenschmolz, noch in der zweiten Halbzeit, als die Hektik mit der Roten Karte für Harbok (39.) ihren vorläufigen Höhepunkt fand. Beim Stand von 20:18 für die Löwen hatte der Weißrusse Lars Kaufmann unsportlich angegangen.

Doch Kaufmann selbst verlor nach dem Anschlusstreffer für Göppingen die Nerven, als er nach einer Siebenmeterentscheidung und einer Zeitstrafe gegen ihn abwinkte und danach gleich vier Minuten auf die Strafbank musste (41.). Die Löwen nutzten diese Phase eiskalt aus und erhöhten von 22:19 auf 25:19 (44.). Göppingen kam zwar nochmals auf 27:25 (50.) heran, doch die Schwaben produzierten einfach zu viele technische Fehler, die die Löwen im Stil einer Klasse-Mannschaft bis zum 33:29 immer wieder mit Tempogegenstößen bestraften.

Nun schauen heute alle gespannt auf die Auslosung für Hamburg, Top-Favorit Kiel ist nach der Niederlage in Gummersbach schon nicht mehr im Topf. Groetzki würde am liebsten im Halbfinale gegen Nettelstedt-Lübbecke Revanche für die Liga-Niederlage nehmen und hat dann einen großen Traum: „Beim fünften Mal wären wir doch einfach mal dran, oder?“

Von Thorsten Hof

 08.02.2010