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Gensheimers Eigenwerbung

Mannheim. Mit dem erhofften deutlichen Testspielerfolg hat die deutsche Handball-Nationalmannschaft die Vorbereitung auf die Europameisterschaft beendet. Mit 34:22 (17:14) gewannen die Schützlinge von Bundestrainer Heiner Brand in der Mannheimer SAP-Arena die EM-Generalprobe gegen Brasilien und haben sich dabei für die Titelkämpfe in Österreich (19. bis 31. Januar) warmgeworfen. Allerdings knirschte im ersten Durchgang noch viel Sand im deutschen Getriebe. „Richtig gut war das nicht, denn wir waren vor allem in der ersten Halbzeit zu langsam auf den Beinen“, sagte Michael Müller und stellte fest: „Wir haben noch viel Luft nach oben.“

Dabei hatte die Auswahl des Deutschen Handball-Bundes (DHB), bei der mit Michael Haaß, Uwe Gensheimer und Christoph Theuerkauf drei Wackelkandidaten in der Startformation standen, vor den 11 000 Zuschauern zunächst einen Auftakt nach Maß hingelegt und schnell auf 4:1 vorgelegt. Allerdings offenbarte die von Oliver Roggisch dirigierte Abwehr erneut einige Abstimmungsprobleme und ließ zu viele Gegentreffer zu. Das nachlässige Defensivverhalten seiner Schützlinge brachte Bundestrainer Brand früh auf die Palme – bereits in der neunten Spielminute bat er seine Schützlinge beim Stand von 6:5 zum Rapport.

Zwar lagen die ohne Holger Glandorf angetretenen Gastgeber – der Linkshänder des TBV laboriert nach wie vor an einer Oberschenkelzerrung und wurde deshalb geschont – stets in Führung, doch richtig absetzen konnte sich der Weltmeister von 2007 gegen den Gegner des damaligen WM-Eröffnungsspiels nicht. Immerhin sorgten Routinier Torsten Jansen und der für Glandorf kurzfristig nachnominierte Steffen Weinhold mit ihren beiden späten Toren für die 17:14-Halbzeitführung. „Und in seiner Pausenansprache hat der Bundestrainer die richtigen Worte gefunden“, gab Müller nach der Schlusssirene und einer guten Leistung der DHB-Auswahl in der zweiten Halbzeit zu Protokoll.

Denn nach dem Seitenwechsel drehten die Deutschen auf und begeisterten die Fans phasenweise mit torreichem Tempohandball. Dabei brachte sich besonders Gensheimer bei seinem ganz persönlichen Heimspiel – das Elternhaus des Mannheimers liegt nur einen Steinwurf von der Arena entfernt – beim Bundestrainer in Erinnerung. Mit zehn Toren war der Linksaußen der Rhein-Neckar Löwen mit Abstand bester deutscher Werfer und betrieb im Rennen um einen Platz im 16-köpfigen EM-Kader beste Eigenwerbung. Sein Löwen-Teamkollege Müller war gegen den Panamerika-Meister, der in der zweiten Halbzeit konditionell stark abbaute, zwei Mal erfolgreich.

Bis spätestens Samstag muss Brand nun noch drei Akteure aus seinem derzeit 19 Spieler umfassenden Aufgebot streichen. Mit dem Duell gegen den WM-Dritten Polen startet die DHB-Auswahl am kommenden Dienstag ins EM-Turnier in der Alpenrepublik.

Von Christof Bindschädel

 14.01.2010