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Gensheimer will’s wissen: EM zum Greifen nah
Mannheim. Er ist das Gesicht der Rhein-Neckar Löwen. Keiner könnte den Handball in Mannheim besser verkörpern als Uwe Gensheimer. In Friedrichsfeld aufgewachsen, bei den Löwen eine kleine Ära geprägt. Der 23-Jährige machte den Durchmarsch von der Zweiten Liga bis ins Halbfinale der Champions League mit. Die Bodenhaftung hat er dennoch nie verloren.
Und jetzt will der Linksaußen in seiner Heimatstadt den entscheidenden Schritt Richtung Europameisterschaft machen. In der Mannheimer SAP Arena, nicht weit von seinem Elternhaus entfernt, trifft der sympathische Rechtshänder morgen (20.15 Uhr) mit der deutschen Nationalmannschaft im letzten Testspiel vor der EM in Österreich auf Brasilien. Der Traum vom ersten großen Turnier ist zum Greifen nah – und so realistisch wie niemals zuvor.
Zwar musste der 1,88-Meter-Mann zuletzt bei den beiden Testspiel-Niederlagen gegen Island wegen einer Wadenzerrung zuschauen, für den Härtetest morgen gegen die Südamerikaner meldete er sich aber wieder fit: „Ein Einsatz gegen Island hätte nicht viel gebracht. Vielleicht wäre die Verletzung sogar noch schlimmer geworden. In Mannheim möchte ich aber wieder dabei sein.“
Und vor „seinem“ Publikum will Gensheimer noch einmal Werbung in eigener Sache machen. Seine seit Jahren in der Nationalmannschaft gesetzten Rivalen Torsten Jansen und Dominik Klein schafften es am vergangenen Wochenende auf jeden Fall nicht, sich im Konkurrenzkampf um die zwei freien EM-Plätze für die Linksaußenposition einen deutlichen Vorsprung zu verschaffen. Dennoch dürfte der erfahrene Jansen – allein schon wegen seiner Defensivstärke – seinen EM-Platz in der Tasche haben. Im Gegensatz zu Klein, der es in den drei Testspielen in diesem Jahr bislang auf einen einzigen Treffer brachte und auch beim THW Kiel zuvor seiner Form hinterherlief. Die Entwicklung des Weltmeisters von 2007 stagniert.
Ganz anders sieht es hingegen bei Gensheimer aus: Hinter dem 23-Jährigen liegt ein fantastisches Jahr. Publikumsliebling bei den Löwen war er immer schon. Doch in den vergangenen zwölf Monaten reifte er auch noch zum Leistungsträger. Der gebürtige Mannheimer ist mittlerweile eine echte Persönlichkeit auf der Platte. Kein Wunder, dass der badische Bundesligist den Vertrag des Eigengewächses bis 2012 verlängerte. Denn Typen zum Anfassen brauchen die Löwen. Willensstärke, Entschlossenheit, Herzblut – all das verkörpert Gensheimer. „Uwe hat an der Seite von Gudjon Valur Sigurdsson einen weiteren großen Entwicklungsschritt gemacht und ist vom Wurfrepertoire der beste deutsche Linksaußen“, rührt Löwen-Manager Thorsten Storm vor dem Test gegen Brasilien noch einmal die Werbetrommel für den Mannheimer. Allerdings weiß der Geschäftsführer auch, wie schwer Heiner Brand die Entscheidung fallen wird. „Gott sei Dank bin ich kein Bundestrainer.“
Gensheimer blickt dem letzten Härtetest und seiner Bewährungschance in seinem „Wohnzimmer“ entspannt entgegen. Er macht sich keinen Druck, sondern genießt die Vorfreude. „Ich bin heiß auf dieses Spiel. Die Stimmung in der SAP Arena ist immer gigantisch. Für mich ist diese Partie etwas ganz Besonderes.“
Von Marc Stevermüer
12.01.2010